Menden. Im Corona-Lockdown haben viele lokale Sportler Probleme mit ihrem Körper. Der Mendener Ernährungsberater Klaus Gerling kennt Lösungen.

Der Corona-Lockdown hält die heimischen Sportler weiter in Atem. Und der Atem stockt bei einigen, wenn sie draußen an der frischen Luft joggen, aber morgens besorgt auf die Waage steigen und feststellen, dass ihr Körpergewicht fast proportional steigt. Klaus Gerling ist ein Ernährungsberater aus Menden, der sich mit der Ernährungspraxis Gerling auf diesen Fachbereich spezialisiert. Ernährungstipps, auch für Sportler, gehören zu seinem Tagesgeschäft. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte er, worauf Sportler in diesen Zeiten achten sollen.

Die Lebensmittelauswahl

Die Auswahl der Lebensmittel ist für Klaus Gerling elementar. "Sie sollte vielfältig sein. Eine gute Entwicklung in der Pandemie ist, dass viele Menschen jetzt Zeit haben gründlich einzukaufen und auch selbst zu kochen. Gerade am Anfang stand man im Supermarkt häufig vor leeren Regalen. Zum Beispiel waren Mehl und Hefe oft ausverkauft, weil die Menschen anfingen, vermehrt Brot selbst zu backen."

Das Gemüse und Obst

Laut Gerling essen die Menschen zu viel Obst und zu wenig Gemüse. Dabei ist aus seiner Sicht Gemüse viel gesünder und wichtiger als Obst. "Obst in großen Mengen ist alles andere als gesund. Berater wie Weight Watchers führen die Anwender da häufig auf eine falsche Fährte. Ein- bis zweimal am Tag Obst essen ist ok, alles was darüber hinaus geht, nicht." Man dürfe das Vitamin C und die sekundären Pflanzenstoffe in Gemüse und Obst nicht außer Acht lassen. "Sie helfen bei der Krebsprophylaxe und der Stoffwechselregulation. Im Idealfall ist bei jeder Mahlzeit Gemüse oder Obst dabei", erklärt der 57-Jährige.

Der Mahlzeitrhythmus

In Gerlings Praxis kommen häufig Patienten, die Stoffwechselbeschwerden haben. "Denen rate ich, auf einen geregelten Mahlzeitrhythmus zu achten. Man sollte einen Fokus auf die Mahlzeiten zu bestimmten Uhrzeiten legen und diesen Plan in den Alltag einbetten. Nicht gut ist unregelmäßiges Essen, das man einfach zwischendurch zu sich nimmt. Auch beim Einkaufen macht es Sinn, einen Fokus zu setzen."

Die Pausen

Der Körper braucht nach einer Mahlzeit einiges an Zeit, um diese zu verarbeiten. Daher rät der Ernährungsberater. "Legen Sie eine Pause zwischen den Mahlzeiten ein. Drei oder vier Stunden zwischen jedem eingenommenen Mahl sind ideal für den Körper. Vor allem auch bei Sportlern in der Wettkampfphase."

Der Genuss

Sich gesund zu ernähren, bedeutet aber nicht gleichzeitig auf alles verzichten zu müssen. Ein Stück Schokolade oder Chips sind durchaus erlaubt. Für Klaus Gerling ist hierbei nur eines entscheidend: "Die Genussmittel müssen bewusst und kontrolliert eingenommen werden. Zum Beispiel spricht nichts dagegen, nach dem Mittagessen einen Nachtisch zu sich zu nehmen." Geregelte Tagesabläufe sind hierbei hilfreich. "Familien sollten wenigstens einmal am Tag zusammen essen. Dabei sollte nichts anderes gemacht werden und Smartphones und der Fernseher ausgeschaltet sein. Obwohl wir in der Corona-Pandemie meist zuhause sind, kommen gemeinsame Mahlzeiten immer seltener vor", stellt der Mendener fest.

Der Zucker

"Kinder nehmen viermal so viel Zucker zu sich als empfohlen ist. Bei Erwachsenen ist der Wert zweifach über dem Normalwert. Vor allem Getränke wie Cola, Fanta, Sprite, Obstsäfte oder Milchgetränke wie Kakao, sind nicht hilfreich. Zum Beispiel sind in einem 500-Milliliter-Schoko-Getränk 18 bis 20 Zuckerwürfel enthalten. Dass das ein enormer Wert ist, sollte auf der Hand liegen." Für den 57-Jährigen gehört zu einer ausgewogenen Sportlerernährung auch dazu, dass sich die Athleten darüber informieren, was sie zu sich nehmen. So ist ein Blick auf die Zuckerwerte schon im Supermarkt das A und O. "Ein Zuckergehalt von sechs bis acht Prozent ist noch ok. Alles was zwischen acht bis zehn Prozent oder noch höher liegt, ist schon bedenklich."

Das Salz

Auch beim Salz langen die Deutschen zu großzügig zu. Mehr als doppelt so viel, als ideal wäre, nehmen die Bürger zu sich. "Gerade in Brot ist sehr viel Salz enthalten. Das wissen die wenigsten. Auch hier gilt es, das richtige Maß zu finden", sagt der Ernährungsberater.

Die Fette

Bei Fetten gibt es einiges zu beachten. "Wichtig ist, dass man die guten Fette zu sich nimmt. Für alle kalten Mahlzeiten sollte man Olivenöl verwenden. Bei allen heißen Mahlzeiten ist Sonnenblumenöl von Vorteil", erklärt Klaus Gerling mit erhobenen Zeigefinger.

Das Trinken

"Trinken ist für Sportler elementar. Denn aktiv verbrennen sie nicht nur über den Schweiß, sondern auch über ihre Atemluft viel Energie. Zwei Liter sollte jeder Sportler täglich zu sich nehmen. Im Wettkampf ist die Faustregel: jede halbe Stunde 500 Milliliter an Flüssigkeit aufnehmen." Zudem sollte man auf Nahrungsergänzungsmittel wie Magnesium verzichten. Diese seien "komplett unnötig."

Das Fazit

"Wenn Sportler im Lockdown ihr Gewicht halten wollen, ist eine Ausgewogenheit zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrennung entscheidend. Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet werden. Sportler müssen ohne große Bewegung weniger Kalorien zu sich nehmen. Eine Mahlzeit sollte sich im Idealfall aus 50 Prozent Gemüse, 25 Prozent Kohlenhydrate wie Reis oder Nudeln und 25 Prozent Fleisch zusammensetzen". Kohlenhydrate sind dabei wichtig für die Muskulatur und das Gehirn. „Generell gilt, dass man gerade abends Kohlenhydrate einsparen soll. Beim Schlafen braucht man sie nicht wirklich", so Gerling abschließend.