Menden. Hans-Jürgen Kasselmann, Vorsitzender beim Marathonclub Menden, sieht den Verein auf einem guten Weg. Ans Aufhören denkt er noch nicht.

Auch der Marathonclub Menden steht in der Corona-Pandemie vor richtungsweisenden Monaten. Läuft es auf sportlicher Ebene sehr gut, gibt es doch für die Zukunft einige Baustellen, die der MCM angehen muss. Unsere Zeitung sprach mit Hans-Jürgen Kasselmann, Vorsitzender und Geschäftsführer des Klubs, über den aktuellen Stand der Dinge im Verein, wie sich der Verein in den letzten Jahren entwickelt hat und über bevorstehenden Veränderungen im Breiten- und Leistungssport.

Herr Kasselmann, wie sehen Sie die augenblickliche Lage ihres Vereins?

Hans-Jürgen Kasselmann: Wir sind inzwischen ein breit aufgestellter Sportverein, der sein Hauptaugenmerk traditionell im Laufsport über alle Distanzen sieht und sich hier auch in der Leistungsspitze insgesamt, aber vor allem im Altersklassenbereich in Westfalen einen guten Ruf erarbeitet hat. Wir entwickeln uns aber auch Stück für Stück über dieses Element zu einem klassischen Leichtathletikverein. Dies belegen die Erfolge der letzten Jahre im Sprintbereich bis hin zur Ebene der deutschen Meisterschaften und jetzt auch bei unserer immer größer werdenden Nachwuchsgruppe, die inzwischen weit mehr als 100 Schüler und Jugendliche aktiv im Training umfasst. Das ist sozusagen die Weiterentwicklung der Vereinsgene, die uns unsere Gründungsväter aufgetragen haben.

Was meinen Sie mit damit konkret?

Der Triathlon-Bereich hat sich beispielsweise in den letzten Jahren rasant entwickelt. Wir sind auch hier ein entscheidendes Zentrum in der Region geworden. Das gilt für unsere ersten Erfolge in der Nachwuchsarbeit aber vor allem für die inzwischen leistungsstark aufgestellten Teams bei den Männern und Frauen sowie auch in der Mastersklasse. Wir haben hier als Beleg für die Ligawettbewerbe bereits vier Mannschaften gemeldet. Für den Verein war dieser Schritt ein echter Impulsgeber auf allen Ebenen.

Welche Entwicklungsschritte hat der Verein noch genommen?

Perspektivisch steht der Verein jetzt vor einem weiteren ähnlich erwarteten großen Entwicklungsschritt, da wir gemeinsam mit der RSG Hönne Ruhr auch den Radsport als dritte große sportliche Säule in unser Portfolio nehmen werden. Durch die laufende Verschmelzung mit diesem Traditionsverein ist der Erhalt des Radsports für Menden beabsichtig. Der Radsport passt als weiteres sportliches Element in das Sportkonzept des Vereins.

Wenn Sie diese Entwicklungsschritte sehen. Was waren dabei die wesentlichen Herausforderungen?

Eine solche Entwicklung ist nur im Verbund eines großen Teams möglich. Wir waren ein mehr oder weniger durch Einzelpersonen geführter Verein. Wenn man jetzt die vielversprechenden neuen Managementelemente in der Vereinsführung und die breit angelegten Qualifizierungsschritte für eine professionelle Trainingsarbeit sieht, dann erkennen man auch die Dynamik in der Aufstellung eines nachhaltigen und lebensfähigen Vereins der Zukunft. Ich bin als 68-jähriges Fossil im Verein mächtig stolz auf die vielen engagierten Mitarbeiter, die immer mehr zu einem leistungsfähigen Team zusammenwachsen. Das betrifft zum einen die Übernahme von Aufgaben in der Vereinsorganisation des Marketings, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einschließlich der Abdeckung der sozialen Medien, der Buchführung und auch des Sponsorings. Das Team Sport hat einen für mich kaum erwartbaren Aufschwung genommen. Wir konnten in den letzten beiden Jahren sechs neu ausgebildete C-Trainer integrieren. Weitere Trainer sind in der Ausbildung. Der Staffelwechsel ist vorbereitet. Es wird dann auch ohne mich in der Zukunft weitergehen können.

Das heißt dann, dass Sie sich bald aus der Verantwortung für den Verein zurückziehen werden?

Nein, sicher noch nicht so bald. Es ist jetzt ein Trend eingeleitet, an dem ich jetzt mit viel Freude im Team weiter arbeiten werde. Es bleibt noch viel zu tun. Und da ist ja auch meine große Leidenschaft: Das eigentliche sportliche Coaching, sicher nicht mehr so intensiv im Nachwuchsbereich, aber schon im Erwachsenenbereich. Aber auch hier sehe ich mich Zug um Zug in der Verantwortung, meine sportlichen Erfahrungen im Dialog mit den jungen Nachwuchstrainern weiterzugeben.

Wenn Sie von Baustellen in der Zukunft sprechen, was macht Ihnen Sorgen?

Wir sind inzwischen in vielen Facetten ein modern ausgerichteter Sportverein im Umbruch. Mich treibt aber gerade vor dem Hintergrund der coronabedingten Entwicklungen die immer größer werdende Konkurrenz durch die in den Wettbewerb mit uns eintretende gewerbliche Sportwirtschaft um. Das Spektrum der unter Profitgesichtspunkten agierenden Anbieter reicht dabei von professionellen Sportveranstaltern, über gewerbliche Anbieter in der Trainingsplanung, Trainingssteuerung und Sportdiagnostik, im Online-Trainingsangebot, bis hin zur Bildung von Marken-gesponserten Sportteams.

Warum sehen Sie darin ein Problem?

Ganz entscheidend ist hierbei die nicht vorhandene Waffengleichheit. Hier der ehrenamtlich geführte Sportverein, dort der wirtschaftlich ausgerichtete kommerzielle Sportanbieter. Corona hat das in seiner Tendenz beschleunigt, da wir als Sportvereine stillgelegt worden sind, während sich die Sportwirtschaft mit hohem Kapitaleinsatz auf die individuelle Sportausübung gestürzt hat. Wir als Verein sind allein durch den Ausfall der Einnahmen aus unseren Sportveranstaltungen wie dem City-Lauf, dem Josef-Kaderhandt-Waldlauf und dem Cross-Triathlon auf unsere wirtschaftliche Grundsubstanz durch Mitgliedsbeiträge und Sponsorenunterstützung zurückgefallen. Das ist deutlich zu wenig, um in diesem Wettbewerb mitzuhalten. Hier sehe ich Nachholbedarf in der Förderung der Vereine durch die Politik und die Verbände. Wir Sportvereine sind die Träger der Nachwuchsarbeit, kümmern uns um die Integration von sozial Benachteiligten und Behinderten. Der soziale Zusammenhalt im Sportverein ist ein wesentlicher Träger der Gesellschaft.