Ostentrop/Schönholthausen. Es ist eine neunjährige Geschichte von maximalem, ehrenamtlichen Einsatz, von Wagemut der Verantwortlichen und auch von einer Millionen-Förderung.
Es ist eine Geschichte von maximalem, ehrenamtlichem Einsatz, von Wagemut der Verantwortlichen und auch von guter Fügung in Sachen Förderung. Kurzum: Eine rasante Berg- und Talfahrt, auf der sehr kompetente Kräfte Hand in Hand mitgewirkt haben. Die Rede ist vom neuen Sportlerheim des SV Rot-Weiß Ostentrop/Schönholthausen in der Koltermecke.
Die beeindruckenden Zahlen allein zeigen schon, was der Verein da geleistet hat, in vorderster Linie eine 150-köpfige Helfergruppe. Zum Zeitpunkt der Einweihung lag die Eigenleistung bei sagenhaften 5100 Stunden. Diese Eigenleistungquote habe zu Einsparungen von 350.000 Euro Baukosten geführt. Das verkündete Vorsitzender Michael Stell und lang anhaltender Applaus im Festzelt folgte. „Besonders in den letzten Wochen, als wir nochmal richtig Gas geben mussten, lag fast jeder über 150 Stunden. Ohne eure großartige Hilfe wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen.“
Auch eine Delegation der SG Finnentrop/Bamenohl war erschienen, um dem Nachbarverein zum neuen Klubhaus zu gratulieren. Es dürfte selbst in der Fußball-Oberliga Westfalen, wo die Bamenohler seit über vier Jahren zu Hause sind, nicht allzu viele Vereinsheime vom Kaliber des Bauwerkes an der Koltermecke geben. „Was RWO da gestemmt hat, und was da jetzt steht, ist Wahnsinn,“ befand Simon Machula, Sportlicher Leiter der SG.
Die Frage, wie viele Oberligisten vergleichbare Bauten haben, sei allerdings nicht einfach zu beantworten, weil es komplett unterschiedliche Ansätze gebe. „In Ostentrop/Schönholthausen haben sie ein Riesenangebot im Bereich Breitensport, haben mit der Turnhalle da nochmals einen Riesengewinn. Natürlich kann davon auch der Fußball profitieren. Sie haben sensationelle Kabinen und ein schönes Klubheim. Überragend.“
Viele Oberligisten hätten sich keine Turnhalle gebaut, seien auch nicht im Breitensport tätig, „Deshalb hat man eher ein Vereinsheim und VIP-Lounge.“ Ein Beispiel sei Westfalia Rhynern. Die haben ein neues Heim gebaut. „Mit einem Kindergarten drin. Der wird in der Zeit, in der kein Fußball gespielt wird, als Kindergarten genutzt“, weiß Machula, „30 bis 40 Prozent haben schon superschöne Vereinsheime und Anlagen. Eher in Richtung VIP-Raum oder Athletik zum Beispiel. Aber es ist halt ganz anders aufgebaut, als es in Ostentrop ist.“
Peter Niklas, der gemeinsam mit Joachim Schlüter den KSB beziehungsweise FLVW, repräsentierte, hatte eine Führung durch das Gebäude mitgemacht. „Ich kann nur sagen: Das Projekt ist technisch, technisch, optisch und funktional ein absoluter Leckerbissen. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Vorstand sämtliche bürokratischen Monster, die bei solchen Projekten schonmal vorgegeben sind, besiegen kann.“
Als Pfarrer Krischer unter blauem Himmel das Weihwasser Richtung Neubau schleuderte, waren die Rot-Weißen am Ziel eines neun Jahre langen Weges. Michael Stell ein treffendes Sprichwort, „wir freuen uns riesig, dass es heute endlich so weit ist.“ Er lobte in diesem Zusammenhang die Kooperation mit der Gemeinde Finnentrop.
Vor neun Jahren hatte der Vorstand die Idee, das 1976 errichtete Gebäude neu zu gestalten. Der entscheidende Tag, der Siegtreffer gewissermaßen, war der 8. April, 2021. Durch das Städtebauprogramm des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW kam die Zusage, dass RWO für den geplanten Neubau des Sportzentrums über 1,3 Millionen Euro erhalten würde. Michael Stell: „Das sind 90 Prozent der kalkulierten Kosten von 1,5 Millionen Euro.“
RWO erging es in jener Zeit nicht anders als fast allen Bauherren: Die Baupreise schossen nach oben. Von 2021 bis 2023 um über 35 Prozent. Stell: „Dadurch explodierten die Baukosten unseres Projekts von 1,5 Millionen auf etwa 2,1 Millionen Euro.“ Dank ungeheuren Einsatzes der Vereinsmitglieder und Unterstützung der Gemeinde gelang es, das große Projekt ins Trockene zu bringen. „Aus unserer Sicht sind wir sicher: Besser hätte die Kooperation nicht laufen können“, fasste Stell zusammen.
Der Clou: Außer dem neuen Klubheim hat die Gemeinde Finnentrop nun auch noch eine weitere Sporthalle. „Wir haben uns gedacht: Warum nicht die ohnehin vergrößerte Grundfläche zu nutzen zum Draufsetzen einer im Obergeschoss integrierten Sporthalle“, gab Michael Stell den geschickten Schachzug wider, der nun aus der Koltermecke ein echtes Sportzentrum macht für Jung und Alt, für Seniorensport, Rehasport und Behindertensport.
Bürgermeister Achim Henkel dankte dem Ministerium, an der Spitze mit Ministerin Scharrenbach. „Die hat durch die Förderzusage den Bau des Breitensportzentrums hier erst ermöglicht.“ Das hätte man sonst allein in der Form nicht hinbekommen. Henkel: „Wir wissen auch, dass es alles andere als selbstverständlich ist, mit einer Förderung in Maximalhöhe – das waren die rund 1,3 Millionen Euro – bedacht zu werden, wenn der gesamte, damalige Topf für ganz Nordrhein-Westfalen etwas über 30 Millionen betrug.“
Für Jochen Ritter MdL war es ein besonderer Termin. „Wann habe ich schon mal die Gelegenheit, vor so vielen Menschen zu sprechen, die ich seit ewigen Zeiten kenne, seit Kindertagen teilweise“, sagte der Ostentrop/Schönholthauser. Er erinnere sich daran, dass er einst hier versucht habe, Fußball zu spielen. „Was hätte aus mir werden können, wenn ich solche Verhältnisse gehabt hätte. Hatte ich nicht, und so muss ich mich mit Politik über Wasser halten.“