Menden. . Detlev Skibb arbeitet seit März 2017 für die PDC Europe und erlebt die Stars hautnah. Er holte in seiner aktiven Zeit sogar einen Meistertitel.

Sein Keller gleicht einem kleinen Museum. Pokale, Medaillen, Bilder mit den internationalen Stars, Souvenirs – und natürlich Dartboards. Detlev Skibb huscht ein Lächeln über das Gesicht, als er eine Geschichte nach der anderen über seinen Lieblingsport erzählen kann.

Von Peter Wright – der Schotte mit den extravaganten Frisuren und den bunten Outfits – hat er im vergangenen Jahr nach einem Turniersieg ein unterschriebenes Dartboard bekommen, vom 16-maligen Weltmeister Phil Taylor ein Trikot mit Autogramm. Der Dartssport ist sein Lebenselixier und seine große Liebe – und mittlerweile ist Detlev Skibb (wieder) komplett in die Szene „abgetaucht“.

Der Bösperder ist nämlich seit März 2017 fest angestellt bei der PDC Europe. Zuvor hatte er über einen Freund drei Jahre aushilfsweise bei der Dartvereinigung der Profis mitgeholfen. „Dann habe ich mich irgendwann einfach mal beworben und eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich angenommen werde“, sagt Skibb.

Neun Monate im Jahr unterwegs

Aber seine Talente hatten die Macher, Werner von Moltke junior und Dieter Langenbahn, überzeugt. Jetzt ist er fast neun Monate im Jahr für die Dart-Organisation unterwegs. Kürzlich erst beim Premier-League-Spieltag in Berlin, wo in der Mercedes-Benz-Arena mit 12000 Fans ein Zuschauer-Weltrekord aufgestellt wurde. Oder bei einer Präsentation im Rahmen eines Sponsorentag des Eishockey-Klubs Frankfurter Löwen.

Nach einer Verschnaufpause geht es Ende März weiter. Von einem Turnier zum anderen. Leverkusen, München, Saarbrücken, Graz – alles binnen vier Wochen. Und Anfang Juni gilt es, 2600 Kilometer nach Gibraltar zu bewältigen. „Das muss ich aber alles mit meiner Familie abstimmen“, sagt Skibb. Nur gut, dass Ehefrau Silke und Tochter Pia da mitspielen. „Sie sind auch total dart-verrückt.“

Mit 16 Jahren hatte Detlev Skibb angefangen, Dart zu spielen. Alles begann in den Heidestuben auf der Platte Heide. Dort warfen die in Menden stationierten englischen Soldaten gerne ihre Pfeile. „Sie haben mich gefragt, ob ich mitspielen will“, berichtet Skibb von den Anfängen seiner Karriere. In Bullys Dartclub sammelte er erste Erfahrungen, spielte in der damaligen Sauerland-Liga und wechselte dann nach Lüdenscheid zum DSC Biguin. Weil er damals noch keinen Führerschein hatte, verpasste er oft Training und Spiel. „Da bin ich dann rausgeflogen“, erzählt Skibb und lacht heute herzhaft über diesen Rauswurf.

Viel Lehrgeld bezahlt

Aber der junge Darter ließ sich nicht entmutigen, wechselte zum DC Iserlohn 1983 und spielte dort vier Jahre in der früheren ersten NRW-Liga West. „Da habe ich zunächst viel Lehrgeld bezahlt“, so Skibb, der damals schon drei bis vier Stunden täglich trainierte.

Das sollte sich auszahlen, denn nach einem weiteren Wechsel – diesmal nach Recklinghausen – stellten sich die ersten Erfolge (NWDV-Pokalsieger und Doppel-Vizemeister) ein. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte Detlev Skibb beim DSC Bochum (Erste Liga) und in Iserlohn, als er in Frankfurt mit Ralf Eschen und Bianca Strauch den Deutschen Mixed-Meistertitel im E-Dart gewinnen konnte.

Aktive Laufbahn beendet

Nach der Geburt seiner Tochter im Jahr 2003 reduzierte Skibb allerdings sein Engagement. „Ich musste einfach zu viel reisen, und meine Familie war mir wichtiger“, so der Bösperder, der seine Karriere danach in Menden ausklingen ließ. Eine kurze Stippvisite bei den Pheasant Pluckers – aber das war’s dann auch schon.

Mit der jetzigen Situation ist er aber äußerst glücklich. „Dart ist eine Berufung für mich und die Arbeit der PDC Europe erst recht“, sagt der 52-Jährige. Denn seine Aufgaben sind äußerst vielseitig. Zu den Turnieren fährt er mit einem großen Truck und transportiert Theken, Küchengeräte und Dartboard-Anlagen, vor Ort kümmert er sich um das Catering, den Bühnenaufbau oder die Sicherheit in den Veranstaltungshallen. „Es ist alles sehr abwechslungsreich“, sagt Skibb, der auch mal die eine oder andere Reparatur an den Trucks vornimmt.

Mit den Dart-Assen steht er natürlich auch in direktem Kontakt. In Berlin zum Beispiel holte er sie vom Flughafen ab, brachte sie zum Sightseeing zum Brandenburger Tor und kümmerte sich darum, dass die Van Gerwen, van Barneveld und Co. sicher zum Hotel kamen und nach dem Turnier ihren Flieger oder Zug erreichten. „Das sind alles nette Kerle, sehr umgänglich und freundlich“, schwärmt Detlef Skibb von den Profis aus den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland oder Österreich.

Turniere sind Events geworden

Und wie erklärt er sich den aktuellen „Hype“ um den Dartsport? „Bis vor zehn Jahren war alles noch sehr ruhig und beschaulich“, so Skibb. „Aber seitdem Sport1 mit seinen Fernseh-Übertragungen eingestiegen ist, sind die Turniere zu großen Events geworden.“ Besonders in Deutschland hat sich eine phänomenale Begeisterung entwickelt, was auch in der Szene wohlwollend registriert wird. „Ich höre immer wieder von Spielern oder PDC-Leuten, dass sie es großartig finden, was in Deutschland mittlerweile los und wie die Sportart gepuscht wird“, sagt Skibb.

Dennoch würde er sich wünschen, dass die deutschen Spieler noch näher an die Weltspitze heranrücken. Skibb: „Bei uns fehlen die Dart-Internate – so wie zum Beispiel in den Niederlanden.“

Und wie wird man ein guter Dartspieler? Detlev Skibb hat eine fast simple Antwort: „Das Gefühl ist entscheidend“, sagt er. „Dart muss man im Blut haben.“