Wenden. Alter Hase? Nein. Aber alte Schule. In diese sechs Worte packte Marco Carbotta seinen Trainer-Stil, als wir ihn danach fragten.

Der 34-Jährige übernimmt ab der kommenden Saison den Fußball-Bezirksligisten VSV Wenden. Zugegeben: Alte Schule, das muss er erklären, weil dieser Begriff ja so gar nicht zu einem Mittdreißiger passt.

Carbotta bleibt die Antwort nicht schuldig. „Ich bin mit einer gewissen Fußball-Mentalität groß geworden durch meinen Vater, der selber Trainer war. Seitdem ich denken kann, bin ich auf dem Fußballplatz rumgesprungen. Und da habe ich vieles mitgenommen.“ Da wären zu allererst Disziplin und eine gerade Linie. Carbotta junior weiß aber auch, dass er die Spieler anders ansprechen muss als Carbotta senior: „Natürlich. Die Fußballer heute werden in einer ganz anderen Zeit Seniorenspieler als wir früher.“

Wie der Vater, so der Sohn

Kurios: Marco Carbotta schaffte 2021 exakt den gleichen Erfolg wie sein Vater Savino: Einen Landesliga-Aufstieg mit dem Kiersper SC. Nur halt einen Haufen Jahre später. „Ich habe versucht, diese Fußstapfen auszufüllen“, lachte er, „für mich war es das größte Erlebnis meiner Laufbahn.“ Sein Engagement in Kierspe endete allerdings im November 2022, der KSC trennte sich von ihm.

Seine schönste Zeit als Spieler habe er in den drei Jahren beim Hützemerter SV erlebt. Unter Holger Burgmann. „Ein Trainer, von dem man viel mitnimmt. Toll, was er aus der Drolshagener Truppe heraus geholt hat. Auch von Rolf Middeke in Olpe habe ich viel gelernt.“

Aber: Wie kam der VSV Wenden auf Marco Carbotta - oder war es umgekehrt? „Ich hatte gelesen, dass Nils Lüke im nächsten Jahr nicht mehr zur Verfügung steht. Da habe ich Kontakt zu Kemal Topal aufgenommen und gefragt, ob man sich nicht mal zusammensetzen sollte.“ Das kam zustande und es war unkompliziert: „Wir hatten ein einmaliges, zweistündiges Gespräch. Da haben wir alle Sachen besprochen. Am Ende hat alles gepasst.“ Carbotta wohnt in Kierspe. Das sind maximal 25 bis 30 Minuten Anreise.

Der künftige VSV-Trainer hat sich seine künftige Mannschaft angeschaut, was aber natürlich noch nicht reicht, um ihr Innenleben zu kennen. David Jäger als Kapitän sticht natürlich heraus, wie Michel Schöler auch, oder André Schilamow, um nur drei zu nennen.

Der Altersunterschied zwischen Spielern und Trainer ist nicht allzu groß. Schilamow beispielsweise ist 33., „Mit 34 Jahren bin ich sicherlich kein alter Hase, stimmt“, antwortete Carbotta und wies auf seine vorige Station hin: „Aber damit hatte ich auch in Kierspe kein Problem. Da habe ich das Ganze sogar schon mit 30 übernommen.“ Ab und zu hat er zuletzt bei der Ü32 der SpVg Olpe mitgekickt. „Mich juckt’s wieder, und ich will mich fit halten.“

Welchen Eindruck hat er vom VSV Wenden? „Aus meiner Zeit, als ich mit Olpe da war, oder egal mit welchem Verein, war schon zu sehen: Wenden ist traditionsreich und hat eine Super-Infrastruktur.“ Auch sportlich zollte der kommende Trainer der Mannschaft Respekt: „Dass sie es trotz des Umbruchs so gut hinbekommen hat, auf einem soliden sechsten Platz zu stehen, zeigt schon die gute Arbeit, die Nils und Kemal da gemacht haben.“

Saisonziele für 2023/24 wurden noch nicht festgemacht. „Wir haben das noch nicht speziell benannt“, antwortete Marco Carbotta, „wir haben gesagt: Wir gucken in die Zukunft und wollen gern oben mitspielen, und darauf Stück für Stück etwas aufbauen.“