Bösperde. . In der Landesliga halten sie nach ihrem Aufstieg direkt wieder den ersten Platz fest im Griff. Die Frauen setzen auf drei Säulen bei den Spielen.

Die Frauen lachen, plaudern entspannt auf der Bank in der Sporthalle in Bösperde. Trainer Jörg von Estorff lässt nochmal das vergangene Spiel gegen die Handballerinnen der HSG Lüdenscheid Revue passieren, immerhin ein deutlicher 31:20-Sieg. Doch es hätte noch besser laufen können und das wissen auch die Spielerinnen der DJK. „Schön, dass ihr euch über eure Leistungen ärgert. So muss das sein“, sagt der Trainer und freut sich über den Ehrgeiz seiner Truppe. Die steht nach zehn Spielen auf Platz eins in der Landesliga und versucht, den zweiten Aufstieg in Folge zu schaffen. Der Erfolg fußt auf mehreren Säulen.

Der Teamgedanke

Jede Woche kann der Trainer aus einem Spielerinnen-Pool wählen und die Bestbesetzung aufs Feld schicken. Die will vor allem zwei Dinge: gewinnen und noch besser werden. Das sorgt für eine gute Stimmung innerhalb der Mannschaft – nicht verwunderlich beim bisherigen Saisonverlauf – und eine positive Entwicklung bei den Spielerinnen und daher auch beim Team. „Die Mannschaft wächst immer mehr zusammen. Hier spielen auch vier Mendener, aber der Zusammenhalt ist so stark, dass sich jeder als Bösperder sieht“, sagt von Estorff. Ein wichtiger Punkt ist für ihn auch der Respekt, der den Frauen entgegengebracht wird. „Hier ist der Frauenhandball gewollt und das merken sie auch. Wir haben keinen Männer-, Jugend- und Frauenhandball. Wir spielen hier Handball. Das merken die Frauen und zahlen es zurück“, beschreibt Estorff die Denkweise.

Die defensive Identität

Die Harmonie auf dem Feld verkörpern auch Maren und Lea Seeling. Die Schwestern sind sich abseits des Feldes nicht immer einig, aber in der Halle sind sie ein Herz und eine Seele. Torfrau Maren stützt die Defensive als letzte Instanz und spiegelt die Identität der Mannschaft wider. „Wir spielen eine gute Abwehr und damit gewinnt man eben Spiele“, sagt Lea Seeling. Ihre Schwester nennt sie scherzhaft „Schwester Rabiata“, weil sie dahin geht, wo es weh tut und der Gegner das auch merkt.

Die Geschwister Lea und Maren Seeling spielen schon seit Kindertagen für den Verein.
Die Geschwister Lea und Maren Seeling spielen schon seit Kindertagen für den Verein. © Kevin Kretzler

Maren Seeling beobachtet das Spielgeschehen ganz genau, ruft ihren Mitspielerinnen nach kurzer Analyse schon die Präferenzen der Gegner zu und reagiert selbst auf bevorzugte Torwürfe. Das merkt auch Lea beim Torwarttraining: „Meinen ersten Wurf hält sie immer. Egal was ich mir vorher ­überlege“, sagt die 21-Jährige und lacht.

Die Arbeit in der Defensive zahlt sich aus. Derzeit stellt die Mannschaft die zweitbeste Verteidigung der Liga. Auf die Frage, wie sie sich selbst stoppen würden, zeigt sich wieder die Identität der Mannschaft: „Dann stellen wir uns mit sechs Leuten hinten rein und werden zur chinesischen Mauer“, beschreibt Lea die Taktik mit einem Grinsen. Zusammen im Angriff standen die beiden Frauen noch nicht in ihrer Laufbahn. Das ändert sich vielleicht in ein paar Jahren erst. „Maren soll bloß im Tor bleiben. Als alte Damen machen wir das vielleicht mal mit einem Sekt zur Halbzeit“, scherzt Lea Seeling.

Die schnellen Gegenstöße

Mit erfolgreichen Aktionen in der Defensive startet auch schon der Konter. Der Tempogegenstoß ist die gefährlichste Waffe. Zum einen werfen die Torhüterinnen Maren Seeling und Melissa Tsamatos präzise Pässe auch über das ganze Feld, und zum anderen ist die laufstarke Kathrin von Estorff sofort zur Stelle, um die Pässe zu verwerten. Den gegnerischen Teams schenkt sie jedes Wochenende im Schnitt fast neun Tore ein. Die Leistung sorgt auch für Lob aus den eigenen Reihen. „Jeder hat Angst vor Kathrin. Die Augen sind immer auf sie gerichtet und dann ist der Ball drin“, sagt Lea Seeling. „Kathrin ist die Schnellste von uns und hat schon in der Oberliga gespielt. Das merken wir auch“, ergänzt ihre Schwester Maren.

Sie erklärt auch, dass es für die Mannschaft eine Herausforderung war, das eigene Spiel an das der erfahreneren Frauen anzupassen. „Das ist einfach nochmal ein anderes Spielverständnis“, beschreibt Seeling den Unterschied. Die bloße Präsenz durch von Estorff auf dem Feld reicht schon, um das Spiel zu öffnen. Wird sie eng gedeckt, wie in Lüdenscheid, findet sie freie Mitspielerinnen oder der Ball wird so lange bewegt, bis sich jemand findet. „Wir holen als Team zwei Punkte. Hier ist egal, wer die Tore macht“, sagt von Estorff.

Mit der Einstellung sollte auch der Aufstieg möglich sein. „Das wäre geil. Bis dahin wollen wir aber noch besser sein. Wir arbeiten individuell und als Team. Jedes Spiel bringt uns weiter. Das ist noch nicht alles“, erklärt Maren Seeling selbstbewusst.

Vater-Tochter-Gespann im Verein

Kathrin von Estorff, die Top-Schützin der Mannschaft, hat neben dem Feld ihren Vater Jörg stehen. Er trainierte seine Tochter bereits in der Jugend und stellte früh klar, dass er sie wie jede andere Spielerin auch behandeln wird. „Aber wie bei jedem Trainer auch ist man nicht immer einer Meinung und das ist bei uns beiden auch so. Dann sage ich im eben, dass eine Aktion in der Form nicht in Ordnung war“, sagt Kathrin von Estorff.

Die Dynamik stört auch die Teamkameradinnen nicht. „Sie erhält oft das Vertrauen vom Trainer in Situationen auf dem Feld und führt uns dann zum Sieg, wenn es vielleicht mal brenzlig ist. Wir wollen nur gewinnen. Alles andere ist egal. Wir könnten uns auch individuell steigern, mehr geben und uns diese Stärken erarbeiten, damit wir in der Situation genauso bereit sind“, sagt Maren Seeling nüchtern.