Menden/Iserlohn. Vormittags sitzt Annika Meyer in den Klassenräumen des Walburgis-Gymnasiums in Menden, abends schwebt sie in Iserlohn über das Eis.

Eigentlich geht es in der Eishalle in Iserlohn ja rabiat zu. Wenn die Iserlohn Roosters ihre Heimspiele austragen, knallen oft Körper und Schutzaurüstungen aufeinander, doch all das hat hier am Montagabend ausnahmsweise mal keinen Platz. Grazil, erhaben und immer ein klein wenig schwebend wirkt es, wenn Annika Meyer über das Eis gleitet. Die 15-Jährige ist Eiskunstläuferin bei der EG Iserlohn und betreibt ihre besondere Leidenschaft mit großem Ehrgeiz. Wobei es ihr aber nicht um die Pokale oder eine steile Karriere geht – sie genießt schlichtweg die Zeit auf dem Eis.

Der goldene Oktober zeigt sich draußen von seiner besten Seite, Temperaturen die nicht wirklich an den Herbst erinnern locken noch einmal viele Freizeitsportler in die Parks oder Sportstätten. Doch wer für seinen Sport Eis benötigt, hat dafür kein Auge. Annika Meyer sowieso nicht, zu begeistert ist sie bei der Sache, als dass sie sich darüber Gedanken macht. Der Spaß beim Eislaufen ist ihr anzusehen. „Das bereitet mir einfach eine riesige Freude“, sagt die Schülerin des Mendener Walburgis-Gymnasiums.

Fehler und blaue Flecken gehören dazu

Fünf Tage in der Woche sitzt sie in der Hönnestadt in den Klassenräumen und lernt im Biologie-, Deutsch- oder Englisch-Unterricht. Aber ihre liebsten Tage sind die, an denen sie nach der Schule aus Menden nach Iserlohn an den Seilersee fährt. Zwei Mal in der Woche ist das der Fall, zusätzlich steht sie noch Samstags auf dem Eis. Am liebsten würde sie aber jeden Tag auf Kufen gleiten, an ihren Sprüngen feilen oder Pirouetten drehen. „Für mich ist das jedes Mal etwas besonderes, hier hinzu kommen“, sagt Annika Meyer. Ihre Mutter weiß das zu bestätigen. „Sie ist früher oft alleine hier hin gefahren, weil sie unbedingt Eislaufen wollte“, sagt Sandra Pérel-Meyer.

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Damals ist ihre Tochter sieben Jahre alt, mit einem Kindergeburtstag geht es zum Eislaufen. Bei Annika Meyer ist das Feuer entfacht, sie spricht heute mit großen Augen von dem Sport, der ihr ziemlich viel bedeutet. Das dazu auch einmal hinfallen gehört, stört sie nicht sonderlich. „Das gehört eben dazu. Wenn ich falle, habe ich vorher einen Fehler gemacht. Und aus Fehlern lernt man“, sagt sie für ein Mädchen in ihrem Alter ziemlich reflektiert. Die blauen Flecke die durch die Stürze auf das harte Eis entstehen, erinnern sie immer wieder daran, sich noch ein wenig mehr zu konzentrieren.

Viel Training nötig um strenge Wertungsrichter zu überzeugen

Denn die Wertungsrichter beim Eiskunstlauf erlauben nicht viele Fehler. „Die sehen ziemlich genau, wenn mal eine Kufe bei einem Sprung schräg steht oder nicht sauber gelandet wurde“, berichtet Verena Stobbe, erste Vorsitzende der EG Iserlohn. Das ist der Verein, bei dem Annika Meyer ermöglicht wird, ihrem Hobby in dieser Form, angeleitet durch ausgebildete Trainer wie Eduard Vishnjakov, auszuüben.

Höhepunkt in Iserlohn

Annika Meyer ist 15 Jahre alt und wohnt in Iserlohn-Sümmern. Sie besucht das Walburgis-Gymnasium in Menden.

Seit dem sie sieben Jahre alt ist, betreibt sie das Eiskunstlaufen im Verein bei der EG Iserlohn.

In diesem Jahr nimmt sie an so vielen Wettkämpfen teil, wie bisher noch nie in einer Saison. Zehn Mal steht sie in ganz NRW auf dem Eis.

Großer Höhepunkt für die Iserlohner Eiskunstläuferin ist der Waldstadt-Pokal, der am 18. Januar in Iserlohn stattfindet.

Die EG muss dabei um Zeiten auf dem Eis kämpfen, die Eishockeyspieler der Roosters beanstanden viele Trainingszeiten für sich. Dabei sind viele Übungseinheiten für Annika Meyer und die anderen Eiskunstläuferin elementar wichtig, damit Sprünge wie der Axel auch bei den Wettkämpfen gestanden werden. Zwischen 60 und 70 aktive Eiskunstläuferinnen sind in Iserlohn aktiv, sie kommen teilweise von weitem angereist, um in der besonderen Atmosphäre der Iserlohner Eishalle trainieren zu können.

Eine teure Leidenschaft

„Wir verstehen uns hier als Breitensportverein in einer Randsportart“, sagt Verena Stobbe. Nur wenige Mädchen, Jungs gibt es zumeist nur bei den ganz kleinen Eisläufern bevor sie sich für andere Sportarten wie beispielsweise Eishockey entscheiden, schaffen den Sprung zu den Stützpunkten wie nach Dortmund. Dabei können die Kinder quasi auf Kufen aufwachsen, ab vier Jahren bietet der Verein Kurse an. Erst werden die Grundlagen gelegt, die Bewegung auf dem Eis ist eben eine ganz andere als auf gewöhnlichem Untergrund. Später, wenn die Kinder sieben oder acht sind, folgt der Wechsel von der kleinen Eisfläche auf das Spielfeld der Roosters. „Das“, sagt Sandra Pérel-Meyer, „ist für viele Kinder das Highlight.“

Annika Meyer in Pose auf dem Eis der Iserlohner Eishalle.
Annika Meyer in Pose auf dem Eis der Iserlohner Eishalle.

Bis dahin haben die Eltern bereits einiges an finanziellen Mitteln in das Hobby ihrer Kinder gesteckt. Schlittschuhe, Kufen und auch die Kostüme für die jeweiligen Auftritte oder Wettkämpfe sind nicht gerade günstig. Die Kleidung ist dabei oft maßgeschneidert, schließlich zählt beim Eiskunstlauf neben den sportlichen Aspekten auch immer der Ausdruck der Sportlerinnen. „Es muss immer elegant wirken“, weiß Pérel-Meyer. Nach einem Sturz beispielsweise dürfen sich die jungen Kufenkünstlerinnen nichts anmerken lassen, sie tun so als wäre nichts gewesen und setzen ihre Kür fort.

Das Ziel ist immer der nächste Sprung

Zwei Jahre brauchte Tochter Annika bis sie den Axel, eine Drehung bei der die Eisläuferin vorwärts laufend abspringt und nach mehrfachen Drehungen rückwärts auf einer Kufe landet, sicher im Repertoire hat. „Ich möchte mehr Doppelsprünge stehen“, formuliert sie auf die Frage hin, welche Ziele sie für ihre sportliche Zukunft hat.

Sie denkt nicht in Pokalen oder Medaillen, sie denkt in kleineren Schritten. Die Werte, die das Eiskunstlaufen ihr bereits vermittelt haben, hat sie schon verinnerlicht. Und so wird sie auch in Zukunft weiter laufen, egal ob sie damit besonders erfolgreich sein wird oder nicht. Einfach nur, weil es ihr eine große Freude bereitet.

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