Menden. Bei der Lehrerin und Verbandsliga-Handballerin der DJK Bösperde Kathrin von Estorff ist Kreativität im Sportunterricht gefragt.

Kathrin von Estorff ist den Mendener Handballfans bestens bekannt. Aktuell als Spielerin der Verbandsliga-Handballerinnen der DJK Bösperde oder aus ihrer Zeit bei der SG Menden Sauerland. Doch die 33-Jährige hat sportlich noch viel mehr zu bieten. Denn der Handball ist für sie nur Ausgleich. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf ihrem Beruf. Seit knapp sieben Jahren ist sie Lehrerin für die Fächer Deutsch und Sport an der Gesamtschule Hemer. Eine Aufgabe, die ihr Spaß macht und der sie mit Leidenschaft nachgeht. Doch aktuell gestaltet sich der Sportunterricht anders als gewöhnlich, was der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Lockdown geschuldet ist.

"Ich bin Lehrerin für die Sekundarstufe I. Das heißt, dass ich die Klassen fünf bis zehn unterrichte. Seit zwei Wochen ist es ja so, dass die Abschluss-Jahrgänge, das heißt die Klassen zehn, zwölf und 13 wieder am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen und dementsprechend wieder vor Ort in der Schule sind. Da ich aber nur bis Klasse zehn unterrichte und die Schüler der Klasse zehn keinen Sportunterricht haben, fällt mein Sportunterricht in der Schule aktuell aus", beschreibt Kathrin von Estorff den Ist-Zustand im Lehrerleben.

Sportunterricht per Videokonferenz

Trotzdem lässt sich die junge Pädagogin davon nicht entmutigen, sondern macht mit ihren Sportklassen Unterricht über Videokonferenzen. Dabei versucht sie viele verschiedene Dinge anzubieten, damit ihre Schüler zuhause in Bewegung kommen und gleichzeitig Abwechslung im grauen Corona-Alltag erhalten. Das gestaltet sich allerdings als gar nicht mal so einfach. "Ich kann natürlich nur das tun, was mir möglich ist. Hin und wieder sind mir die Hände gebunden. Ich kann mit den Kindern natürlich nicht vor dem Laptop Völkerball spielen oder ähnliches", erklärt die Mendenerin.

Da sie sich aber im Fitnessbereich gut auskennt, macht Kathrin von Estorff mit den Kindern und Jugendlichen sehr viele Home-Workouts. So hat sie mit der siebten Klasse zuletzt ein 30-minütiges Live-Workout durchgeführt, mit denen sie dann ein Tabata-Intervalltraining gemacht hat. Die Pädagogin gesteht, dass sie lieber abends Sport macht. Daher war sie schon ab Januar bereit, neue Wege zu gehen. "Ich habe neben den Live-Videokonferenzen, auch zuhause Trainings von mir aufgenommen, zusammengeschnitten und in einer App hochgeladen. Die Schüler konnten sich dann die Videos zu jeder Tageszeit anschauen und die Übungen zu einem beliebigen Zeitpunkt nachmachen", erklärt die Sportlehrerin. Und auch im Tanzen besitzt Kathrin von Estorff eine Expertise. Daher hat sie auch einzelne Choreographien in der App hochgeladen.

Motivation bei Schülern hochhalten

Die Choreographien unterteilt die Mendenerin dann in verschiedene Bausteine und lädt jeden Tag einen neuen Teil hoch. "So können meine Schüler die Tänze Schritt für Schritt erlernen." Die Pädagogin bleibt im Lockdown kreativ und versucht sich für ihre Schüler immer neue Herausforderungen einfallen zu lassen, damit diese die Motivation hochhalten können. Doch immer klappt das nicht, das muss sich die Mendenerin auch eingestehen. "Man erreicht natürlich nicht immer jeden. Man kann natürlich nicht pauschal sagen, jedes Kind liebt Tanzen oder jedes Kind liebt Workouts. Ich vertraue da aber auch auf das Feedback der Kinder und höre dann schon heraus, dass sie im Lockdown relativ gut klarkommen."

Viele ihrer Schüler fahren draußen Fahrrad, Inliner oder als der Schnee noch lag, fuhren viele mit dem Schlitten. "Das ist schön zu hören", will sich die Sportlerin durch die Pandemie nicht alles kaputt machen lassen. So ist sie über die App oder per E-Mail mit allen Klassen in ständigem Kontakt. "Meine Schüler können sich auch jederzeit bei mir melden und Wünsche äußern. Mit meiner eigenen Klasse, die sich in der Stufe neun befindet, ist der Kontakt natürlich noch enger. Da benutzen wir auch WhatsApp", erklärt Kathrin von Estorff.

Pandemie fördert Selbstständigkeit

Die Pädagogin ist sich aber bewusst, dass die Corona-Pandemie bei vielen ihrer Schüler ein echtes Problem ist. "Ich merke schon, dass der Großteil der Kinder wieder in die Schule möchte, da sie die Schule und die sozialen Kontakte vermissen. Allerdings merkt man auch, dass die Pandemie die Selbstständigkeit der Kinder fördert." Dennoch suchten viele den Kontakt zu ihren Freunden oder auch zu den Lehrern, da sie doch viele Fragen haben. "Daher haben viele meiner Schüler das Verlangen nach Präsenzunterricht und hoffen auf baldige Normalität."