Halingen. Stephan Nocke ist ein Handballenthusiast. Er trainiert zwei Mannschaften, deren Ausgangslage unterschiedlicher nicht sein könnte.

Einen Aufstieg feiern und einen Abstieg betrauern- diese Emotionen kennen Sportler durchaus, wenn sie in zwei aufeinanderliegenden Spielzeiten passieren. Ein echtes Novum hingegen ist Stephan Nocke. Der Handballtrainer könnte am Saisonende sowohl einen Aufstieg feiern, als auch einen Abstieg erleben.

Tatort Stählerwiese: Am Sonntag traten hier die Handballdamen des TV Westfalia Halingen in der Frauen-Bezirksliga bei den Vertreterinnen des TuS Ferndorf an und gewannen mit 27:16. Damit bleiben die Halingerinnen als Tabellenvierte auf Tuchfühlung mit den Plätzen zwei und drei, die für den Aufstieg in die Landesliga ausreichen könnten.

Tatort Bergstadtgymnasium Lüdenscheid: 24 Stunden zuvor stehen die Landesligaherren der HSG Lüdenscheid auf der Platte und empfangen die zweite Mannschaft der SG Menden Sauerland. Nach 60 Minuten steht es 28:38 aus Sicht der Lüdenscheider, die in 18 Saisonspielen nur einen Punkt holen konnten und deren Abstieg in die Bezirksliga nicht mehr aufzuhalten ist.

Im Dezember Einstieg in Lüdenscheid

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Was die Spiele gemeinsam haben? In beiden Partien saß Stephan Nocke als Trainer auf der Bank. Im vergangenen Sommer ist der Unnaer in den Mendener Norden zu den Frauen von Westfalia Halingen gewechselt. Seitdem läuft es und die Halinger dürfen sich Hoffnungen auf den Aufstieg in die Landesliga machen. „Es macht riesig Spaß mit den Mädels. Es sind nur einheimische Spielerinnen in der Mannschaft und zusammen mit dem Umfeld dort ist es einfach eine super Sache“, schwärmt Nocke von dem Mendener Klub.

Im Dezember kamen dann die Verantwortlichen aus Lüdenscheid auf den Trainer zu und fragten, ob er sich ein Engagement bei der HSG vorstellen könnte. Nocke sagte zu und ist seitdem Reisender zwischen den Welten. „Ich habe lange in Lüdenscheid in der Oberliga gespielt und immer noch gute Kontakte dort hin gehabt. Im Dezember kam dann die Frage, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich habe mich dort immer wohl gefühlt, also habe ich zugesagt“, erklärt der 39-Jährige.

50 Kilometer zwischen beiden Vereinen

Wer diese Worte hört, der ahnt es bereits: Nocke ist ein absoluter Handball-Enthusiast. „Anders wäre das auch nicht machbar“, schmunzelt der Doppel-Trainer, der montags bis donnerstags täglich in den Sporthallen in Lüdenscheid und Halingen steht. Keine ganz so einfache Aufgabe, schließlich liegen zwischen Halingen und Lüdenscheid knapp 50 Kilometer. „Das ist alles eine Frage der Organisation. Ich wohne in Kamen und da lässt sich das ganz gut regeln. Ich habe aber sowohl in Halingen als auch in Lüdenscheid sehr gute Co-Trainer, die immer einspringen, wenn es mal nicht passt“, verrät Nocke sein Geheimnis.

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Zufrieden sind auch beide Vereine mit der Arbeit des Vollblut-Handballers. „Ich mache auch im Sommer in beiden Mannschaften weiter. Da steckt einfach eine Menge Herzblut drin“, betont Nocke. Die Saisonplanungen könnten nicht unterschiedlicher sein. „Mit Lüdenscheid sind wir abgestiegen. Es ist gut, dass wir Planungssicherheit haben, somit habe ich dort die Chance etwas Neues aufzubauen und eine Mannschaft zu formen, die direkt wieder um den Aufstieg mitspielen kann. Darauf habe ich große Lust“, sagt Nocke.

Dass die Lüdenscheider bereits so gut wie abgestiegen sind und Sicherheit über ihre sportliche Situation haben, macht die Arbeit für Nocke dabei deutlich leichter. „Es wäre schon bitter, wenn wir eine Situation bekommen hätten, in der wir an einem Tag abgestiegen und am nächsten Tag mit Halingen aufgestiegen wären“, weiß der Diplom-Verwaltungswirt, der in Hagen arbeitet.

Ansprache ist eine andere

Im Kontrast zur Lage in der Bergstadt, steht die Situation in Halingen. „Wir haben da gute Chancen, aber unser Ziel ist es erst einmal nur oben mitzuspielen und dann in der kommenden Saison richtig anzugreifen. Wir haben mit Ruhrtal ein Beispiel von einer Mannschaft, die als Vorjahresdritter in der Relegation aufgestiegen ist und nun abgeschlagen am Tabellenende der Landesliga steht. Das ist schon ein Unterschied“, schätzt Nocke die Situation realistisch ein.

Apropos Unterschied: Ist die Zusammenarbeit mit einer Frauenmannschaft anders als mit einer Herrenmannschaft? „Ganz klar, es ist schon einfacher eine Herrenmannschaft zu trainieren. Bei den Frauen muss man in der Ansprache deutlich sensibler sein. Auch untereinander sind Frauen anders, als es die Männer sind. Das macht beides sehr viel Spaß. Wichtig ist natürlich als Trainer, dass man bei beiden Teams auch die nötige Distanz wart“, erklärt Nocke, bei dem es noch ein weiteres Kuriosum gibt: Sein Halinger Co-Trainer Colin Reid ist in Lüdenscheid Spieler unter Trainer Stephan Nocke.