Hüingsen. Benny Huygens ist als Trainer der SF Hüingsen keine vier Wochen im Amt. Zunächst suchte der 38-Jährige das Gespräch mit allen Spielern.

Mitte Dezember gab es beim Fußball-Bezirksligisten SF Hüingsen den Paukenschlag. Ein wenig überraschend musste Trainer Giancarlo Fiore vorzeitig den Verein verlassen. Benny Huygens übernahm den Trainerposten postwendend. Für den 38-jährigen Polizisten aus Lendringsen, der zuvor beim BSV Lendringsen als Trainer fungierte und danach auf sportlicher Ebene ein Jahr Pause machte, kam der neue Posten schneller als gedacht. Ursprünglich sollte er erst im Sommer das Traineramt bei den Sportfreunden übernehmen.

"Ich war selbst überrascht, als mir angeboten wurde, sofort zu übernehmen, trotzdem wollte ich unbedingt wieder bei einem Verein als Trainer arbeiten, der überkreislich vertreten ist. Daher habe ich nicht lange überlegt und den Verantwortlichen gesagt, dass ich es mache", erklärt Huygens. Der neue Job ist für den Familienvater Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite freue er sich sehr über die neue Aufgabe bei einem tollen Verein mit großartigen Möglichkeiten. Auf der anderen Seite ist ihm bewusst, dass es gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie und dem aktuellen zweiten Lockdown nicht einfach ist, sportlich neu anzufangen.

Gespräche mit allen Spielern

"Es ging alles sehr schnell. Mitte Dezember habe ich mir dann die Frage gestellt, wie und wo fängst du überhaupt an? Aktuell gibt es kein Mannschaftstraining und keinen Spielbetrieb. Das macht das Ganze nicht leicht", sagt Huygens. Dennoch kam der Neutrainer nicht unvorbereitet. "Ich selbst komme ja auch aus Menden, daher kannte ich viele der Spieler schon vorher. Zunächst war es dem Trainer wichtig, mit jedem einzelnen Spieler zu sprechen, um sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen.

Schließlich stellte er sich die Frage, wie es dazu kam, dass eine Mannschaft mit höheren Ansprüchen nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen steht. "Ich habe mit allen Spielern entweder telefoniert und mit ihnen per Video gesprochen. Daraufhin habe ich einen ersten Trainingsplan erstellt, der Laufeinheiten und Stabilisierungsübungen vorsieht. Seit Montag setzen die Spieler diesen individuell für sich um. Dienstags machen wir jetzt immer mit der gesamten Mannschaft eine Videokonferenz, um die weiteren Abläufe zu besprechen", so der 38-Jährige weiter. Mehr sei in den letzten vier Wochen noch nicht passiert.

Klassenerhalt als Ziel

"Mir ist wichtig, die Jungs erst einmal in Bewegung zu bekommen. Es weiß ja keiner, ob und wann überhaupt die Saison fortgesetzt werden kann. Ich bin mittlerweile seit zwölf Jahren Trainer, aber das ist schon eine schwere Situation." Falls die Saison fortgesetzt werde sollte, hätte er als Trainer nur vier Wochen Vorlaufzeit bis zum ersten Pflichtspiel, was aus seiner Sicht wenig ist.

"Wir befinden uns mitten im Abstiegskampf, das muss jedem mit Blick auf die Tabelle klar sein. Wichtig ist jetzt bei allen die Motivation hochzuhalten, schließlich sind wir auch nur Amateursportler, das darf man nicht vergessen. Und wenn die Jungs jetzt noch acht bis zehn Wochen nur einzeln laufen können, ist es schwer, sie bei der Stange zu halten. Die Pandemie ist alles andere als gut für den Amateursport, viele verlieren die Lust oder hören sogar auf", sagt Huygens mit nachdenklicher Miene. Wichtig ist ihm, dass seine Spieler eine gewisse Grundlagenfitness aufbauen. Über taktische Dinge sei noch gar nicht nachzudenken.

Pausen erschweren die Arbeit

Grundsätzlich ist Huygens der Meinung, dass man die Saison lieber abbrechen sollte und dann im Sommer, wenn sich die Lage eventuell verbessert habe, neu anfangen sollte. "Das ganze Hin und Her mit Pausen und Neuanfängen ist für die Spieler anstrengend, gerade wenn man Abstiegssorgen hat. Vielleicht wäre es besser, wenn sie ein festes Datum für einen Neuanfang vor Augen hätten."

Für diese Saison sei nur der Klassenerhalt das Ziel. Was danach passiert, sei nicht abzusehen. Daher plant Huygens zunächst auch nur Schritt für Schritt. "Es wäre etwas anderes, wenn ich erst zum 1. Juli übernommen hätte und mit ein oder zwei neuen Spielern eine komplette Vorbereitung gehabt hätte. So haben wir eventuell nur noch acht Spiele Zeit, um den Abstieg zu vermeiden. Das muss jedem klar sein und mehr kann ich auch aktuell nicht tun", erklärt Huygens, der den Ernst der Lage sowohl sportlich als auch gesellschaftlich längst realisiert hat.