Altenhof. Nach 82 Minuten liegt der FC Altenhof gegen Rot-Weiß Hünsborn mit 0:2 zurück. Was dann geschieht, ist einfach irre.
Das war der Wahnsinn! Fußball-Bezirksligist FC Altenhof sichert sich die Meisterschaft in der Staffel 5 dank eines 3:2-Sieges gegen Rot-Weiß Hünsborn. Mit einem Endspurt, der in die Vereinsgeschichte eingehen wird.
Die zweite Minute der Nachspielzeit lief bereits. Ein Tor musste her, um den Aufstieg zu sichern. Ein langer Ball flog nach vorne in Richtung des Hünsborner Strafraums. Die Rot-Weißen fingen ihn ab und spielten zurück auf Torhüter Lars Waffenschmidt, der halbrechts im Strafraum stehend den Ball in die Hand nimmt. Schiedsrichter Kevin-Lars Papiorek bleibt nichts anderes übrig, als Rückpass zu pfeifen. Indirekter Freistoß für den FC Altenhof.
Es ist die letzte Aktion des Spiels. Jannik Schneider tritt an, Kevin Becker tippt den Ball leicht an, Schneider nimmt Maß und jagt den Ball flach ins lange Eck. Ohrenbetäubender Jubel bei Mannschaft und Anhang. „Sowas habe ich noch nie erlebt“, versucht FC-Trainer Mike Brado die richtigen Worte zu finden, während seine Spieler lauern, um ihm die obligatorische Bierdusche zu verpassen. „Das sind die besten Aufstiege“, sagt Frank Stahl, Ehrenvorsitzender des FC Altenhof jubelnd. Diese Szenen sind eine knappe Viertelstunde zuvor noch undenkbar gewesen.
RW Hünsborn macht Altenhof das Leben schwer
82 Minuten sind bereits gespielt. Rot-Weiß Hünsborn führt mit 2:0, während in Weißtal der SC LWL mit 2:1 vorne liegt. Das hätte noch nicht ausgereicht, um den Aufstieg zu sichern. An der gut gestaffelten Abwehr der Gäste beißen sich die Altenhofer bislang die Zähne aus. Hünsborn macht die Räume dicht. Aber die Altenhofer haben noch Jannik Schneider. Der ehemalige Regionalligaspieler dreht nun auf. Sieben Minuten vor dem Ende. Freistoß Altenhof aus halbrechter Position. Schneider flankt den Ball in den Strafraum, Christian Faust steigt am Höchsten und köpft zum 1:2 aus Altenhofer Sicht ein. In diesem Moment geht ein Ruck durch die Mannschaft. Die Hoffnung kehrt zurück, dieses Spiel doch noch zu drehen.
Auch die knapp 500 Zuschauer erwachen aus ihrer Lethargie. Plötzlich läuft der Balll. Zwei Minuten nach dem Führungstreffer erkämpft sich wieder Jannik Schneider den Ball an der Grundlinie, enge Körperdrehung, Flanke auf den zweiten Pfosten. Dort lauert Özdemir Sezgin Alperen völlig freistehend und schiebt den Ball zum 2:2 ins Tor. In diesem Moment ist Altenhof aufgestiegen. Zumindest für vier Minuten. Dann macht das Ergebnis aus Weißtal die Runde: Der TSV gleicht gegen LWL zum 2:2 aus. Alles auf Anfang.
Aber dann kommt ja die bereits geschilderte Nachspielzeit. Rot-Weiß Hünsborn hat es den Altenhofern schwer gemacht, gingen mit dem Halbzeitpfiff durch Kürsat Torsun in Führung. Zuvor hat Abbas Attia den Ball zunächst an die Latte und von dort an den Innenpfosten geschossen. Der Abpraller landet bei Torsun, der vollendet. Kurz nach der Pause ist es dann Michel Schuchert, der auf 2:0 erhöht. Am Ende ist die Führung Makulatur.
„Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft. Vor vier Jahren haben wir den Weg mit Mike Brado und Jan Wyscik begonnen und jetzt ernten wir die Früchte“, freut sich Dominik Holterhof, seit Freitag Vorsitzender des FC Altenhof, über den Aufstieg in die Landesliga. „Ich bin kurz vor dem Herzinfarkt. So ein emotionales Spiel habe ich noch nie erlebt. Zwischendurch habe ich nicht mehr dran geglaubt, dass wir das heute schaffen. Da habe ich mir gedacht, gut, dann halt nächste Woche. Dass dann mit der letzten Aktion zu drehen. Es gibt nichts Besseres“, gesteht Mike Brado, wie seine Gefühlslage zwischendurch aussieht.
Dass es am Ende doch noch geklappt hat, beweist die Moral, die die Mannschaft in dieser Saison auszeichnet. Das sieht auch Oliver Mack so, der 2015 mit dem FC Altenhof in die Landesliga aufstieg: „Zu meiner Zeit waren wir nie Tabellenführer, nur am letzten Spieltag. Heute hat die Mannschaft einfach ein tolle Moral an den Tag gelegt und immer an sich geglaubt. Dies zeigt auch das 3:2 Siegtor in letzter Sekunde.“
Kevin Becker jubelte: „Unglaublich, was wir heute erlebt haben. Es war ein Spiegelbild der gesamten Saison. Die Mannschaft hat heute einen unglaublichen Willen an den Tag gelegt. Nach dem 0:2-Rückstand habe ich nicht mehr an das Happy-End gelaubt.“