Hünsborn. Die Fußball-Landesliga als unbekannte Größe. Abenteuer und Herausforderung zugleich.
Sportlich reizvoll und lukrativ allemal. RW Hünsborn fiebert der reizvollen Aufgabe entgegen. Und die Torfabrik aus dem Wendener Land hat sich in der neuen Umgebung schon vor dem Saisonstart Respekt verschafft.
Die Duftmarke, die der Klub in der Bezirksliga setzte, lässt die Konkurrenz aufhorchen. 82 Treffer in 28 Punktspielen, nur 23 Gegentore und 13 Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten SV Ottfingen - souveräner er hätte der Meister kaum die Klasse beherrschen können. Kein Wunder, dass fast alle Kenner der Szene den Hünsborner Aufsteigern einen einstelligen Landesliga-Platz zutrauen.
Vorschusslorbeeren? Auch die aktuellen Ereignisse vermitteln den Eindruck, dass der Bezirksliga-Meister von 2010 auch in 2011 die von den Experten prognostizierte gute Rolle tatsächlich übernehmen könnte.
Sonntag, 14.37 Uhr, Sportanlage Löffelberg. Temperatur: 33 Grad. Aufgereiht wie eine Perlenkette stehen neun Kicker auf dem Platz vor der Haupttribüne. Jeder einzelne wird den etwa 60 Zuschauern vorgestellt. Name, Alter, alter Verein, Position: Thomas Hoof (1. FC Kaan-Marienborn), Robin Stöcker (SuS Niederschelden), Dustin Zöller (SuS Niederschelden), Dennis Ermin (TuS Wilnsdorf), Jens Becker (FC Altenhof), Dennis Kilian, Julian Witting, Bastian Wurm und Chris Iglesias (alle eigene Jugend).
Neun neue Gesichter, neun Neuzugänge. ,,Wir haben uns qualitativ und quantitativ verstärkt”, urteilt Wieczorek.
Die viel versprechende Personalpolitik lässt jedoch nicht die vage Hoffnung zu, dass der Klub ähnlich souverän wie in der Bezirksliga auch eine Klasse höher auftritt. ,,Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen”, sagt der Trainer.
Sven Halbe, seit eineinhalb Jahren Vorsitzender des Vereins, beurteilt die Lage ähnlich. ,,Wir haben keine schlechte Mannschaft, aber es wird in der nächsten Saison nicht einfach”, erklärt der 35-Jährige. So unsicher Prognosen im Fußball sein mögen, so überzeugt ist der Präsident vom Hünsborner Team und Trainer. ,,Hier wird erstklassig gearbeitet”, stellt Halbe fest.
Nach 25-jähriger Landesliga-Abstinenz freut sich der Klub auf die neue Herausforderung. ,,Die Mannschaft zeigt, dass sie sich durchsetzen will”, erklärt Wieczorek, der gerne zur Kenntnis nimmt, dass sich sein Klub seit dem Aufstieg an einer noch größeren Bekanntschaft erfreuen darf.
Dass die lukrativen Derbys gegen SV Ottfingen, VSV Wenden und FSV Gerlingen dagegen der Vergangenheit angehören, registriert man am Löffelberg mit einem weinenden Auge. ,,Mit einem kleinen weinenden Auge“, präzisiert Halbe. Als Grund nennt er den Reiz des Aufstieges, der einfach größer sei.
Insgeheim hoffen die Hünsborner auf eine Vorreiterrolle. Halbe: ,,Vielleicht zieht ja der eine oder andere Verein aus der Umgebung nach.” Womit er in erster Linie an den VSV Wenden und SV Ottfingen, die ihren Kader enorm verstärkt haben, denkt.
Vorerst jedoch muss sich der Aufsteiger mit einem spannenden Nachbarduell zufrieden geben - die beiden Spiele gegen den SV Rothemühle, wobei die Hünsborner den Rivalen ganz oben auf der Rechnung haben. Wieczorek jedenfalls nennt die Rothemühler bei der Frage nach dem Meisterschaftsfavoriten im gleichen Atemzug mit dem SV Hohenlimburg, TSV Weißtal und Hasper SV. Und wer die Hünsborner kennt, weiß, dass sie allen Spitzenklubs in der kommenden Saison gerne ein Bein stellen würden.