Gerlingen. „Über die zukünftige Entwicklung des Vereins gibt es unterschiedliche Ansichten“, begründet Kai Müller, 1. Vorsitzender des FSV Gerlingen, die Trennung vom Trainer zum Saisonende.

Fußball-Landesligist FSV Gerlingen wird die sportliche Verantwortung ab der Saison 2024/25 in neue Hände legen. Denn Chefcoach Dominik Dapprich und Co-Trainer Steffen Langenbach werden den Bieberg im Sommer verlassen. Das gab der Verein am Mittwoch bekannt.

Zu dieser Entscheidung seien Vorstand und Trainerteam nach eingehenden Gesprächen gelangt, wie es in der Mitteilung heißt. „Wir haben uns nicht auf eine Ausweitung der Zusammenarbeit einigen können. Leider zeigte der Trend der sportlichen Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten nicht in die Richtung, die sich sowohl Trainerteam als auch Vorstand gewünscht haben. Über die zukünftige Entwicklung des Vereins gibt es unterschiedliche Ansichten“, begründet Kai Müller, 1. Vorsitzender des Vereins, den Entschluss.

Das bestätigte Dominik Dapprich: „Wir haben Gespräche geführt, und uns unterhalten, wie wir die Situation bewerten, und auch die Ausrichtung, wohin der Verein will. Dabei hatten wir unterschiedliche Vorstellungen. Dann ist es auch in Ordnung, wenn man sagt: Wir machen nicht zusammen weiter.“ Was aber nicht heißt, dass es Missstimmung zwischen Trainer und Vorstand gibt. „Ich denke, wir verstehen uns ganz gut und sind uns in vielen Themen einig“, versicherte Dapprich, „aber es gibt natürlich durchaus Themen, bei denen wir unterschiedliche Meinungen haben, und ich glaube, es ist auch legitim, dass man die hat.“ Er könne das alles ganz gut akzeptieren. Weder mit den Spielern noch mit irgendeinem aus dem Vorstand habe er ein Problem, die Kommunikation funktioniere gut. Man gehe professionell miteinander um.

Die Rückschau, die aktuelle sportliche Situation, stellt die Verantwortlichen nicht zufrieden, so viel ist klar. „Die Spieler nicht und das Trainerteam auch nicht“, sagte der Coach. Das beziehe sich nicht nur auf die Hinrunde, sondern auch auf die Rückrunde der Vorsaison und die letzten drei Jahre insgesamt. Der Blick nach vorn richtet sich nun auf das Ziel „Klassenerhalt“. Was dann ist, das „muss halt von anderen Akteuren besprochen“ werden, weist Dapprich auf seinen Ausstieg hin.

„Wenn man vor der Saison sagt, wir wollen unter die ersten Fünf, dann ist Abstiegskampf sicherlich nicht die gewünschte Situation.
Dominik Dapprich

Was in diesem Gespräch allerdings auch aufkam, war die Frage, ob die Zielsetzung, die man sich gesetzt hatte, auch korrekt war. Konkret: „Wir hatten in dieser Saison sehr, sehr viele Ausfälle“, gab der Coach zu bedenken, „verletzungsbedingt, krankheitsbedingt, dazu Auslandssemester.“ In der Spitze waren es neun oder zehn Spieler, die den Gerlingern gefehlt haben, teils auch Leistungsträger. Wie gegen Arpe/Wormbach oder in Ostinghausen. „Und wenn wir dann sagen, wir richten den Kader so aus, um oben mitzuspielen, dann dürfen nicht zehn Spieler fehlen.“

Platz fünf war vor der Saison anvisiert worden mit einer Mannschaft, die weitestgehend zusammengeblieben ist und die dieses in optimaler Besetzung sicherlich auch erreicht hätte. Aber wer kann vor der Saison eine solche Verletztenliste vorausahnen? Dapprich: „Es steht ja nicht auf irgend einem Zettel, dass sich der Spieler X am sechsten Spieltag verletzt. Aber wenn man vor der Saison sagt, wir wollen unter die ersten Fünf, dann ist Abstiegskampf sicherlich nicht die gewünschte Situation.“

Wird der Klassenerhalt erreicht, „dann ist die Saison zumindest nicht ins Wasser gefallen“, so die Beurteilung Dapprichs. Aufgewertet würde sie, sollte der FSV Gerlingen das Kreispokalfinale erreichen. Denn in diesem Wettbewerb hat es die großen Lichtblicke gegeben, allen voran im Oktober das sensationelle 1:0 im Viertelfinale gegen Oberligist SG Finnentrop/Bamenohl. Der FC Lennestadt, der SV 04 Attendorn und der VfR Rüblinghausen liegen als mögliche Gerlinger Halbfinalgegner im Lostopf.

Drei Jahre wird Dominik Dapprich am Saisonende dann FSV-Trainer gewesen sein. „Wir sind Dominik und Steffen sehr dankbar“, sagte Kai Müller, „Dominik hat die Mannschaft in einer komplizierten Situation übernommen, als viele Leistungsträger und Gesichter des Westfalenliga-Aufstiegs den Verein verlassen haben. Mit ihm und Steffen, der im Sommer 2022 dazu gekommen ist, ist es der Mannschaft im letzten Jahr gelungen, in der Landesliga in ruhige Fahrwasser zu gelangen und talentierte Spieler in die Mannschaft zu integrieren.“

Nach den drei Jahren habe man jedoch „den Zeitpunkt gekommen sehen, dass frische Ideen eingebracht und neue Impulse gesetzt werden“ fuhr Kai Müller fort, „wir sind fest davon überzeugt, dass Trainerteam und Mannschaft bis zum letzten Spieltag alles daransetzen werden, die Saison bestmöglich abzuschließen.“