Soest/Bamenohl. Besuch in Soest. Dort traf Westfalia-Trainer Ibrahima Mbaye in einem Fußball-Testspiel auf seine künftige Mannschaft SG Finnentrop/Bamenohl.

In der kleinen Holzhütte am Nebenplatz des Fußball-Landesligisten SV Westfalia Soest gibt es Filterkaffee, Glühwein und Knackwürstchen. Viel mehr an gastronomischem Aufwand lohnt sich nicht für die etwa 20 Zuschauer beim Freundschaftsspiel der Westfalia gegen die SG Finnentrop/Bamenohl. Wer dort nicht hin muss, bleibt zu Hause. Unfreundlich ist dieser Januar-Nachmittag. Schon um halb vier ist es für brauchbare Sportfotos zu duster.

Dabei hat dieser Test, der 1:1 endete, zumindest eine kleine, besondere Note: Zum ersten Mal sah der Soester Trainer Ibrahima Mbaye seine künftige Mannschaft spielen. Bekanntlich wird der 44-Jährige ab der kommenden Saison Trainer des Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl und Nachfolger von Ralf Behle. Kontakte mit seinen künftigen Spielern hatte er natürlich schon, „ein paar Videos habe ich mir ebenfalls angeschaut aus der Meisterschaft,“ verriet er.

Auch in der Holzhütte ist dieser Wechsel kurz ein Thema. „Wir werden ihm nachtrauern“, sagt die freundliche Dame, die zuständig ist für Speisen und Getränke, und erntet Zustimmung. Sie meint den Coach, den alle nur Ibou nennen und der ein Riesen-Standing in diesem Verein hat. Zehn Jahre hat er dort als Trainer gearbeitet. Drei Mal in Folge ist er mit der Jugendmannschaft aufgestiegen, und auch mit der jungen Ersten überwintert er - als Neuling wohlgemerkt - an der Spitze der Fußball-Landesliga.

Tobias Kleppel zieht ab.
Tobias Kleppel zieht ab. © Lothar Linke

Aber seinem Nachfolger die Mannschaft als Westfalenligisten zu übergeben, sei „erstmal nicht das Ziel. Wir haben gesagt, wir wollen die Klasse halten, mit 45 Punkten. Wir haben 38, das sieht schon ganz gut aus“, sagte Ibou Mbaye. Wenn die 45 Zähler eingefahren sind, könne man über mehr reden. Zumal drei echte Kaliber schon direkt zum Auftakt 2023 warten: Gerlingen, Menden und Drolshagen.

Ausnahme SC Freiburg

Die vielen Erfolge sind das eine. Aber was Ibrahima Mbaye offensichtlich auch auszeichnet, ist „Menschlichkeit“. Jedenfalls fällt auch dieses Wort beim Gespräch über den Coach. Kann sich ein Trainer, zumal im höheren Amateurfußball, zu viel Menschlichkeit erlauben? Oder ist eine gewisse Härte unerlässlich? „Man kann menschlich sein, aber trotzdem härter. Beides kann zusammenpassen,“ antwortete der Trainer, „mir ist einfach wichtig, dass ich den Menschen sehe, der in dem Spieler drin steckt.“

Ibrahima Mbaye, ab Sommer neuer Trainer des Fußball-Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl.
Ibrahima Mbaye, ab Sommer neuer Trainer des Fußball-Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl. © SG Finnentrop/Bamenohl

Die Konsequenz daraus ist interessant. Mbaye: „Deshalb will ich auch niemals Bundesliga-Trainer werden. Weil das ein Geschäft ist, in dem der Mensch einfach keine große Rolle spielt.“ Doch halt - einen Verein könnte er sich vorstellen zu trainieren: „Den SC Freiburg. Der erscheint mir so, dass da das Menschliche schon eine gewisse Rolle spielt. Aber was man sonst so sieht, das ist nicht so mein Ding. Ich will menschlich bleiben. Mir ist der Respekt voreinander wichtig, nicht nur gegenüber den Spielern, sondern auch dem Platzwart, dem Zeugwart und den Helfern. Die leisten gute Arbeit, und das alles, ohne Geld dafür zu bekommen.“

Deutlich längere Anreise

Ibrahima Mbaye wohnt in Soest, das heißt, in „Wurfweite“ zu seinem Verein. Das wird sich in der neuen Saison grundlegend ändern. Vier Mal die Woche mindestens nimmt er die Tour nach Finnentrop/Bamenohl auf sich. „Das mache ich gerne“, antwortete er auf die Frage, ob das nicht ein vergleichsweise enormer Aufwand sei, „ich habe mich direkt in Finnentrop/Bamenohl wohlgefühlt. Und wenn ich mich irgendwo wohlfühle, fahre ich auch gern dahin. Ich freue mich auf die Arbeit mit der Mannschaft und versuche, die gute Arbeit, die Ralf Behle geleistet hat, fortzuführen.“

Die Struktur der SG, ihre Philosophie, gefällt ihm. Trotz ihrer Hochklassigkeit sei sie ein bodenständiger, sauerländischer Verein, so ganz anders als die, die Jahr für Jahr „groß einkaufen“. Es passe alles, so sein erster Eindruck. Zu 95 Prozent allemal. Die Mannschaft, der Verein, so wie er tickt. „Was nicht passt, ist die Fahrt“, sagt er und fügt lächelnd hinzu: „Das sind die anderen fünf Prozent. Aber es ist okay!“