Menden. Menden: Dem aktiven Kreisligafußball den Rücken gekehrt – und aktiver denn je. Wie kam es zum Team Platte Heide Pinguine und was macht sie aus?

Die Arme über den Kopf, und ganz schnell, mehrmals hintereinander, in die Hände klatschen: Der „Pinguin-Teamjubel“. Ein wenig erinnert die Geste wirklich an einen Schnabel; oder so etwas in der Art. Die Schöpfer des Jubels nennen sich die Platte Heide Pinguine – und bilden eine Mannschaft, die den Begriff Hobbyfußball auf ein ganz neues Level bringt.

„Den Namen hab ich mir mit meinem besten Freund ausgedacht“, sagt Patrick Fedorcuk. „Eigentlich war’s sehr banal. Wir finden Pinguine als Tiere cool und dachten, die passen zu uns. Weil die sich auch so langsam bewegen“, erklärt Fedo, wie er nur genannt wird, lachend.

Er war damals – Anfang 2018 – bei der Gründung des Teams dabei.

Kein aktiver Kreisligafußball mehr

Für eine Hobbytruppe sind sie ganz schön viele. 18 Pinguine gibt es mittlerweile schon.
Für eine Hobbytruppe sind sie ganz schön viele. 18 Pinguine gibt es mittlerweile schon. © Privat | Privat

Das Ziel seinerzeit? Eine richtige Hobbyfußballmannschaft zu gründen. „Wir haben alle mehr oder weniger freiwillig dem ,aktiven’ Kreisligafußball den Rücken gekehrt“, erklärt Fedo die Beweggründe. Schuld daran sind teils Verletzungen, aber teilweise auch Abendschule, Schichtarbeit und Co.

Bei ihm selbst war es eine Fuß-OP, die sein aktives Spielen beendet hat. „Manche möchten einfach mehr Zeit mit ihrer Familie oder mit ihrer Freundin verbringen“, benennt Fedo einen weiteren Grund.

Und diese Unabhängigkeit gebe es in den meisten aktiven Mannschaften eben nicht. „Da muss man nun mal teils dreimal die Woche zum Training – und sonntags auch meist auf den Platz“, erklärt Fedo. Auf jeden Fall nachvollziehbar – es stehen ja auch viele Spiele in der Saison auf dem Plan. Aber eben nicht für jeden etwas.

Das Training: Freiwillig, aber gut besucht

„Bei uns muss nicht jeder immer aufschlagen“, betont er. „Es findet alles auf freiwilliger Basis statt.“ Das heißt aber keinesfalls, dass die Trainingseinheiten schlecht besucht sind. Mindestens zehn Leute nehmen immer teil, wie Fedo erklärt.

Interessenten sind herzlich willkommen

Anfang 2018 hat die Mannschaft sich gegründet, damals mit zehn Mann.

Mittlerweile besteht das Team aus 18 Kickern.

Die Platte Heide Pinguine sind auch weiterhin für Neuzugänge offen. Erreichbar sind sie auf Instagram und Facebook. Dort gibt’s auch stets Updates von ihren Aktionen.

Einen Trainer hat das Team nicht so wirklich – den brauchen die Jungs auch nicht. „Die meisten haben vorher aktiv gespielt, beim VfL Platte Heide, Italia Menden oder so.“ Und dann weiß man natürlich, wie ein Training auszusehen hat. Das wird übrigens auch durchgezogen, jeden Samstag wird trainiert.

Mit Leidenschaft und Humor

Denn die Pinguine verstehen sich zwar als Hobbyfußballer, sind aber als Mannschaft bei Turnieren, auf Instagram und bei verrückten Aktionen aktiv wie kaum ein anderes Team.

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Auf der Instagramseite der Pinguine gibt’s unter anderem ein Fußball-ABC: N steht zum Beispiel für „Neuverpflichtung = Bierdeckel“, denn auf dem werden die Verträge für neue Spieler festgehalten – meist am frühen Morgen. Und es gibt auch einen Eintrag aus „Klinsis Tagebuch“, in dem das Team sich selbst auf humorvolle Weise bewertet.

Und ein Beispiel für verrückte Aktionen: Das Spiel gegen die Insassen aus der JVA Werl, das 2019 stieg. „Da haben wir eine richtige Klatsche bekommen“, erinnert sich Fedo lachend. 1:15 hieß es am Ende. Aber recht verständlich: Die Inhaftierten trainieren schließlich vier- bis fünfmal die Woche.

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Jeder darf spielen

Regelmäßig spielen die Pinguine bei Turnieren und Co. – in den Vereinsfarben schwarz-weiß natürlich.
Regelmäßig spielen die Pinguine bei Turnieren und Co. – in den Vereinsfarben schwarz-weiß natürlich. © Privat | Privat

„Eigentlich ist das aber nicht der Fall, dass wir so hoch verlieren“, betont Fedo. Bewiesen haben sich die Pinguine schon in einigen Spielen: Regelmäßig kicken sie in Freundschaftsspielen gegen Kreisliga-Teams, und nehmen natürlich an Turnieren teil.

Die Teilnahme organisieren sie über WhatsApp: „Da gibt’s dann eine Liste. Und wenn sich jemand einträgt, dann kann er auch sicher sein, dass er spielt.“

Der Traum der Pinguine

Und die Pinguine spielen, wo es nur geht: In Hallen, auf den großen Plätzen, oder eben Kleinfeld. Und sie haben Spaß an den Turnieren, so viel ist klar.

Ziemlich klar: „Unser großes Ziel ist es, irgendwann mal ein eigenes Hobbyturnier auf die Beine zu stellen“, schildert ein begeisterter Fedo. Das sei aber kompliziert. Und trotzdem: „Das ist unser größter Traum.“

Der Sport fehlt allen

Doch der Traum muss auf seine Erfüllung noch warten. Grund dafür ist die Coronakrise, die im Sport allgegenwärtig ist – und jeglichen Betrieb verhindert.

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Ob die Pinguine ihr Hobby vermissen? „Keine Frage, die Sehnsucht nach dem Fußball ist groß“, erklärt Fedo. Aber momentan führe eben kein Weg an den Maßnahmen vorbei. „Es ist echt traurig, aber dieses Corona ist kein Spaß mehr. Und das verstehen wir.“

Und gegen die Langeweile der Coronakrise haben sich die Jungs mal anders beschäftigt: Mit Malen statt Kicken. Das Ergebnis lässt sich wirklich sehen – und zwar als Banner an der Fußgängerbrücke beim Bahnübergang. Hier lest ihr, wie es zum Projekt kam.

So oder so: Bis die Krise vorbei ist, gibt es den Pinguinjubel erstmal nicht mehr im Team – sondern nur noch per Smartphone.

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