Menden. Auf Einladung der Buchhandlung Daub gastiert Subotic am Montag auf der Wilhelmshöhe.
Die Wilhelmshöhe in Menden hat als Veranstaltungsort schon einige interessante Abende erlebt. Am Montag dürfte ein weiterer anstehen. Im Rahmen des „Bücherherbstes“ der Buchhandlung Daub begrüßt Andreas Wallentin ab 19 Uhr den ehemaligen Profi-Fußballer Neven Subotic. In der Hönnestadt dürfte der frühere Spieler von Borussia Dortmund, dem 1.FC Köln und dem 1. FC Union Berlin viele Anhänger besitzen.
Neven Subotic ist auch abseits des Fußballplatzes eine interessante Persönlichkeit. Seit gut einem Jahrzehnt sorgt er mit seiner Stiftung dafür, dass Menschen in Afrika der Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht wird. Zuletzt ließ er mit seinem Buch „Alles geben“ aufhorchen. Aus diesem Buch wird er am Montag vorlesen und ein Gespräch mit dem Mendener Journalisten Thomas Hennecke führen. Hennecke, der rund drei Jahrzehnte für das Kicker Sportmagazin gearbeitet hat, ermöglichte den Besuch von Neven Subotic.
Thomas Hennecke, was erwartet die Besucher am Montag auf der Wilhelmshöhe?
Thomas Hennecke: Die Begegnung mit einem Menschen, der ein ungewöhnlich persönliches und sehr authentisches Buch geschrieben hat. Die Story seines Lebens handelt nicht von Titeln, Toren und Triumphen, sondern davon, die Welt etwas besser und gerechter zu machen. Dafür hat Neven mit dem Fußball und mit dem verschwenderischen Luxus seiner Zeit als Profi gebrochen. Manche Passagen lesen sich, als würde er es rückblickend als persönlichen Irrtum ansehen, im Profigeschäft gelandet zu sein.
Wie ist es zu diesem Abend aus Bücherlesung und Gespräch gekommen?
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Als das Buch im Juni auf den Markt kam, war Andreas Wallentin und mir schnell klar, dass wir unbedingt versuchen sollten, Neven nach Menden zu holen. Bei Agentur und Verlag türmten sich dann schnell die Anfragen für ihn. Mein persönlicher Draht zu ihm hat dann sicher ein bisschen geholfen, dass er zugesagt hat: Wir kennen uns seit 14 Jahren. Normalerweise bestreitet er seine Lesungen „solo“, für den Abend auf der Wilhelmshöhe macht er eine Ausnahme.
Sie haben im Laufe Ihres beruflichen Wirkens viele Fußballer kennengelernt. Wann merkt man da eigentlich, dass einem jemand gegenübersteht, der schon ein wenig anders ist als viele seiner Berufskollegen?
Neven war erst 23, als er seine Stiftung gründete. Ihm lag schon früh in seiner Karriere mehr daran, über sein Wirken in Afrika als über den nächsten Gegner in der Bundesliga zu reden. Gespräche mit ihm besaßen Substanz und Tiefe - nach einem Leben in Saus und Braus nahm immer mehr Gestalt an, dass hier jemand für sich nach dem wahren Sinn des Lebens suchte. Von Neven per Mail direkt und unmittelbar etwas über seine Äthiopien-Reisen zu erfahren, während seine Kollegen im Urlaub auf einer gemieteten Yacht vor Ibiza schipperten, war faszinierend.
Was waren denn Ihre ersten Gedanken, als Sie das Buch von Neven Subotic gelesen haben?
Seine Selbstkritik ist außergewöhnlich. Das gilt gleichermaßen für die Radikalität, mit der Neven sich vom Fußball abnabelt. Und abgesehen von grundsätzlichen Zweifeln an allen kommerziellen und moralischen Exzessen de Fußballs - Neven setzt in seinem Buch niemanden auf die Anklagebank, nur sich selbst. Das macht diese 270 Seiten aber um so lesenswerter, weil sie schonungslos ehrlich sind.
In seinen Buch zeichnet Neven Subotic ein sehr klares Bild vom Profi-Fußball. Es könnte von der Seite des Fußballs mehr in Richtung der sozialen Probleme des Lebens passieren. Nimmt der Profi-Fußball so etwas überhaupt wahr?
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In Maßen schon. Joshua Kimmich, Leon Goretzka oder Marco Reus spendeten für Corona-Aktivitäten jeweils eine halbe Million Euro, andere wie Mats Hummels oder Julian Nagelsmann zweigen bei der Aktion „Common Goal“ immerhin ein Prozent ihres Gehaltes für soziale Zwecke ab. Das ist natürlich lobenswert, aber das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein: Wer zehn Millionen Euro im Jahr verdient und 100.000 Euro davon abgibt, dem muss man kein Denkmal bauen.
Sie kennen Neven Subotic seit vielen Jahren. Wohin wird der Weg des einstigen Spielers führen?
Ein Zurück in den Fußball als Trainer oder Manager schließe ich aus. Neven hat mit seiner Stiftungsarbeit eine Lebensaufgabe gefunden, für die er sich mit Haut und Haaren einbringt. Jürgen Klopp schreibt in seinem Vorwort, dass Neven „eine höhere gesellschaftliche Verantwortung spürt als jeder andere.“ Damit hat er wohl recht.