Menden/Balve. Aufgrund fehlender Angebote befürchten viele Vereinen einen Mitgliederschwund. Der KSB will dem nun entgegenwirken.
Die Sportvereine sind alarmiert. Durch die lange Corona-Pause im vergangenen und diesem Jahr sorgen sich immer mehr Klubs darum, dass es zu einem erheblichen Mitgliederschwund kommen könnte. Die Folgen wären existenzbedrohend. Um diese Folgen zu verhindern, startet der Kreissportbund Märkischer Kreis in der kommenden Woche die Kampagne „Ich bin dabei“.
Als der KSB in der vergangenen Woche die Vereine aus dem Märkischen Kreis zum virtuellen Stammtisch eingeladen hat, war das Problem omnipräsent. Durch das fehlende Angebot befürchten viele Sportvereine, dass die Mitglieder ihnen den Rücken zukehren und somit die finanziellen Einbußen zu groß werden, um das Sportangebot weiter anzubieten.
Sorgen sind groß
„Der Stammtisch hat gezeigt, dass die Angst vor der bislang noch nicht vorhandenen Austrittswelle weiter existiert und kommen könnte, wenn die Sportstätten noch weiter geschlossen bleiben“, erklärt Günther Nülle, Vorsitzender des Kreissportbundes, der die Sorgen sehr gut nachvollziehen kann. „Ich sehe noch nicht, dass die Sportstätten in absehbarer Zeit wieder geöffnet werden. Gerade die Sporthallen nicht.“
Um für die Vereinstreue zu werben, haben sich die Macher des KSB nun eine Idee des Stadtsportverbandes Münster abgeschaut. „Ich bleibe dabei. Mit meinem Verein durch die Coronakrise“, heißt die Kampagne, die am kommenden Mittwoch starten soll. Mit prominenten Testimonials aus dem Märkischen Kreis wollen die Macher des Kreissportbundes an die Mitglieder der Vereine appellieren, ihnen in dieser schwierigen Zeit die Treue zu halten.
Zahl der Vereine sinkt
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Wie wichtig das Thema ist, untermauern die Zahlen der vergangenen Jahre. „Wir haben aktuell noch 528 Vereine im Märkischen Kreis. Im vergangenen Jahr waren es noch 537. Die Mitgliederzahl beläuft sich auf 112.000. Das ist statistisch noch ein normaler Rückgang, die große Unbekannte ist noch, wie lange sich Corona mittelfristig auswirken wird auf die Zahlen. Neben den Austritten beschäftigen die Vereine auch die fehlenden Eintritte. Gerade im Kinderbereich. Da gibt es keine Angebote und entsprechend auch keine Kinder, die nun eintreten. Es droht den Vereinen ein fehlender Jahrgang“, gibt Sebastian Pahlke, Geschäftsführer des KSB, zu Bedenken.
Zum Vergleich: Im Jahr 1997 war die Zahl der Vereine im Kreis mit 475 deutlich geringer als heute, dafür die Mitgliederzahl 133.000 deutlich höher.
Die genauen Zahlen für das Jahr 2020 werden erst Anfang März vorliegen. Bis dahin müssen die Vereine ihre aktuellen Mitgliederzahlen an den Landessportbund melden. „Von den 528 Vereinen haben erst 280 gemeldet. Bei den vorliegenden Zahlen liegt der Rückgang bei 1,25 Prozent. Die Frage ist, was kommt da noch, wenn die 248 fehlenden Vereine noch gemeldet haben“, betont Pahlke, der aufzeigt, wie sehr sich dieser vermeintlich kleine Trend langfristig auswirkt. „Geht das so weiter, dann haben wir in zehn Jahren weniger als 100.000 Mitglieder in den Vereinen. Das ist ein Pfund, wenn man unter dieses Niveaus fällt. Dieser Trend ist ein Fingerzeig dafür, wie wichtig diese Kampagne ist“, weiß Pahlke. „Die Zahlen sind absolut erschreckend“, pflichtet Nülle seinem Geschäftsführer bei.
Keine Alternative
Das Problem der geschlossenen Sportstätten kann auch durch die angebotenen Alternativen nicht kompensiert werden. „Viele Vereine bemühen sich ja, den Kontakt zu ihren Mitgliedern aufrecht zu halten. Aber wenn man nur Video-Meetings und Trainingseinheiten machen kann, dann bringt dir das keinen Nachwuchs in die Vereine“, erklärt der KSB-Vorsitzende. Für viele Familien, die abseits des Sportvereins auch im privaten Bereich mit Einschränkungen durch die Pandemie kämpfen müssen, kein leichtes Unterfangen.
„Bei vielen Vereinen ist gerade auch einfach die Unsicherheit darüber groß, ob sie die Mitgliedsbeiträge - wie sonst üblich - jetzt zum Jahresbeginn einziehen sollen oder lieber damit warten, bzw. die Beiträge reduzieren sollen, weil das einige Familien gerade zu sehr belasten könnte. Für Familien, die mehrere Personen in einem Verein haben, ist das gerade nicht so einfach. Viele treten auch temporär aus und warten mit einem Wiedereintritt so lange ab, bis die Angebote wieder im vollen Umfang verfügbar sind“, weiß Sebastian Pahlke um die Not, die auch die Familien umgibt. Dennoch muss das Ziel sein, die Mitglieder zu halten.
Aushängeschilder helfen
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Helfen soll dabei die am Mittwoch startende „Ich bleibe dabei“-Kampagne. Mit Landrat Marco Voge, den Bürgermeistern der großen Kommunen, sowie den prominenten sportlichen Aushängeschildern aus dem MK, wie den Iserlohn Roosters, den Iserlohn Kangoroos, sowie der SG Menden Sauerland, haben die Verantwortlichen des KSB bereits zahlreiche lokale „Influencer“ gewonnen, um mit ihren Gesichtern für die Idee hinter der Kampagne einzustehen.
Auf Fotos präsentieren die Vereine das Logo mit dem Schriftzug. „Wir haben bereits die ersten Fotos angefertigt, weitere folgen noch in den kommenden Tagen“, erklärt Nülle. Bei den „Prominenten“ soll es jedoch nicht bleiben. „Wir erhoffen uns einen Schneeballeffekt. Die Vereine aus dem Kreis können sich das Logo auf unserer Homepage herunterladen und ihre Bilder einsenden. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele Vereine anschließen werden. Die Fotos werden dann auf unserer Homepage und unseren Social-Media-Kanälen geteilt“, erklärt Nülle, wie das Projekt ablaufen soll.