Homburg. Fußballprofi! Das hört sich irgendwie nach einem Traumjob an. Einfach das Hobby zum Beruf machen und nach ein paar Jahren Karriere ausgesorgt haben. Dieses Klischee trifft aber nur auf einen ganz kleinen Bereich der deutschen Balltreter zu. Der größte Teil muss sehen, wie er nach der aktiven Zeit seinen Lebensunterhalt sichert.

Für Kai Hesse, Mendener Berufsfußballer im Dienste des Regionalligisten FC Homburg, ist das Karriereende noch lange kein Thema. „Ich möchte schon so lange wie es geht, Fußball spielen. Ich sehe mich noch nicht am Ende angelangt“, sagt der 30-jährige Profi.

Deutscher Meister mit Schalke

Kein Wunder, denn in seiner bisherigen Laufbahn lief keineswegs alles rund. Dabei hatte 2002 alles so vielversprechend begonnen – Hesse wurde mit den B-Junioren des FC Schalke 04 Deutscher Meister. Im Finale bezwang man den VfB Stuttgart, in deren Reihen der spätere Nationalspieler Mario Gomez und der aktuelle VfB-Kicker Christian Gentner standen.

„Tim Hoogland und ich sind die einzigen der damaligen Mannschaft, die den Fußball zum Beruf gemacht haben“, ist Hesse schon ein wenig stolz darauf, dass er es schon so lange im Profifußball ausgehalten hat.

Obwohl er im vergangenen Jahrzehnt keinen Platz auf der Sonnenseite des Fußballerlebens hatte. Da waren die unglücklichen Engagements bei TSG Hoffenheim und beim 1. FC Kaiserslautern. Dann folgte 2010 der Wechsel zum damaligen Drittligisten Kickers Offenbach. Endlich schien es bergauf zu gehen. Doch dann erlitt Hesse einen Knorpelschaden im linken Knie, der zwei Operationen notwendig machte.

Arbeitslos

Elf Monate später folgten das Comeback und gleich wieder eine Verletzung. Dann der nächste Hammer: Lizenzentzug für Offenbach. Kai Hesse war arbeitslos.

Doch der Fußballer, der einst beim BSV Menden mit dem Fußballspielen begann, will nicht groß lamentieren und blickt nur nach vorne. „Es gibt Schlimmeres. Ich konnte dann zumindest richtig fit werden“, sagt er über die Zeit der Leiden.

Im Sommer 2014 gab es dann den Kontakt zum einstigen Bundesligisten FC Homburg, der heute in der Regionalliga Südwest beheimatet ist.

Aber auch hier stand der Start unter keinem guten Stern. Im DFB-Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach zog er sich einen Muskelbündelriss zu. Doch das sollte das vorläufige Ende seiner Leiden sein. Hesse kämpfte sich heran und verlängerte im Sommer seinen Vertrag um zwei weitere Jahre.

Lebensmittelpunkt Frankfurt

„Ich fühle mich wohl hier. Homburg ist klein und hat sehr viel Charme“, sieht sich Hesse im Saarland angekommen. Auch wenn er keinen Hehl daraus macht, dass er viel Zeit in Frankfurt verbringt. „Das ist ein wenig zu meinen Lebensmittelpunkt geworden. Ich habe dort viele Freunde“, so der gebürtige Mendener, der sportlich aber auch Realist bleibt.

„Wir haben uns von dieser Saison sicherlich etwas mehr erwartet. Aber wir haben zurzeit einige Probleme“, sagt er zum aktuellen neunten Tabellenplatz. Zumal er auch auf die finanziellen Möglichkeiten der Konkurrenz hinweist. „Mit Elversberg oder dem 1. FC Saarbrücken können wir nicht mithalten“, so Kai Hesse.

Planungen für Zeit nach der Karriere

Wobei der Hönnestädter durchaus noch sportliche Ambitionen hat. „Ich sehe mich als Fußballer nicht am Ende der Laufbahn. Ich möchte noch etwas erreichen“, muss Homburg nicht unbedingt das Ende seines Fußballweges sein.

Der Weg nach der Karriere hat für Kai Hesse aber auch schon begonnen. Er steckt mitten in einen Studium der Betriebswirtschaftslehre. Dabei nutzt er die Möglichkeit, in der Geschäftsstelle der Vereinigung der Vertragsfußballer in Duisburg die notwendigen Klausuren zu schreiben. Anfang Oktober ist da wieder so ein Termin. Auf der Rückfahrt nach Homburg wird dann auch Station in Menden bei den Eltern gemacht.

Praxiserfahrungen für die eigene berufliche Zukunft sammelt Kai Hesse auch schon. Einmal in der Woche sammelt er erste Erfahrungen in der Marketingabteilung des Hauptsponsors des FC Homburg, einem Naturheilmittelhersteller.

Doch zunächst steht der Fußball noch im Vordergrund.