Platte Heide. Der zweite Teil unserer Serie widmet sich dem legendären Sportplatz des VfL Platte Heide.

Ruhig war es auf der Straße „Zum Schlehdorn“ auf Platte Heide nie. Wo heute auf dem Gelände einer dort ansässigen Spedition ein umtriebiges Kommen und Gehen der „Kapitäne der Landstraße“ mit ihren tonnenschweren Lastern herrscht, schlug bis ins Jahr 1992 das sportliche Herz des VfL Platte Heide auf dem damaligen Schlehdorn-Sportplatz. Das Leben rund um den legendären Aschenplatz begann bereits nachmittags. Ein Sportanlage, die ihren Anteil dazu beitrug, dass der VfL Platte Heide zum zweitgrößten Sportverein der Hönnestadt wurde.

„Ja, der Schlehdorn war für den VfL Platte Heide unheimlich wichtig. Der Verein bekam mehr Mitglieder und wurde immer größer“, erinnert sich Wilfried Wille, der für die Glanzzeiten der Platte Heider Leichtathletik verantwortlich war, an jene Zeiten ab 1963 als aus dem Provisorium am Schlehdorn eine schmucke Platzanlage mit Aschenplatz, Laufbahn und einem Sportlerheim wurde. Der Klub hatte nach seiner Gründung 1954 auf einer Wiese zwischen dem heutigen Primelweg und dem Wickenweg gespielt. Zum Umziehen und Waschen ging es damals in den Keller der Bonifatius-Schule. 1956 folgte dann der Umzug zum ersten richtigen Platz am Schlehdorn - mit einem deutlichen Gefälle in einer Platzhälfte - ehe dann 1963 die Zeit des Aufbruchs kam.

Ausflugsziel für das ganze Dorf

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„Man hat in der Stadt gemerkt, dass man am VfL Platte Heide nicht mehr vorbeikommt“, erinnert sich Wilfried Wille über die gestiegene Wertschätzung für seinen Verein in der restlichen Hönnestadt.

Über die Bedeutung des VfL Platte Heide für den Stadtteil kann auch der 82-jährige Gerd Althoff berichten. Als Fußballer war er 1954 bei der Gründungsversammlung des Vereins mit vor Ort.

1966 Aufstieg in die Bezirksliga

Elf Jahre später wirkte er beim ersten großen Erfolg der Fußballer mit. Die stiegen in der Saison 1965/1966 in die Bezirksliga auf. Die Kicker sorgten dafür, dass der Schlehdorn sonntags zum Ausflugsort für das ganze Dorf wurde. „Wir hatten damals richtig viele Zuschauer. Da können die heutigen Mannschaften nur von träumen“, blickt Gerd Althoff stolz zurück auf die goldenen Jahre des VfL. „Aber es gab damals ja auch nichts anderes als Fußball“, macht Wilfried Wille deutlich, dass die sozialen Kontakte damals am Rande des Sportplatzes gepflegt wurden.

Schon bald war der Weg für die Jugend beim VfL Platte Heide vorgezeichnet. „Los ging es mit dem Kinderturnen bei Frau Kolbe. Danach ging es entweder zum Fußball oder zur Leichtathletik und wir hatten ja auch noch den Handball“, erinnert sich Wilfried Wille an die legendäre Turnlehrerin des VfL, bei der zahlreiche Kinder aus dem Dorf erstmals mit dem Sport in Berührung kamen.

Keine Berührungsängste

Leichtathletin Silvia Hollmann (rechts) gelingt 1976 die Qualifikation zu den olympischen Spielen in Montreal.
Leichtathletin Silvia Hollmann (rechts) gelingt 1976 die Qualifikation zu den olympischen Spielen in Montreal. © Dietmar Reker

Wobei es zwischen den einzelnen Sportarten keine Vorbehalte gab. Der Fußballer machte auch bei den Leichtathleten mit. Oder es half der Leichtathlet schon mal bei den Kickern aus, wenn Not am Mann war. Dass der Verein aber auch nur durch das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder existieren konnte, zeigte sich schnell. Ein Beispiel ist die Geschichte um die erste Flutlichtanlage am Schlehdorn. Die wurde von der Firma BEGA gestiftet. „Das war damals etwas außergewöhnliches, das hatte zu der Zeit noch nicht jeder Verein. Da haben wir schon mal bis Mitternacht trainiert“, erinnert sich Wilfried Wille an den hell erleuchteten Schlehdorn zur Geisterstunde. Das Kuriose war, dass sich der Schalter für die Flutlichtanlage mehrere hundert Meter vom Platz entfernt, in einem Stromkasten am Kiebitzweg befand. Wer das Licht ein- oder ausschalten wollte, musste einige Meter machen, bis über dem Platz die Lichter strahlten.

Poschmann kommt zum Laufduell

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Dass der Schlehdorn etwas besonderes war, zeigt auch die Geschichte um die Leichtathleten des IFK Helsingborg aus Schweden. Die absolvierten fast zwei Jahrzehnte lang ihr Sommertrainingslager am Schlehdorn. „Da sind Freundschaften entstanden“, erinnert sich Wille an die Besuche der Sportler aus dem hohen Norden. In einem dieser Trainingslager kam es dann zu einem Duell von zwei außergewöhnlichen Mittelstrecken-Läufern auf der Asche des Schlehdorn.

Der Schwede Dan Glans traf auf Wolf-Dieter Poschmann. Vielen Sportinteressierten dürfte Poschmann vor allem noch als Sportjournalist beim ZDF in Erinnerung sein. „Ich habe ihn damals angerufen und er ist mal eben nach Menden gekommen“, blickt Wilfried Wille zurück. Verrückte Zeiten auf einer ungewöhnlichen Anlage.