Menden. Für die Budo-Abteilung des SV Menden bedeutet die Pandemie ein ganzes verlorenes Jahr ohne Prüfungen. Trainer Klaus-Jürgen Sieberg zieht Bilanz.

Auch die Budo-Abteilung des SV Menden hat in der Corona-Pandemie wenig Grund zur Freude. Seit mehr als einem Jahr konnten die Mitglieder keine Wettkämpfe und keine Gürtelprüfungen ablegen. Klaus-Jürgen Siebert hat in der Abteilung die Funktionen des Presse- und Kassenwarts. Doch über allem steht sein Knowhow als Trainer. Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt der 72-Jährige Mendener, wie es den Budo-Sportlern im Lockdown geht, wie groß die Trainingsmotivation ist und welche Auswirkung eine derart lange Pause auf die Wettkampfvorbereitungen hat.

Herr Sieberg, wie geht es Ihnen und den Budosportlern im Corona-Lockdown?

Klaus-Jürgen Sieberg: Ich muss mich arg zusammenreißen und möchte keine Schimpfwörter verwenden. Daher sage ich einfach mal, es geht uns relativ bescheiden. Viele Menschen sprechen mich in der Stadt an und fragen, wann es endlich wieder mit dem Training losgeht. Diesen Menschen sage ich dann, dass die Lage um einiges besser wäre, wenn sich mehr Menschen an die Corona-Maßnahmen halten würden. Es muss jedem klar werden, dass wir vorsichtig sein müssen. Es geht um die Gesundheit aller Menschen. Wir versuchen in unserer Abteilung im Moment ein Online-Training zu organisieren. Wir orientieren uns da auch an einem Bundeslehrgang, der am Samstag stattfinden soll. Da werde ich mir diese Videokonferenz anschauen und überlegen, was ich daraus für Lehren für unseren Verein ziehen kann und was wir davon übernehmen können.

Was haben Sie denn bislang gemacht?

Wir hatten zuletzt damit angefangen auf einem Schulhof zu trainieren. Doch das geht ja nach der aktuellen Coronaschutzverordnung auch nicht mehr. Sportplätze sind ja wieder freigegeben. Warum das bei Schulhöfen nicht auch der Fall ist, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Da hat die NRW-Landesregierung aus meiner Sicht etwas nicht ganz verstanden. Wir versuchen aber auf jeden Fall die Hygienevorschriften umzusetzen und anzupassen, so wie es derzeit auch gefordert ist.

Wie haben sich die Sportler denn zuletzt fit gehalten?

Ich habe meinen Schülerinnen und Schülern, die im Wettkampf stehen, gesagt, dass sie trainieren und sich individuell fit halten sollen. Ich selbst probiere mich auch in Form zu halten und habe nur vier Kilogramm zu genommen. Meine Frau hat zu mir auch gesagt, dass der Bauch nicht dicker werden dürfte (lacht). Ich hatte im vergangenen Jahr auch Probleme mit einer Lungenentzündung. Daher fällt mir oft das Atmen schwer. Um aber auf die Schüler zurückzukommen. Die möchten alle sehr gerne wieder trainieren. Viele haben aber auch keine große Lust, da sie kein konkretes Ziel vor den Augen haben. Eines ist für mich aber klar: Wenn wir wieder anfangen, dann starten wir wieder komplett von vorne bei Null. Im Wettkampf- und Gürtelprüfungsbereich haben die Schüler ein komplettes Jahr verloren. Das ist für alle ziemlich frustrierend.

Und aktuell ist ja sowieso kein Trainingsbetrieb in Sicht, oder?

Genau, das ist gerade unmöglich, da es uns verboten wurde. Was wir nicht nachvollziehen können ist, dass zum Beispiel die Fußballer ihre Sportart ausüben und trainieren dürfen. Auch im Fernsehen laufen aktuell internationale Judoturniere. Es fehlt so ein bisschen die Gerechtigkeit und die letzte Transparenz. So wie wir das im vergangene Jahr gemacht haben, mit Handdesinfektionen und Mattentraining, kann eigentlich nicht viel passieren. Zudem hat das Ganze eine Menge Geld gekostet. Wir halten uns an die Konzepte und haben bis heute keinen einzigen Corona-Fall im Verein gehabt. Genauso finde ich die Idee mit den Selbsttests nicht vorteilhaft. Denn wie soll man die auf Dauer bezahlen können? Die Vereine sind in der Pandemie ohnehin schon finanziell angeschlagen. Es kann doch nicht sein, dass ich mich zweimal in der Woche testen lassen muss, wenn ich zweimal in der Woche zum Training gehen möchte. Das ist auch sicher eine Sache, die viele Sportler davon abhalten wird, weiterzumachen. Zudem müssten die Mitglieder ja schon eine Stunde vor dem Training da sein, damit ein Testergebnis vorliegt. Das ist alles völlig unrealistisch.

Wie geht es denn der Abteilung insgesamt, sowohl aus finanzieller Sicht als auch mit Blick auf die Mitgliederzahlen?

Finanziell sehen wir noch gut aus. Wir sind nicht im Minus. Allerdings gibt es schon einige Mitglieder, die sich im Zuge der Corona-Pandemie abgemeldet haben oder noch abmelden werden. Meine Prognose ist, dass sich die Mitgliederzahl bis Ende von 2021 von 200 auf 180 reduzieren wird. Viele sind sich einfach nicht sicher, was aktuell erlaubt ist und was nicht. Viele fragen uns auch, warum sie überhaupt noch einen Beitrag zahlen müssen, obwohl im Verein aktuell nichts stattfindet. Ich weise die Personen darauf hin, dass der Beitrag nicht im Training begründet ist, sondern der Beitrag eingezogen wird, weil man Mitglied im Verein ist.