Gerlingen. Als der neue Kreis-Pokalsieger kurz vor Mitternacht in Gerlingen eintraf, warteten schon über 100 Fans. Ein Feuerwerk gab‘s obendrein.

„Ich freue mich total für die Jungs“, so die ersten Worte von Michael Gipperich, dem Trainer des Fußball-Landesligisten und neuen Krombacher Pokalsiegers FSV Gerlingen, nach dem Endspiel, „sie haben sich das sowas von verdient. Es war sicher ein glückliches Tor zu Anfang, aber danach haben wir sehr gut gestanden.“ Die Jungs hätten gesehen, dass harte Arbeit und in der Struktur Bleiben sich einfach lohnt. Gipperich: „Das war heute der Schlüssel.“ Mit 2:1 (1:0) im Finale holte sich die Elf vom Bieberg den Pott.

Sofort nach dem Schlusspfiff sprang der Gerlinger Anhang über die Bande und entfesselte einen Platzsturm vom Feinsten. Gefühlt halb Gerlingen bevölkerte den Rasen des Henselstadions und bejubelte den Triumph wie der Dürstende einen ersehnten Regenguss. „Die Nummer eins im Kreis sind wir“. So wohltuend war dieser Abend inmitten des Abstiegskampfes, der am Sonntag gegen den starken BSV Menden weitergeht. 700 Zuschauer umsäumten das Spielfeld im Henselstadion bei bestem Fußballwetter. Die sahen eine interessante erste Halbzeit, die auch davon lebte, dass man nicht sah, wer der klassenhöhere und welcher die tieferklassige Elf war. Toll die Gästefans. Mit zwei Bussen und etlichen Privatautos waren die Bieberger durch den halben Kreis Olpe angereist, 150 Schwarz-Weiße Supporter unterstützten ihre Mannschaft.

Fertig machen für die dritte Halbzeit beim „Landmann“ in Gerlingen. In dieser Lokalität sollte es weitergehen, nachdem die neuen Kreispokalsieger bereits am Spielort Henselstadion in Lennestadt ausgiebig und ausgelassen gejubelt hatten. Was eine Nacht: Als der Bus mit den Spielern in Gerlingen eintraf, hatten sich schon über 100 Fans vor der Wirtschaft versammelt. Zur Begrüßung gab es ein Feuerwerk. „Da ging‘s nochmal richtig vorwärts. Feiern können wir in Gerlingen“, bemerkte Vorsitzender Kai Müller. Laut einer Augenzeugin habe noch um 5.30 Uhr in der Frühe ein schwarz-weiß gekleideter Unverwüstlicher das Lokal verlassen. Der „Präsident“ selbst war um 2 Uhr zu Hause.

Kai Müller wollte am Tag drauf die Stimmung nicht trüben, gab aber ehrlich zu: „Wären wir jetzt Achter, dann hätte der Pokalerfolg besser geschmeckt. Aber wir müssen jetzt schon wieder über das nächste Spiel nachdenken.“ Der Endspurt im Kampf gegen den Abstieg. Der lautet BSV Menden zu Hause, danach geht es zur SpVg Olpe und zuletzt gegen Arpe-Wormbach.

Auch Trainer Michael Gipperich war bestens gestimmt: „Die sollen erstmal feiern und sich besaufen, oder was auch immer. Freitag müssen wir dann trainieren und Sonntag müssen wir punkten gegen Menden.“ Die Disziplin, die seine Mannschaft im Finale an den Tag gelegt hatte, kündigte er, auf sich bezogen, für eben diese dritte Halbzeit an: „Ich muss morgen Vormittag zum Stützpunkt nach Olpe“, ließ er inmitten des Siegestrubels wissen. Der Stützpunkt ist seine Herzensangelegenheit, das kam auch im Siegerinterview wieder einmal heraus. „Mir macht das unheimlich Spaß,“ sagte er. Und das, wo das Vereinstrainer-Dasein nicht hätte besser schmecken können als am Mittwoch Abend, als seine Spieler ein paar Meter weiter sangen und tanzten. Was ein Vereins-Engagement angehe, da sei nichts geplant, beantwortete er die Frage nach einer Trainerstelle bei einem Klub. Es waren Gipperichs letzten Worte in trockenen Klamotten, denn Sekunden später ergoss sich ein gewaltiger Schwall Krombacher über ihn.

Jetzt kann ich beruhigt nach Biggetal gehen.
Lukas Rademacher, Torschütze des Gerlinger Führungstores und künftig bei den SF Biggetal

Der vermeintliche Außenseiter FSV Gerlingen lag nach drei Minuten vorn. Einem verunglückten Rückpass folgte eine ebenso missratene Ballannahme des FCL-Torwarts Niklas Droste, dem die Kugel über den Schlappen sprang. Lukas Rademacher erlief den Ball und schob ihn ins nunmehr leere Tor. Der Früh-Torschütze und Mit-Entscheider war nachher glücklich, zum Ende seiner Gerlinger Karriere dann auch wirklich alles erlebt zu haben: Aufstieg in die Verbandsliga, Abstieg, den Gemeide-Hallenpokal 2024 - und nun den Pokalsieg. „Jetzt kann ich beruhigt nach Biggetal gehen“, lachte er, als er und seine Truppe sich für die Siegerehrung bereit machten.

Und der FC Lennestadt? Der musste nun kommen nach einem Gegentor, mit dem er sicher so nicht gerechnet hatte. Aber es gestaltete sich mühsam. Der FSV Gerlingen stand ungemein gut, ging beherzt in die Zweikämpfe, ließ so gut wie nichts zu. Die größte Ausgleichschance hatte Florian Friedrichs in der 70. Minute. Der ging nach einem Laufduell mit dem Gerlinger Johannes Ledig zu Boden, Buschmann pfiff sofort. Eine Berührung war da, „aber ich hatte auch den Ball gespielt“, antwortete Ledig, „er hat‘s halt clever gemacht.“ Doch dass der Gefoulte besser nicht schießt - diese Phrase bestätigte sich mal wieder. Luca Klumpe hielt den Strafstoß von Florian Friedrichs.

„Totale Leere“ empfinde er, sagte FCL-Trainer Martin Funke nachher, „wir sind als Favorit ins Spiel gegangen, wussten auch um die Stärken von Gerlingen, dann passierte das, was nicht passieren durfte,“ spielte er auf das frühe 0:1 an. Mit dem Rückstand sei es dann brutal schwer geworden, zumal auch an diesem Abend das Spielglück gefehlt habe. Aber daran habe es nicht gelegen. Funke: „Wir hatten fast 90 Minuten Zeit, das aufzuholen.“ Jetzt geht es nur um eines: Um den Klassenerhalt. „Das Ziel,“ so Funke, „bleibt bestehen.“