Menden. Die 17-Jährige Boxerin des SV Menden erreicht bei der U19-Europameisterschaft in Bulgarien das Viertelfinale. Sie verfehlt die erhoffte Medaille.

Als Vizeeuropameisterin in der U17 ging für Mendens große Boxhoffnung Chrisovalantou „Chrissa“ Koutsochrisou in der georgischen Hauptstadt Tiflis im vergangenen Jahr der große Stern auf. Anschließend folgte für die Sportlerin des SV Menden der Gewinn der deutschen Meisterschaft. Daraufhin wurde sie vor wenigen Wochen auch bei der Mendener Sportlerehrung als Sportlerin des Jahres 2021 ausgezeichnet und erhielt die Sportlermedaille in Gold.

Schon da formulierte sie das Ziel, dass sie bei den diesjährigen Europameisterschaften in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wieder ein Medaille gewinnen möchte. Doch das gelang ihr nicht ganz, denn vor knapp einer Woche scheiterte sie dort im Viertelfinale. Allerdings auch in der U19 und in der Klasse bis 60 Kilogramm – also eine Alters- und Gewichtsklasse höher. Im Gespräch mit der Westfalenpost berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Frau Koutsochristou, am vergangenen Freitag sind Sie aus Sofia zurückgekehrt. Was haben Sie seitdem gemacht?

Chrissa Koutsochristou: Ich habe die Tage genutzt, um Pause zu machen und mich von dem Turnier zu erholen. Denn es waren schon intensive drei Wochen. Ich habe seitdem auch nicht trainiert. Aber demnächst möchte ich wieder ganz langsam wieder loslegen. Ansonsten gehe ich auch wieder normal zur Schule. Die Ferien sind ja auch leider vorbei. Es beginnt wieder der normale Alltag.

Sprechen wir über die Europameisterschaften. Sie sind insgesamt drei Wochen in Bulgarien gewesen. Wie war die Lage vor Ort, nachdem Sie in Sofia gelandet sind?

Es war so, dass wir mit dem deutschen Team eine Woche Trainingslager vor Ort hatten. Wir haben uns dort noch einmal ganz speziell auf das Event vorbereitet. Ich habe dort dreimal am Tag trainiert. Und ich musste auch auf mein Gewicht aufpassen, denn es wurde alles streng kontrolliert.

Wie lief dann das Turnier an sich für Sie ab?

Zunächst gab es die Auslosung. In meiner Klasse gab es insgesamt zehn Kämpferinnen. Ich hatte leider das Pech und musste direkt im Achtelfinale antreten, während andere Boxerinnen schon direkt im Viertelfinale standen. Im Achtelfinale habe ich gegen Sara Melgard aus Norwegen gekämpft. Das war eine Gegnerin, die älter als ich und schon im vergangenen Jahr bei der U19-EM am Start war. Ich war vor und nach dem Kampf extrem aufgeregt. Aber es lief für mich richtig gut und ich habe den Kampf einstimmig gewonnen.

Wie ging es dann weiter?

Der zweite Kampf war gegen Tamara Kubalova aus der Slowakei. Allerdings gab es da für mich ein Problem. Zwischen den beiden Kämpfen hatte ich drei Tage Pause. Da habe ich natürlich weitertrainiert und mich dabei leicht am Rücken verletzt. Dort war ein Nerv eingeklemmt. Ich musste daraufhin auch Medikamente nehmen und die Sauna besuchen. Wir haben alles versucht, aber die Schmerzen gingen nicht weg. Meine Gegnerin war auch sehr erfahren. Ich bin dann in den Kampf nicht so gut hereingekommen. Tamara Kubalova war auch extrem groß. Gegen so eine große Boxerin hatte ich vorher noch nie gekämpft. Und sie hatte sehr lange Arme. Und egal, was ich gemacht habe, sie konnte mich die ganze Zeit sehr gut treffen. Ich war ständig in Deckung und musste aufpassen, nicht noch mehr Treffer einzustecken. In der ersten Runde war ich noch gut dabei. Danach habe ich aber abgebaut. Zudem habe ich während des Kampfes eine Kontaktlinse verloren. Es lief leider wirklich vieles gegen mich an diesem Tag.

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Ergebnis? Sind Sie enttäuscht, dass es keine Medaille geworden ist oder doch eher stolz?

Es ist eine Mischung aus beidem. Aber in erster Linie bin ich schon enttäuscht, dass es keine Medaille geworden ist. Trotzdem bin ich froh, dass ich diese Erfahrung machen konnte. Ich muss mich auch erst einmal an die neue Alters- und Gewichtsklasse gewöhnen.

Sie sprechen die neue Klasse schon an. Was war da anders als im vorherigen Jahr?

Ich habe gemerkt, dass die Gegnerinnen erfahrener sind. Das Niveau ist bei der U19 auf jeden Fall höher. Zudem ist es schon ein Unterschied, ob man dreimal zwei Minuten oder dreimal drei Minuten kämpft. Denn hier muss ich schauen, wie ich mir meine Kräfte besser einteile. Die Ausdauer geht über eine längere Distanz natürlich schneller verloren.

Mit der Erfahrung aus dieser Europameisterschaft. Woran müssen Sie in Zukunft vielleicht noch arbeiten, damit Sie noch besser abschneiden könnten?

Ich muss vor allem an meiner mentalen Stärke arbeiten. Es war mit meiner Aufregung wirklich schlimm. Ich muss lernen, das noch mehr zu kontrollieren. Zudem muss ich gegen solche starken Gegnerinnen noch mehr an meiner Konstanz und der Ausdauer arbeiten. Und im zweiten Kampf hatte ich auch technisch einige Fehler drin. Trotzdem lerne ich aus dieser Niederlage und bin zuversichtlich, dass ich es in Zukunft noch besser gemeistert bekomme.