Menden. Tausende Zuschauer pilgerten nach dem Krieg zu den Heimspielen von Menden 09 an die Fröndenberger Straße. Heute sieht alles anders aus.

Der Signal-Iduna-Park hat das Kultstadion Rote Erde beim Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund schon seit langer Zeit ersetzt. Auch in Menden sind einstige Sportstätten heute – zumindest in Teilen – kaum noch zu erkennen. Bestes Beispiel ist unter anderem der Gisbert-Kranz-Platz, der bald einem Sportkomplex mitsamt Hallenbad weichen könnte. Unsere Zeitung macht sich in dieser Serie in den kommenden Wochen auf die Spurensuche historischer Sportstätten der Hönnestadt, die teilweise schon längst in Vergessenheit geraten sind.

Die erste Station ist der Sportplatz an der Fröndenberger Straße – nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit Heimstadion des SuS Menden 09. Heute befinden sich auf dem Gelände des einstigen Sportplatzes Produktionshallen der Firma Kabelmetall. An der Max-Eyth-Straße ist auch heute noch die Firma Rosteck beheimatet, ein Hönnestädter Traditionsunternehmen.

Die Geschichte des Platzes ist umfangreich und belegt deutlich die Bedeutung des Fußballs nach dem Krieg. Als sozialer Mittelpunkt in Zeiten des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg. "Dabei war der Platz eigentlich nichts Außergewöhnliches. In der Mitte Asche und außen herum Rasen", erinnert sich Fritz Hesse, einer der erfolgreichsten Mendener Fußballer und erster Vertragsspieler der Hönnestadt.

Treffpunkt am Sonntag

Allerdings kam dem Platz schnell eine besondere Bedeutung für die Stadt Menden zu. Denn der Sportplatz, der nach dem Krieg auch von den Soldaten der englischen Armee genutzt wurde, wurde zum Ausflugsort mit oft vierstelligen Zuschauerzahlen bei den Spielen. "Es war der Treffpunkt am Sonntag, weil man sonst auch nichts anderes hatte. Da traf man viele Personen aus der Stadt wie auch Fabrikanten", erinnert sich Franz Josef Höppe an seine Kindheit.

Damals zählte der Fußball, auch im Elternhaus des heutigen Ehrenpräsidenten des BSV Menden, zum sonntäglichen Pflichtprogramm. "Mein Vater war ein begeisterter Fußballfan. Wir sind auch oft mit den 09-ern zu den Auswärtsspielen mitgefahren", erinnert sich der Mendener.Der Fußball nahm da nicht nur für die Erwachsenen eine besondere Bedeutung ein.

"Wir Kinder mussten sonntags immer noch zur Andacht in die Walburgiskirche. Da konnten wir den Schlusssegen des Pastors gar nicht abwarten. Danach ging es dann im Lauf zur Fröndenberger Straße. Das waren oft mehr als 100 Kinder, die am Sonntag dabei waren. Der Eintritt betrug einen Groschen", erzählt Höppe. Wie wichtig der Fußball war, zeigt eine Anekdote von Höppe zu Beginn der 1960er Jahre.

Spiele mit 2500 Zuschauern

"Mein Bruder ging damals mit zur Kommunion. Wir sollten am Weißen Sonntag nicht zum Fußball, sondern mit der Familie Kaffeetrinken. Aber irgendwie konnte ich mich dann doch noch davonstehlen. Ich glaube, ich habe später nie wieder so ein elegantes Publikum beim Fußball gesehen. Mein Vater war auch darunter", hielt sich für Höppe der Ärger daheim in Grenzen. Einer, der das Flair der "Fröndenberger Straße" aus einer anderen Sicht erlebte, war Fritz Hesse.

Der Hönnestädter gilt als einer der besten Mendener Fußballer aller Zeiten. Von 1957 bis 1962 war er als Vertragsspieler bei den Traditionsklubs Westfalia Herne und Preußen Münster im Einsatz. Begonnen hatte eigentlich alles nach der Jugendzeit an der Fröndenberger Straße. Da setzte Hesse als blutjunger Kicker bei den Spielen der 09-er Akzente. So auch im Endspiel um den Westfalenpokal als man TuRa Bergkamen vor 2500 Zuschauern mit 2:0 bezwang. Zuschauerzahlen, die in diesen Zeiten letztlich an der Tagesordnung waren.