Iserlohn. Die Iserlohn Roosters sind auf dem Weg in die Play-offs. Doch Fans wie Nadine Meyer dürfen nicht in die Halle. So leiden Spieler und Anhänger.

Es ist ein Drama. Für die Spieler der Iserlohn Roosters. Für die Verantwortlichen der Iserlohn Roosters – aber vor allem für ihre Fans. Für Fans wie Nadine Meyer zum Beispiel. In der Verlängerung erzielte Brent Raedeke unlängst den Siegtreffer der Sauerländer gegen die Wild Wings aus Schwenningen. Der Kampf um den Einzug in die Play-offs der Deutschen Eishockey Liga bleibt deshalb bis zum Ende der Hauptrunde spannend wie selten zuvor. Und wer sah, wie sich die Emotionen der Spieler nach Raedekes Tor ihren Weg suchten, dem fiel es leicht, sich vorzustellen, welche aufgeheizte Atmosphäre in der Eishalle geherrscht hätte – mit Fans auf den Tribünen.

Tristesse auf den Tribünen

„Es fällt unheimlich schwer, die Jungs nur vor dem Fernseher unterstützen zu können“, sagt die aus Menden stammende Nadine Meyer. Und damit spricht sie nicht nur allen Fans der Roosters aus der Seele. „Speziell in unserer Halle fehlen uns die Fans enorm. Sie sind unser Rückenwind, unser siebter Mann auf dem Eis. Wir brauchen sie“, sagt auch Marko Friedrich – stellvertretend für die Spieler.

Leere Tribünen bei den Iserlohn Roosters. Lediglich Plakate und Pappfans sorgen für ein etwas anderes Bild in der Eishalle am Seilersee.
Leere Tribünen bei den Iserlohn Roosters. Lediglich Plakate und Pappfans sorgen für ein etwas anderes Bild in der Eishalle am Seilersee. © Unbekannt | Falk Blesken

Doch die Szenerie in der Eishalle am Seilersee wird bis zum Saisonende, wann immer das für die Roosters kommen wird, identisch bleiben. Auf der Stehplatztribüne, von wo aus normalerweise dicht gedrängt stehend die Ultras und andere Anhänger den Takt und die Lautstärke vorgeben, sitzt der eine oder andere Fotograf samt Ausrüstung auf den sichtbaren, nackten Betontreppenstufen. Nur Transparente erinnern an die Fanklubs, die sonst dort ihre Stammplätze haben.

Das Fehlen der Fans kostet Punkte

„Ich bin seit meinem ersten Spiel auf der Stehplatztribüne zu finden“, erzählt Nadine Meyer: „Mein Stammplatz ist direkt gegenüber der Spielerbank der Roosters auf der ersten Stufe.“ Doch die Corona-Pandemie zwingt auch die Deutsche Eishockey Liga zu Geisterspielen. Meyer sowie ihren Freunden zum Beispiel von den „Sauerländer Knallketten“ bleibt lediglich das Mitfiebern vor MagentaSport. Dass der Streamingdienst seine Einschaltquote in dieser Saison signifikant steigerte – wen wundert es?

Auch interessant

Ein Ersatz für das Erlebnis „Eishölle am Seilersee“ ist das nicht. Kein Duft tausender abgebrannter Wunderkerzen in der Nase, kein inbrünstiges Mitsingen des Liedes „Sauerland“ oder lautes Rufen der Spielernachnamen in die Dunkelheit beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung vor dem Spiel. Kein verbales Anpeitschen der Mannschaft oder Beschimpfen von Gegner und Schiedsrichtern während der Partie. Bis auf die Stimmen auf dem Eis und die Rufe von der Bank ist es aktuell still, die gefürchtete Eishölle abgekühlt.

Nadine Meyer: Über 1200 Abonnenten

Nadine Meyer ist 24 Jahre alt. Sie stammt aus Menden, wohnt mittlerweile aber in Sundern.Seit dem 26. Dezember 2007 ist Meyer Fan der Iserlohn Roosters. Heimspiele, Auswärtsspiele, Sonderzugfahrten – die Sauerländerin begleitet den DEL-Klub so oft es geht.Auf ihrer Instagram-Seite slapshotbambi lässt Meyer mittlerweile über 1200 Abonnenten an ihrer Roosters-Leidenschaft teilhaben.

„Wir Fans aus Iserlohn sind für unsere Hexenkessel-Atmosphäre bekannt – und da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das die Spieler nochmals mehr motiviert, alles, wenn nicht sogar mehr als alles, zu geben“, sagt Nadine Meyer. Heißt: Der aktuell so dramatische Kampf um den Einzug in die Play-offs wäre vielleicht vermieden worden – mit Fans. Weil Spiele wie gegen Schwenningen nicht in die Verlängerung gegangen wären und die Roosters mehr Punkte auf dem Konto hätten. „Es lässt sich nicht konkret sagen“, erklärt auch Marko Friedrich, „aber mit Sicherheit hätten wir den einen oder anderen Sieg mehr eingefahren.“

Zum Auswärtsspiel trotz Pandemie

Das Spiel an sich oder das Verhalten der Akteure auf dem Eis habe sich nicht verändert, meint die Nummer 67 der Roosters. „Die Trainer haben die Chance, mehr mit den Spielern zu sprechen. Man hört ja fast jedes Wort in der Halle“, sagt Friedrich. Vor allem aber die Schiedsrichter profitierten, meint er: „Die haben ein ruhigeres Spiel und stehen nicht mehr so unter Druck durch Pfeifkonzerte zum Beispiel.“ Das – dürfte ebenso für die Gegner der Roosters gelten.

„Die Fans fehlen ungemein und es tut auch richtig weh, dass sie fehlen. Es ist einfach große Grütze“, sagt auch Roosters-Torwart Andy Jenike: „Wir haben die verrücktesten Fans der Liga.“ Dafür ist Nadine Meyer, die aus Menden stammt und mittlerweile in Sundern lebt, ein klasse Beispiel. Nicht nur, weil sie einen Instagram-Account pflegt, auf dem sie Bilder und ihre Erlebnisse rund um ihr Roosters-Fan-sein postet. Die 24-Jährige reiste etwa auch zu seinem Auswärtsspiel in Düsseldorf – in dieser Saison. Vor der Halle schaute sie im Auto sitzend das West-Derby via MagentaSport – und wurde später mit einer kleinen, exklusiven Autogrammstunde vor dem Bus belohnt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Ich bin seit dem 26. Dezember 2007 Fan, nachdem mein Papa mich zum NRW-Duell gegen die Düsseldorfer EG mitgenommen hat“, sagt Nadine Meyer: „Es war beeindruckend, als kleines Mädchen auf der Stehtribüne zu stehen und die knapp 5000 Fans laut singen zu hören.“ Wie laut diese wohl derzeit wären, in der heißen Phase des Play-off-Kampfes? Und wie laut diese sein werden, wenn sie wieder in die Halle dürfen.