Bösperde. Am Jugendtreff in Bösperde gibt es einen Park, in dem viele Skateboardfahrer ihr Können unter Beweis stellen. Deshalb ist Erfahrung wichtig.

Rollen klacken nach einem Trick auf dem Asphalt, mit Skateboards wird auf den Boden geklopft (der Applaus der Skater) und die Geräusche, die zu hören sind, wenn die Sportler Fahrt aufnehmen, vermitteln einen ungefähren Eindruck der tatsächlichen Geschwindigkeit, mit der sie durch den kleinen Skatepark in Bösperde am Jugendtreff cruisen. „Ich traue mich ja kaum, mich auf so ein Ding drauf zu stellen“, sagt Kevin Chen lachend. Er ist gemeinsam mit seinen Freunden hier und guckt lieber zu, wenn sie die Quarter (quasi eine einzelne Hälfte einer abgerundeten Minirampe) hoch und herunter fahren und ihre Tricks machen.

Breites Spektrum an Tricks

Und Tricks gibt es eine ganze Menge — locker über 100. Aber wo fängt man an, wenn man sich dann doch traut, auf das Brett mit Rollen zu steigen? „Als erstes musst du herausfinden, wie du auf dem Board stehst“, sagt Bernd Quambusch, der selber seit einigen Jahren — mit kurzer Unterbrechung — skatet. Ist der linke Fuß vorne, nennt sich das „Regular“, ist es der rechte, heißt die Fahrweise „Goofy“.

Ein Trick um herauszufinden, welches die richtige Art für einen ist: Neben das Board stellen, die Augen zu machen, und sich nach vorne fallen lassen. Der Fuß, der dann instinktiv vorne landet, um sich abzufangen, sollte vorn stehen. Dann geht‘s weiter: „Wichtig ist es auf jeden Fall, Gefühl fürs Fahren mit einem Skateboard zu bekommen“, erklärt Giacomo Russo, der etwa dieselbe Erfahrung hat, wie Quambusch. Erst danach sollte man mit den Tricks anfangen, denn kennt man sein Board, klappen sie ohnehin besser. Für die, die diese ersten Schritte hinter sich haben, geht es dann richtig los.

Keine Gegner

„Das Schöne ist, man ist sein eigener Konkurrent. Du hast keinen Gegner, aber bei jedem neuen gelandeten Trick freut man sich wahnsinnig“, beschreibt Russo die Mentalität beim Skaten. Ja, die Tricks. Als erstes fällt den meisten da wohl der Kickflip ein. Doch mit diesem einzusteigen, lässt sich wohl kaum empfehlen. „Der wichtigste Trick für Anfänger ist prinzipiell der Olli. Darauf bauen fast alle anderen auf“, erklärt Russo. Beschreiben lässt der „Olli“ sich nicht so leicht. Möglichst einfach ausgedrückt, springt man mit parallel zueinander stehenden Fußen hoch, drückt das Board dann mit dem hinteren Fuß auf den Boden („Poppen“) und zieht den vorderen Fuß nach vorn über das Brett. So erreicht man ein in der Luft waagerechtes Skateboard — in beliebiger Höhe, solang man hoch genug springt.

„Natürlich gibt es auch Tricks, die man ohne Olli lernen kann, wie den No Comply 180“, sagt Quambusch. Aber es sind nicht viele, und wer wirklich etwas schaffen will, der braucht den Olli früher oder später. Eine weitere Grundlage ist der „Drop-In“. Bei diesem steht man oben auf einer Quarter oder Halfpipe. Mit dem gesamten Gewicht geht es dann nach vorne, in die Rampe hinein. Dabei wird der vordere Fuß extrem kräftig auf die Rampe gedrückt, „als würde man versuchen, damit einen Käfer zu zerquetschen“, wie Quambusch es beschreibt. Aber Achtung: Wirklich leicht ist das nicht, und lässt man seinen Körper zu weit hinten, kann das Ganze auch schnell schmerzhaft enden. Hat man also einen vernünftigen Olli (während der Fahrt!) und einen Drop-In drauf, ist man schon ein ganzes Stück weiter — egal wie lang das dauern mag. „Ich glaube, bei meinem Olli habe ich fast zwei Jahre gebraucht, um ihn zu perfektionieren“, erinnert sich Russo. Und doch: Ein Fortschritt sei jeden neuen Tag, an dem man skaten geht, zu spüren.

Amerikanische Namen

Danach folgen die nächsten Tricks, und der eine klappt schnell, der andere eher weniger. Und alle haben amerikanische Namen, wie im gesamten Sport und unter Skatern generell. „Eigentlich ist Skaten zu 90 Prozent Kopfsache“, sagt Quambusch, und fügt lachend hinzu: „Also Kopf ausschalten, dann braucht man nur noch 10 Prozent Können.“

Die Taktik scheint auf jeden Fall zu funktionieren; der 20-Jährige schafft mittlerweile den Rock-To-Fakie (Rauf auf die Quarter, kurz mit einer Achse an der Kante hängenbleiben, dann rückwärts wieder runter) und 50-50-Grind (hier schlittert man über die Quarter-Kante). Übung macht eben den Meister — und für jeden geschafften Trick klopfen alle mit ihren Board auf den Boden: Ein Applaus, der auf alle Fälle verdient ist.