Fröndenberg. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie können sich Fahrradhändler vor Nachfragen kaum retten. In unserer neuen Serie dreht sich alles rund ums Rad.

Fahrradfahren boomt. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Nachfrage in unbekannte Höhen gestiegen. In unserer neuen Serie zeigt unsere Zeitung alles Wissenswerte rund ums Thema Fahrradfahren. Welches Rad passt zu welchem Anlass? Diese Frage kann Martin Wittwer, Fahrradhändler aus Fröndenberg genau beantworten.

Welche Kriterien sind grundsätzlich bei der Ausstattung zu beachten?
Martin Wittwer: Das ist sehr umfangreich. Da es eine Vielzahl von Fahrrädern gibt, muss der Kunde erst einmal wissen, was er sich anschaffen möchte und für sich entscheiden, ob er auf der Straße oder im Gelände unterwegs sein will. Ich kann da nur eine ausführliche Beratung im Fachhandel empfehlen.


Es gibt heutzutage eine Vielzahl von Fahrradtypen. Was sind die entscheidenden Punkte für die Auswahl bei einer Neuanschaffung?
Wichtig ist zu klären, auf welchen Strecken ich mit dem Fahrrad fahren möchte und wie sportlich ausgerichtet das Fahrradfahren sein soll. Muss es ein Motor-Antrieb sein? In diesem Fall muss man auch die Akku-Leistung im Blick haben. Auch technische Fragen wie zum Beispiel der Einsatz einer Scheibenbremse oder die Schaltung müssen beantworten werden.


Welche Eigenschaften eines Rades sind für den Fahrkomfort von Bedeutung?
Ganz wichtig sind die Reifen. Sie sorgen für die Dämpfung. Die Formel lautet: breite Reifen gleich mehr Fahrkomfort. Aber das Fahrrad läuft dann auch ein bisschen schwerer. Umso schmaler der Reifen, wie zum Beispiel bei einem Rennrad, umso härter ist es ausgerichtet. Der Trend geht generell zu breiteren Reifen mit weniger Luftdruck und mehr Fahrkomfort. Es aber auch noch weitere Faktoren wie eine gefederte Sattelstütze, eine Vollfederung beim Mountainbike oder eine Federgabel. Es gibt schon viele Komponenten, die das Fahrradfahren komfortabler machen. Dazu gehören auch die Berührungspunkte wie eine komfortable Sitzposition und die Lenkergriffe.


Räder, vor allem E-Bikes, sind wahre Hightech-Maschinen. Wie wichtig ist die Wartung der einzelnen Komponenten?
Sie ist schon sehr wichtig. Wenn man selber den Mangel nicht erkennt, sollte man schon eine Werkstatt aufsuchen und regelmäßig das Rad kontrollieren lassen. Gerade teure Räder sollten mindestens einmal im Jahr gecheckt werden.

E-Bikes und Pedelecs nehmen inzwischen einen Großteil des Markts ein.
E-Bikes und Pedelecs nehmen inzwischen einen Großteil des Markts ein. © Stiftung Warentest

Wie lautet Ihre Empfehlung hinsichtlich der Ausstattung für einen radsportbegeisterten Neueinsteiger, für einen Routinier oder einen Velo-Crack?
Eine Empfehlung ist schon schwierig. Viele neigen dazu, sich Räder zu kaufen, die mehr können, als sie tatsächlich brauchen. Oft spielt dabei auch die Begeisterung für die Technik eine Rolle. Es gibt ja bei Rennrädern zum Beispiel inzwischen elektronische Schaltungen. Eigentlich braucht solche Spielereien kein Mensch. Es ist eine technische Spielerei wie die Aufzeichnung der Wattmessungen. Jeder muss für sich entscheiden, ob er dies wirklich an seinem Rad braucht. Das Radfahren ist puristisch. Da wird keine Elektronik benötigt. Aber alle fahren mittlerweile mit Elektronik am Fahrrad.
Empfehlen Sie ein Sicherheitstraining für Radfahrer?
Eigentlich kommt die Routine ja beim Radfahren. Umso häufiger ich fahre, umso größer wird die Erfahrung. Ein spezielles Training von Profis wird fast gar nicht angeboten. Der ADFC bietet so etwas an. Es gibt für Mountainbikes spezielle Kurse zur Technik. Das macht schon Sinn. Für eine ältere Person ist es nach meinen Erfahrungswerten schwieriger, die Erfordernisse umzusetzen als für Jüngere. Wenn man als Kind oder Jugendlicher viel Rad gefahren ist, profitiert man von dieser Erfahrung ein Leben lang.


Wie sieht die unverzichtbare Grundausstattung für Radfahrer aus?
Ein Helm sollte für die eigene Sicherheit getragen werden. Es ist keine Pflicht in Deutschland. Ich empfehle aber das Tragen eines Helmes. Wir stellen jedem, der bei uns eine Probefahrt macht, einen Leihhelm zur Verfügung. Aber auch Funktionssachen wie vernünftige Radschuhe, Handschuhe oder eine Radhose sind ratsam.


Nicht nur auf dem Ruhrtalweg werden immer mehr E-Bikes gesehen. Stellt diese Technologie die Zukunft im Radfahren dar?
Das E-Bike hat mittlerweile schon einen Marktanteil von über 50 Prozent im Vergleich zum klassischen Fahrrad erobert. Wenn man auf den Radwegen schaut, denke ich, dass es schon 70 bis 80 Prozent sind. Das ist die Zukunft.


Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihre Arbeit ausgewirkt?
Die Werkstatt ist bei uns ja immer offen gewesen. Wir hatten keine Schließung. In der ersten Woche war es ein bisschen ruhiger. Als dann klar war, dass man Radfahren konnte und die Werkstätten geöffnet sind, hatten wir schon mehr und mehr Arbeit. Durch die Corona-Krise sind noch einmal 50 Prozent hinzugekommen. Das Radfahren ist eine der wenigen Sportarten, die ausgeübt werden konnte.


Was meinen Sie, wie das Rad der Zukunft aussieht?
Das Zukunftsrad wird vielseitig aussehen. Es gibt Klassiker, die gebaut werden und auch heute noch viele Freunde haben. Die E-Bikes werden weiterentwickelt. Aber dies gilt auch für die normalen, nicht-motorisierten Räder. Es wird vielseitig weitergehen.