Lendringsen. Nach dem Spielabbruch bei der Iserlohner TS gibt es für den Mendener eine lange Pause. Die Begründung ist einleuchtend.
Lange musste das Kreissportgericht um den Vorsitzenden Michael Nitschke (SSV Kalthof) nicht überlegen, als die Beweisaufnahme abgeschlossen war. In nur zehn Minuten Bedenkzeit fällten sie das Urteil und verpassten einem Spieler einen gehörigen Denkzettel.
Gut einen Monat sind die Vorkommnisse auf dem Sportplatz an der Grüner Talstraße in Iserlohn nun her. Das A-Ligaspiel zwischen der Iserlohner TS und Olympos Menden wurde nach Tumulten und Handgreiflichkeiten abgebrochen. Nun wurde der Fall vor dem Kreissportgericht noch einmal aufgerollt. Zwei Fragen standen im Zentrum des Interesses: Waren die Roten Karten gegen ITS und Olympos in der Schlussphase berechtigt und war der Abbruch der Partie vertretbar? Drei Zeugen, darunter der Schiedsrichter Christian Bajer sollten mit ihren Aussagen zur Urteilsfindung beitragen. Antonio Scapolaro, Rotsünder von Olympos Menden in diesem Spiel, fehlte unentschuldigt und wurde am Ende am härtesten bestraft.
Spieler nur suspendiert
Aufatmen konnte das Sportgericht bereits zu Beginn, als eine der zentralen Fragen beantwortet wurde: Olympos hat seine drei betroffenen Spieler nur suspendiert und nicht aus dem Verein geworfen. „Wir haben sie nur mannschaftsintern suspendiert und vom Spielbetrieb ausgeschlossen“, erklärte Olympos-Trainer Orgel Kakiris. „Das ist gut, dadurch wird die Sache für uns deutlich einfacher“, war Michael Nitschke erleichtert über die Nachricht. Wären die Spieler rausgeworfen worden und somit vereinslos, hätten sie vom Sportgericht nicht bestraft werden können.
Über die Roten Karten, die beide in der 81. Minute des Spiels verhängt wurden, gab es keine zwei Meinungen. „Die waren beide absolut berechtigt, da gibt es nichts zu diskutieren“, betonte ITS-Trainer Jonny Jobczyk. Nach einem ausgebliebenen Pfiff nach einem vermeintlichen Foulspiel gerieten der Iserlohner Lirim Gashi und Olympos-Spieler Antonio Scapolaro aneinander. „Es gab eine Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Spielern und dann wurden sie handgreiflich“, erinnerte sich Jobczyk. „Unser Spieler ist geschlagen worden, leider hat er daraufhin falsch reagiert mit einer Kopfnuss“, gestand Kakiris. Schiedsrichter Baier zeigte beiden die Rote Karte. Doch damit nicht genug.
Tumulte vor dem Klubhaus
Auf dem Weg zur Kabine gerieten beide Spieler wieder aneinander. „Beide sind vom Platz runter gegangen, vor dem Klubhaus kam es dann zu einer Rudelbildung und es sind Fäuste geflogen“, schilderte Jobczyk die Szene aus seiner Sicht. „Unser Spieler ist übel beleidigt worden, das hat Scapolaro verstanden und wollte zum ITS-Spieler hin“, ergänzt Kakiris. Zuschauer sollen versucht haben, beide voneinander zu trennen, bis plötzlich ein vermeintlicher Betreuer der Iserlohner auftauchte. „Er hat versucht, Scapolaro eine zu verpassen und hat wild um sich geschlagen. Die Iserlohner haben uns dankenswerterweise den Namen des Mannes mitgeteilt“, sagt der Olympos-Trainer.
Schiedsrichter Baier sah sich die Szenen an und schickte daraufhin beide Mannschaften in die Kabine, um die Emotionen rauszunehmen. „Ich bin dann in meine Kabine rein und wollte nach 15 Minuten wieder anpfeifen. Ich habe dann einen Zuschauer bemerkt, der sagte „den packen wir uns“. Da habe ich mich mit den beiden Kapitänen unterhalten und entschieden, die Partie abzubrechen, bevor noch mehr passiert“, erklärte der junge Schiedsrichter. „Das ist von der Vorgehensweise her absolut vorbildlich gelöst“, lobte Nitschke die Entscheidung Baiers. „Die Stimmung war so aufgeheizt, da hätte es keinen Sinn ergeben, weiterzuspielen“, fand ITS-Kapitän Niklas Mergner die Entscheidung richtig. Auch Olympos-Kapitän Kastriot Veseli akzeptierte die Entscheidung. „Ich fand den Abbruch gerechtfertigt, wegen der Schlägereien und dem fehlenden Ordnern“, sagte der Mendener.
Acht Monate Pause für Wiederholungstäter
Vor der Urteilsfindung kritisierte Orgel Kakiris noch einmal den Umgang mit seiner Mannschaft: „Wir werden hier an den Pranger gestellt und müssen uns von Spielern trennen, aber der Iserlohner Spieler, der die Leute geschlagen hat, steht jedes Wochenende auf dem Feld“, ärgert sich der Olympos-Trainer. Der Iserlohner wurde nicht als Beschuldigter benannt und ist entsprechend kein Gegenstand der Verhandlung gewesen.
Das Gehörte reichte dem Sportgericht aus, um ein Urteil zu fällen: So wird das Spiel für beide Mannschaften mit 0:2-Toren und null Punkten als verloren gewertet. „Das können wir entscheiden, wenn nicht klar ist, welche Partei letztlich für den Abbruch verantwortlich ist“, klärt Nitschke auf. Für den ITS-Spieler Lirim Gashi gibt es eine Sperre von sechs Wochen. „Wir bleiben hier am unteren Ende der Möglichkeiten, weil der Spieler geständig war“, begründet der Vorsitzende die Entscheidung.
Für Entsetzen sorgte dann die Strafe gegen Scapolaro, der für acht Monate nicht mehr spielen darf. „Er ist kein unbeschriebenes Blatt vor dem Sportgericht und wurde schon mehrfach wegen solcher Vergehen bestraft. Er muss endlich mal lernen, dass der Sportplatz keine Spielwiese ist, um seine Aggressionen auszuleben. Ich verstehe, dass Olympos über die Höhe der Strafe verärgert ist, aber er muss es spüren, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert wird. Das hat auch Olympos nicht verdient“, betonte Nitschke abschließend.