Menden. Matthias “Matze“ Kohl wird zur neuen Saison Torwarttrainer der SG Menden Sauerland II in der Handball-Landesliga. Das sind seine Pläne.
Der Sport lebt häufig von seinen Persönlichkeiten. In fast jedem Sportverein gibt es Identifikationsfiguren, die jeder Jugendliche und jedes Mitglied im Verein kennt. Eine solche Figur ist auch Matthias „Matze“ Kohl bei den Handballern der SG Menden Sauerland. Er gilt beim heimischen Branchenführer aus der Hönnestadt als wahre Torhüter-Ikone. Selbst mit weit über 40 Jahren stand "Matze" Kohl seinen Mann und wurde in mehreren Partien zum Matchwinner für die "Wölfe".
Eigentlich wollte sich der Ehemann und Familienvater zur Ruhe setzen. Doch als das Angebot von den Verantwortlichen der SG Menden Sauerland kam, noch einmal in einer sportlichen Funktion zurückzukehren, konnte Kohl der Verlockung nicht widerstehen. Und so wird er in der kommenden Spielzeit Torwarttrainer der SG-Reserve, die in der Landesliga spielt. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt Kohl, wie es dazu kam und was er seinen Nachfolgern mit auf den Weg geben möchte.
Herr Kohl, Sie kehren zur neuen Saison als Torwarttrainer der zweiten Mannschaft der SG Menden Sauerland zurück. Wie ist es dazu gekommen?
Matthias Kohl: Eigentlich sollte schon vor der aktuellen Saison 2020/21 ein Engagement bei der ersten Mannschaft erfolgen. Auch dort sollte ich Torwarttrainer werden. Das habe ich aber damals abgelehnt. Meine Ehefrau macht derzeit eine berufliche Umschulung. Daher wollte ich ursprünglich in den nächsten drei Jahren kein sportliches Amt übernehmen und mich zurückziehen. Ich wollte mich erst einmal auf mein Privatleben konzentrieren. Natürlich aber mit dem Hintergedanken, dass ich den sportlichen Kontakt zu den „Wölfen“ aufrecht erhalte. Trainer wollte ich eigentlich nie werden. Ich habe auch nie einen Trainerschein oder Ähnliches gemacht. Den Bereich Teambetreuer oder Vorstandsarbeit konnte ich mir schon eher vorstellen. Vor drei Wochen gab es dann aber noch einmal Gespräche mit den Verantwortlichen des Vereins, die mich fragten, ob ich es mir nicht doch vorstellen könnte, in irgendeiner Funktion den Klub zu unterstützen. Nach Rücksprache mit Dominik Flor, der das Training der zweiten Mannschaft übernommen hat, habe ich mich dann dazu entschlossen, ab der kommenden Saison als Torwarttrainer mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben. Ich bin gespannt, was sich daraus in den nächsten Jahren noch entwickelt.
Was reizt Sie an dem Amt?
Na ja gut, ich bin ja selbst über Jahrzehnte hinweg Torhüter gewesen. In der zweiten Mannschaft kenne von den Torhütern den Nils Krause auch schon persönlich. Ich möchte versuchen, den Jungs einige Tipps mit auf den Weg zu geben. Und wenn ich in ein paar Jahren im privaten Bereich etwas mehr Luft habe, muss man dann schauen, was dann noch kommen kann. Zunächst soll es aber auch erst einmal noch ein bisschen auf Sparflamme sein.
Was muss aus Ihrer Sicht ein guter Torhüter alles können?
Das ist eine sehr gute Frage. Erst einmal sollte ein Torwart keine Angst vor dem Ball haben (lacht). Natürlich sind dann auch die Reaktionen und Reflexe ganz wichtig. Der Torwart ist in einer Handballmannschaft immer ein spezieller Spieler.
Wie meinen Sie das?
Er ist natürlich nicht komplett auf sich alleine gestellt. Eine Abwehr hat er auch vor sich. Man sagt ja immer, dass der Torwart nur so gut ist, wie die Abwehr. Aber es gibt natürlich häufiger Situationen, wo die Abwehr nicht so gut greift. Und dann muss sie sich auf den Mann zwischen den Pfosten verlassen können. Ich spreche da häufig von einem Spiel im Spiel. Eine Partie kann immer mit einer guten Torhüterleistung fallen oder sich entscheiden. Daher ist es gut, wenn man ein starkes Nervenkostüm mitbringt. Man muss sich auch ständig verbessern.
Was wollen Sie den Torhütern in der zweiten Mannschaft vermitteln?
Der Kontakt zu den Keepern ist noch nicht erfolgt. Ich werde Dominik Flor aber in den kommenden Tagen anrufen. Wir müssen in der Corona-Pandemie sowieso erst einmal schauen, wie es im Hallensport weitergeht. Für mich geht es auch nicht darum, nur das Sportliche zu vermitteln. Ich denke, das ist auch der Hintergrund, warum ich von der SG Menden noch einmal angesprochen worden bin. Was mir und dem Verein wichtig ist, dass die Spieler gewisse Werte vermittelt bekommen, die bei vielen heutzutage nicht mehr im Vordergrund stehen. Viele gute junge Spieler verlassen immer schneller die Vereine. Ich finde, dass gerade für junge Spieler die zweite Mannschaft ein gutes Sprungbrett sein kann, um sich weiterzuentwickeln. Viele sind mir da zu ungeduldig. Es ist wichtig, Erfahrung zu sammeln.
Hand aufs Herz. Könnten Sie sich vorstellen, noch einmal selbst für die „Wölfe“ als Torhüter aufzulaufen?
Für mich soll es ein Trainerjob bleiben. Ich möchte eigentlich nicht wieder ins Tor gehen. Aber natürlich liebe ich den Sport sehr. Ich würde aber ungern in ein aktuelles Spielgeschehen oder eine Saison eingreifen wollen. Aber man sollte bekanntlich niemals nie sagen. (lacht).