Lennestadt. Welch ein Jubel in Schwarz und Weiß, welch eine Euphorie! Der FSV Gerlingen ist neuer Krombacher Kreispokalsieger.
Mit 2:1 (1:0) besiegte der Fußball-Landesligist den klassenhöheren FC Lennestadt auf dessen eigenem Platz. Der Rasen gehörte nach dem Schlusspfiff dann auch den Gästen, denn sofort sprang der Anhang über die Bande und entfesselte einen Platzsturm vom Feinsten.
Gefühlt bevölkerte halb Gerlingen den Rasen des Henselstadions und bejubelte den Triumph wie der Dürstende einen ersehnten Regenguss. So wohltuend war dieser Abend inmitten des Abstiegskampfes, der am Sonntag gegen den starken BSV Menden weitergeht.
„Ich freue mich total für die Jungs“, so die ersten Worte des FSV-Trainers Michael Gipperich, „sie haben sich das total verdient. Es war eine hundertprozentig, geschlossene Mannschatsleistung. Es war sicher ein glückliches Tor zu Anfang, aber danach haben wir sehr gut gestanden.“ Die Jungs hätten gesehen, dass harte Arbeit und in der Struktur Bleiben sich einfach lohnt. Gipperich: „Das war heute der Schlüssel.“
Die Kulisse jedenfalls war eines Endspiels würdig. 700 Zuschauer umsäumten das Spielfeld im Henselstadion bei bestem Fußballwetter. Die sahen eine interessante erste Halbzeit, die auch davon lebte, dass man nicht sah, wer der klassenhöhere und welcher die tieferklassige Elf war. Toll die Gästefans. Mit zwei Bussen und etlichen Privatautos waren die Bieberger durch den halben Kreis Olpe angereist, 150 Schwarz-Weiße Supporter unterstützten ihre Mannschaft.
Auch der Verlauf trug zu erhöhten Attraktivität dieses Durchgangs bei. Der vermeintliche Außenseiter FSV Gerlingen lag nach drei Minuten vorn. Einem verunglückten Rückpass folgte eine ebenso missratene Ballannahme des FCL-Torwarts Niklas Droste, dem die Kugel über den Schlappen sprang. Lukas Rademacher, der Routninier, roch den Braten, erlief den Ball und schob ihn ins nunmehr leere Tor.
Der Früh-Torschütze und Mit-Entscheider war nachher glücklich, zum Ende seiner Gerlinger Karriere dann auch wirklich alles erlebt zu haben: Aufstieg in die Verbandsliga, Abstieg, den Gemeide-Hallenpokal 2024 - und nun den Pokalsieg. „Jetzt kann ich beruhigt nach Biggetal gehen“, lachte er, als er und seine Truppe sich für die Siegerehrung bereit machten. Aber die Frage musste kommen: Mitte der zweiten Halbzeit forderten die Lennestädter Rot für Rademacher, als er Samuel Eickelmann an der Auslinie fällte. „Ein normales Foul,“ antwortete er, „das hat Sammy auch gesagt.“
Nicht Rademacher, der im rechten Mittelfeld agierte, sondern Kenan Uzun spielte diesmal in vorderster Reihe beim FSV Gerlingen und entschied die Partie in der 90. Minute mit einem Heber endültig zu Gunsten der Gerlinger, die ihre kluge Herangehensweise bis zum Ende durchhielten und, ebenfalls durch Lukas Rademacher, in der 21. Minute eine Chance zum 2:0 hatten, als dieser den FCL-Torwart Niklas Droste, der für Kevin Schulte im Tor stand, zu einer Parade zwang.
Und der FC Lennestadt? Der musste nun kommen nach einem Gegentor, mit dem er sicher so nicht gerechnet hatte. Aber es gestaltete sich mühsam. Der FSV Gerlingen stand ungemein gut, ging beherzt in die Zweikämpfe, ließ so gut wie nichts zu. So ergaben sich zwar einige Phasen Lennestädter Überlegenheit, Chancen dagegen wenige. Dennis Krause versuchte sich aus 20 Metern, Luca Klumpe drehte den Ball mit einer Pranke über die Querlatte. Niklas Stemmer hatte nach einer langgezogenen Hereingabe von Samuel Eickelmann das 1:1 auf dem Fuß, zielte aber daneben.
Die größte Ausgleichschance hatte Florian Friedrichs in der zeweiten Halbzeit. Der ging nach einem Laufduell mit dem Gerlinger Johannes Ledig zu Boden, Buschmann pfiff sofort. Eine Berührung war da, „aber ich hatte auch den Ball gespielt“, antwortete Ledig, „er hat‘s halt clever gemacht.“ Doch dass der Gefoulte besser nicht schießt - diese Phrase bestätigte sich mal wieder. Luca Klumpe hielt den Strafstoß, der junge Keeper wurde damit zu einem der Matchwinner. Daran änderte auch der späte Anschluss von Christian Schmidt per Hechtkopfball nichts mehr.
„Totale Leere“ empfinde er, sagte FCL-Trainer Martin Funke nachher, „wir sind als Favorit ins Spiel gegangen, wussten auch um die Stärken von Gerlingen, dann passierte das, was nicht passieren durfte,“ spielte er auf das frühe 0:1 an. Mit dem Rückstand sei es dann brutal schwer geworden, zumal auch an diesem Abend das Spielglück gefehlt habe. Aber daran habe es nicht gelegen. Funke: „Wir hatten fast 90 Minuten Zeit, das aufzuholen.“ Jetzt geht es nur um eines: Um den Klassenerhalt. „Das Ziel,“ so Funke, „bleibt bestehen.“
FC Lennestadt: Niklas Droste, Christoph Hebbeker, Lukas Völmicke (72. Tuncdemir), Jannik Selter (67. Christian Schmidt), Samuel Eickelmann, Laurits Strotmann, Till Quast, Florian Friedrichs, Niklas Stemmer (65. Witzel), Dennis Krause, Umut Özogul (80. Turhan) - FSV Gerlingen: Luca Klumpe, Daniel Schmidt, Johannes Ledig (90+4. Alex Klosa), Lennart Dreisbach, Lukas Rademacher (72. Elia Wagner), Kenan Uzun (72. Cem Özer), Erlon Sallauka (53. Mack), Christoph Brüser, Julius Hesmer, Florian Schierz, Louis Häner (84. Tim-Luca Daniel). - Schiedsrichter: Christian Buschmann (RW Lennestadt), Assistenten: Marcel Kaufmann (BW Hillmicke), Calvin Kurzbach (RW Lennestadt).