Gerlingen. Von Misstönen begleitet wurde am Sonntag das Landesliga-Fußballspiel zwischen dem FSV Gerlingen und Spitzenreiter SV Hohenlimburg 10.
So sollen vom Klubhausbalkon herunter nicht nur gegnerische Spieler beleidigt worden sein, sondern auch Akteure des gastgebenden Vereins.
Dominik Dapprich, Trainer des FSV Gerlingen, äußerte sich zunächst vorsichtig. „Ich stand 60 Meter weit weg“, verwies er darauf, dass sich die Trainerbänke vis à vis des Klubhauses befinden, „aber ich habe es von drei Spielern gehört. Von meinen, von zwei, drei gegnerischen und auch von einem Vorstandsmitglied und von der Freundin meines Co-Trainers, die farbig ist und von Rassismus betroffen. Es wurde wohl etwas gesagt, was auf keinen Sportplatz dieser Welt gehört.“
Am Montagabend tagt der Geschäftsführende Vorstand in dieser Sache, um den Sachverhalt aufzuklären. „Wenn wir uns sicher sind, wer das war, steht ein Stadionverbot oder sogar ein Vereinsausschluss im Raum“, kündigte Kai Müller, 1. Vorsitzender des FSV, an.
Beleidigungen habe kein Sportler verdient, egal ob man sich vorher gut benommen habe oder nicht, sagte Dapprich. Der Trainer verschwieg nicht, dass das Verhalten der Gäste „auch teilweise provokativ grenzwertig“ gewesen sei. „Nicht, was Foulspiel angeht, sondern zum Beispiel mit Gesten, die gegenüber dem Balkon gemacht wurden. Sie haben gewonnen und sich gefreut, aber sie haben sich so gefreut, wie man sich vielleicht nicht freuen sollte“, so drückte es der Coach aus.
Aber „kein Eintrittsgeld der Welt und keine fünf Bier rechtfertigen Äußerungen, die dann gefallen sind, die rassistisch Menschen beleidigen“, so Dapprich. Der Schiedsrichter hat übrigens nichts eingetragen, wie wir erfuhren. Vorsitzender Kai Müller befand sich zwar innerhalb des Klubhauses, „ich weiß aber um die Sache Bescheid“, sagte er.
Was Dapprich bedenklich fand: „Dass keiner rechts und links von diesem Vorfall etwas dazu gesagt hat. Mittlerweile ist es sogar in einem Bundesligastadion so, wenn jemand solche Äußerung macht, dann stehen rechts und links auch mal Leute auf und fragen: ,Hast du sie noch alle?‘“ Dapprich selbst entschuldigte sich für den Vorfall. „Ich glaube, dass sich das so gehört.“
Wie geht es weiter? Dapprich: „Auch wenn ich jetzt ein bisschen Druck aufbaue, dass der Verein etwas machen muss, weil es jetzt ja irgendwo steht: Ich finde, es gehört nicht in die Welt, wenn man auf dem Sportplatz rumläuft und beleidigt.“
Kai Müller hatte nach dem Spiel mit dem betroffenen Spieler gesprochen und sich im Namen des Vereins entschuldigt, wie auch beim Vorsitzenden des SV 10. „Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht, aber ich kann den Leuten kein Pflaster auf den Mund kleben, wenn sie auf den Sportplatz gehen. Dass sich sowas nicht gehört und unterste Schublade ist, das weiß man. Das hat auf dem Sportplatz nichts zu suchen und auch bei mir zu Hause nicht.“
Was Dapprich bedauert: „Es sind zum Teil auch eigene Spieler beleidigt worden, zwar nicht rassistisch, aber trotzdem zu Unrecht. Die Mannschaft tut sehr viel, dafür, nicht abzusteigen. Es fehlen nach wie vor Leute verletzt. Da müssen sich diese Spieler, die teilweise noch sehr jung sind, nicht noch von den eigenen Fans, von Möchtegern-Fachleuten, beleidigen lassen. Wir haben sportlich eine sehr, sehr gute Leistung gegen den neuen Tabellenführer gezeigt. Und das geht leider dabei unter, weil wir neben dem Platz solche Baustellen haben.“