Bösperde. Kathrin von Estorff hat die Handballschuhe an den Nagel gehängt. Dafür hat die ehemalige Spielerin der DJK Bösperde diese guten Gründe.
Kathrin von Estorff hat in den vergangenen Jahren den Handballsport in Menden mitentscheidend geprägt. Nachdem sie in der vergangenen Saison mit der DJK Bösperde eine Verbandsliga-Saison wie aus dem Bilderbuch spielte, die mit der Meisterschaft und nur einem verlorenen Spiel endete, hat sich die 34-Jährige dazu entscheiden, die Handballschuhe an den Nagel zu hängen.
Während ihre ehemaligen Teamkolleginnen bereits in die Vorbereitung auf die neue Saison gestartet sind, widmet sich Kathrin von Estorff neuen Aufgaben. Welche das sind, warum sie ihre aktive Laufbahn beendet hat und wie sie die vergangene Saison bei der DJK Bösperde erlebt hat, erzählt sie im Gespräch mit der Westfalenpost.
Frau von Estorff, für die Handballerinnen und Handballer hat die Vorbereitung begonnen. Wie ist das für ein Gefühl nach so vielen Jahren nicht mehr dabei zu sein?
Kathrin von Estorff: Tatsächlich vermisse ich das nicht. Es ist schon ein befreiendes Gefühl. Natürlich denke ich schon an die Mädels von der DJK Bösperde und an den Handballsport. Aber ich muss ehrlich sagen, ich bin jetzt 34 Jahre alt. Ich habe mich bewusst gegen die ganzen Verpflichtungen entschieden. In der Vorbereitung müsste ich jetzt drei oder vier Mal in der Woche zum Training inklusive die Spiele am Wochenende. Da habe ich mich bewusst gegen entschieden und ich bereue das nicht.
Wie verbringen Sie stattdessen Ihre Zeit?
Ich brauchte erst einmal für mich diesen persönlichen Cut. Ende Mai war ja das letzte Spiel und auch meine ehemaligen Mitspielerinnen brauchten erst einmal eine Pause, das weiß ich. Ich bin als Lehrerin nach der Zeugnisvergabe direkt in den Urlaub gefahren. Das tat echt gut, um herunterzukommen. Seit knapp einer Woche mache ich jetzt im Garten bei gutem Wetter tatsächlich 30-Minuten-Workouts. Da bin ich ganz ungebunden. Ich kann nämlich meinen inneren Schweinehund auch sehr gut alleine besiegen.
Was waren letztlich genau die Gründe, warum Sie aufgehört haben?
Ich bin jetzt fast 35 Jahre alt. Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass es ohne meinen Physio, den Christian Heinrich, in den vergangenen Jahren nicht mehr möglich gewesen, verletzungsfrei Handball zu spielen. Es ist zwar eine Floskel, aber ab 30 Jahren merkt man, dass sich der Körper verändert. Ohne Christian Heinrich, dem ich an dieser Stelle danken möchte, hätte ich mit meinen Achillessehnenreizungen, schon viel früher aufhören müssen. Viele meiner Gegenspielerinnen wussten davon gar nichts. Ich habe das aber auch nicht an die große Glocke gehangen oder groß herumgejammert. Außerdem bin ich der Meinung, dass man irgendwann den Absprung schaffen und die Jüngeren heranlassen muss. Ich hatte ja auch meine Jahre. Zudem fehlten mir mit Sandra Rohländer, Kim Rütting, ehemals Novak, und Kerstin Vogel, ehemals Klawitter, meine drei besten Freundinnen, mit denen ich auch bei der DJK noch gespielt habe, die aber schon vor mir aufgehört hatten.
Ist dieses Karriereende denn in Stein gemeißelt oder planen Sie doch noch einmal aufs Parkett zurückzukehren?
Nein, Handball ist definitiv Geschichte. Ich möchte für mich ein neues Kapitel aufschlagen. Ich möchte viel reisen und auch ein bisschen mehr an mich denken, ohne, dass das egoistisch klingen soll.
Mit der DJK Bösperde sind Sie in der vergangenen Saison in der Verbandsliga Meister geworden. Wie haben Sie die Spielzeit erlebt?
Die schönsten Momente waren tatsächlich die drei Aufstiege bis zur Oberliga. Dass ich das noch einmal so miterleben durfte, fand ich echt schön. Das letzte Heimspiel im Mai war für mich dementsprechend sehr emotional. Von den Mitspielerinnen und den Fans diese Wertschätzung bekommen zu haben, war für mich sehr rührend. Generell habe ich die vergangenen fünf Jahre in Bösperde sehr positiv erlebt.
Bei der DJK Bösperde gibt es ja jetzt einen kleinen Umbruch und mit Martin Centini auch einen neuen Trainer. Glauben Sie, dass das Team an die Erfolge aus der vergangenen Saison anknüpfen kann?
Das glaube ich schon. Ich bin auf jeden Fall gespannt und werde mich sicherlich das eine oder andere Mal in der Halle blicken lassen und schauen, was die Mädels so aufs Parkett zaubern.