Finnentrop/Bamenohl. Die dritte Halbzeit war am dritten Advent eine ganz besondere beim Fußball-Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl

In diesem Falle ist wohl das inflationäre Wort „historisch“ tatsächlich mal angebracht.

Im brechend vollen Klubhaus und nach dem 6:0-Sieg gegen den Delbrücker SC wurde es emotional. Nach seinem Statement zum Spiel gab Cheftrainer Ralf Behle bekannt, zum Ende dieser Saison Abschied zu nehmen. Nach sieben beispiellosen Jahren. „Die Entscheidung ist mir brutal schwer gefallen“, sagte er, „es sind wunderschöne Jahre gewesen für mich. Ich denke, wir haben zusammen alles gerockt, was es gab.“ Die Aufstiege, die Pokalerfolge, vier Mal Masterssieger in Folge, aber vor allem die Entwicklung - all das ist, wenn man es noch einmal Revue passieren lässt, atemberaubend und wird im Kreis Olpe in dieser Dimension über Jahre hinaus einmalig bleiben.

Zeitige Entscheidung

Aber noch ist die Zeit für die umfassende Rückschau nicht da. Das weiß auch Behle: „Wir werden nicht nachlassen in der Rückrunde.“ Als abschreckendes Beispiel, wie es in Finnentrop/Bamenohl nicht geschehen soll und wird, zog Ralf Behle ein Szenario aus der Bundesliga heran: „Marco Rose gibt bekannt, dass er in Gladbach aufhört und schon funktioniert auf einmal die ganze Gladbacher Mannschaft nicht mehr. Das ist für mich einfach charakterlos und charakterschwach, und das wird es hier nicht geben, das habe ich den Jungs auch gesagt. Das heißt, wir ziehen unsere Ziele hier durch.“

Für Ralf Behle war der Gang vorn zum Mikro nicht leicht. „Egal was ich jetzt gesagt hätte: dass ich bleibe oder nicht bleibe, irgendwann musste ich eine Entscheidung treffen. Ich kann dem Verein ja nicht sagen, ich entscheide mich erst im Januar oder Februar, weil dann sind alle handlungsunfähig, und das geht nicht.“ Um dann die Zuhörer um Verständnis zu bitten, was diese mit lang anhaltendem und dankbarem Applaus quittierten.

Dankbarkeit zeigte auch Behle, als er auf den langen Zeitraum kam. „Sieben Jahre! Meist überlebst du es als Trainer nicht, wenn du nicht einen starken Rückhalt, einen starken Vorstand hast, der hinter dir steht, wenn Dinge mal nicht so laufen.“ Dankbar war er auch seinen Mitstreitern. „Ich glaube, wir, der Staff, hat alles reingeschmissen in den sieben Jahren und alles dafür hergegeben.“

Andererseits habe er für sich selbst festgestellt, dass die „Jungs auch mal was anderes brauchen als Ralf Behle. Ich habe immer gesagt, wenn ich der Meinung bin, ich bremse was oder ich gehe einen Schritt zurück, dann muss du ehrlich zu dir selber sein, zum Verein sein, zu den Jungs sein, auch wenn es dir wehtut - und es tut mir tut’s verdammt weh, weil, ich mit Herz und Seele an diesem Verein hänge.“

Der Entscheidung, sich im Sommer 2023 zu trennen, seien offene Gespräche voraufgegangen, wusste Simon Machula, Sportlicher Leiter der SG, zu berichten. Er könne die Gründe von Ralf nachvollziehen. „Dafür dass das sieben Jahre lang so funktioniert hat, musste sich Ralf auch öfter neu erfinden, immer neuen Input mit hereinbringen.“

Machula erinnerte an die Anfänge, als Ralf Behle aus der Kreisliga A, vom FC Langenei/Kickenbach kam. „Dass das solche Früchte tragen würde, das ist Wahnsinn. Ich denke, beide Seiten haben voneinander profitiert.“ Nun sei es an der Vereinsführung, jemanden zu finden, der dieses Erbe beim höchst spielenden Fußballverein im Sauerland antreten wird. „Da sind wir optimistisch gestimmt, das wir das gut ausgefüllt kriegen.“

So wie es einen 1. und 2. Advent gibt, gab es gestern natürlich auch eine erste und zweite Halbzeit auf dem Platz. Da ließen es die Behle-Jungs zum Jahresabschluss dem Liga-Vorletzten Delbrücker SC beim 6:0-Sieg am Ende keine Chance. Mann des Tages war Maurice Danielle Werlein, der in der 40., 43. und 70. Minute traf. Nicolas Herrmann hatte die SG nach zehn Minuten in Führung gebracht. Ferner trafen Moritz Kümhof und Gordon Meyer.