Olpe. Wo er auftaucht, herrscht Angst und Schrecken. Es genügt ein Blick auf die Torjägerliste seiner Fußballliga, um zu wissen, warum.

65 Tore hat Murat Coskunsu in seinen 25 Spielen der abgelaufenen Saison für den TSC Olpe erzielt. Der Mann ist Fußballer, wohlgemerkt. Nicht etwa Handballer.

Wie kommt eine solche Wahnsinnszahl zustande? Wie schafft man einen Schnitt von 2,6 Toren pro Spiel? Coskunsu antwortet wie so viele Superstürmer: „Durch die Unterstützung meiner Kollegen.“ Die Kameraden suchen den Angreifer. „Das ganze Spiel läuft über den Kapitän, Launor Frangi, der ist ehemaliger Bezirksliga-Spieler des SV Ottfingen ist, und mir“, informierte er.

20 Tore allein gegen einen Gegner

31 Jahre ist Murat Coskunsu alt, er hat viel erlebt im Fußball. Auch Höherklassiges. Aber die Anmerkung, dass er gerade seine größte Saison hinter sich hat, dementiert er nicht. Allein zwei Zehnerpacks hat er in den 25 Spielen erzielt. Am meisten gelitten hat die SG Lütringhausen/Oberveischede II. Die scheint dem TSC-Stürmer zu liegen. Den Abwehrspielern der bedauernswerten Spielgemeinschaft dürfte Coskun im Traum erschienen sein. Denn er jagte ihnen nur in dieser Spielzeit 20 Bälle ins Netz. Zehn beim 17:0 im Hinspiel, nochmal zehn beim 18:0 im Rückspiel.

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Trotz dieser Ausbeute von 65 Toren, auch wenn er mal alle drei Minuten trifft, kann sich Murat Coskunsu noch über jedes Tor freuen. „Definitiv“, antwortete er. In der Torjägerliste aller C-Kreisligen deutschlandweit, erstellt von fussball.de, ist er auf Platz acht, unter sicherlich tausenden von Stürmern.

Fernandez kommt für Kuzu

Der TSC Olpe wurde 2009 gegründet. 1. Vorsitzender ist Murat Kayginer, 2. Vorsitzender Bilal Palta. Trainer ist Burak Kuzu, ehemals Spieler beim VSV Wenden und SV Ottfingen, er wird zur neuen Saison von José Fernanderz abgelöst. Co-Trainer ist Bünyamin Fidan, langjähriger Spieler seit der Gründung des TSC Olpe.

Coskuns Spielerstationen sind SV 04 Attendorn, RW Lennestadt, SV Türk Attendorn und SC LWL 05.

Mit fortschreitender Saison erhöhte sich nicht nur Coskuns Torekonto, sondern auch der Druck auf ihn. Im Online-Zeitalter vollziehen sich Fußball-Superlative der tiefen Klassen nicht mehr im Verborgenen. Die Konkurrenz, aber auch das Publikum, registriert alles. Wenn er mal wieder einen Gegner kurz und klein geschossen hat, „dann haben die Leute Erwartungen in mich.“ Aber auch die Gegner. Die gehen teilweise mit drei Gegenspielern auf ihn drauf, berichtet er. „Die wussten: Ach den Neuner! Den müssen wir stoppen.“ Trotz der intensiven Bewachung ist er von schweren Verletzungen verschont geblieben.

Das Talent habe ich seit meiner Kindheit. Ich weiß, wo ich zu stehen habe, wenn der Ball in die Box kommt.
Murat Coskunsu, 65-Tore-Stürmer des TSC Olpe 09

Aber besser drei Gegenspieler als gar keiner. Auch das gab es drei Mal in dieser Saison. Drei Mal ist der Gegner vom TSC Olpe nicht angetreten, zuletzt am Sonntag die SpVg Olpe II. Coskunsus Bärenhunger blieb ungestillt. Was ihn enttäuschte. „Da wurde das Spiel einfach nur 2:0 für uns gewertet,“ sagte er. Auch eine Sperre, die er mal wegen einer fünften Gelben Karte absitzen musste, stoppte ihn. Vier Spiele lang konnte er nicht zulangen – man braucht nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, welchen Wert Coskunsu bei voller Spielzeit erreicht hätte. „Siebzig, achtzig“ sei das Ziel von Murat Coskun gewesen. sagte er. Von Beruf ist er übrigens Mitarbeiter in der Qualitätssicherung in einer Olper Firma.

Weder Gerd Müller noch Horst Hrubesch

Der gute Torjäger hat den Instinkt, den man nicht lernen kann, und die Erfahrung, die er sich aneignet mit den Jahren. Bei Coskun kommt beides zusammen, sonst wäre eine solche Zahl, nicht möglich. „Das Talent habe ich seit meiner Kindheit. Ich weiß, wo ich zu stehen habe, wenn der Ball in den Strafraum kommt.“ Welcher Stürmertyp ist er? Klein und wendig wie Gerd Müller oder groß und wuchtig wie Horst Hrubesch? „Besonders schnell bin ich nicht. Ich bin ein klassischer Mittelstürmer in der Box. Immer gefährlich.“

All das sollen ab Donnerstag die Gegner in der Dreier-Relegation um den Aufstieg in die Kreisliga B zu spüren bekommen. Der erste der zwei Gegner ist der FC Kirchhundem II in Kirchhundem, das zweite am Mittwoch, 5. Juni in Altenkeusheim entweder gegen den FSV Helden oder die SF Biggetal. Die Chance auf den Aufstieg will TSC Olpe ergreifen, auf dass Coskunsus Torwirbel in der Etage drüber weitergeht.