Gerlingen. Viele strahlende Gesichter gab es am Montag auf dem Bieberg in Gerlingen.

Das hatte nichts mit dem 3:1-Sieg der Landesliga-Mannschaft tags zuvor und der damit Tabellenführung zu tun. Nein, der FSV Gerlingen hatte zum dritten Mal zum Training seiner neuen Inklusionsmannschaft geladen.

Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche – aber auch Erwachsene bis Mitte 20 – mit körperlicher und/oder geistiger Beeinträchtigung, Entwicklungsrückstand und/oder Sprachauffälligkeiten. Rund ein Dutzend begeistere Fußballer aus dem gesamten Kreis Olpe und aus dem Bergischen Land mit und ohne Beeinträchtigung waren zur Einheit unter der Regie von Trainer Michael Bange gekommen. Zumeist handelt es sich dabei um Geschwister, die zusammen dem runden Leder nachjagen. Unterstützt wird Michael Bange von Anna Klopries und Carina Sant. Jeden Montag von 17 bis 18.30 bietet der FSV Gerlingen das Trainingsangebot auf dem Bieberg an.

Mannschaften sind dünn gesät

Inklusionsmannschaften sind in unseren Gefilden rar gesät. „Es gibt etwa sieben oder acht in ganz Nordrhein-Westfalen. Das nächste Team ist in Dortmund. In Bayern sieht das da schon besser aus. Da gibt es 30 Mannschaften“, erzählt Sebastian Stracke, Vorstandsmitglied des FSV.

Die Idee zur Inklusionsmannschaft kam vor etwa einem dreiviertel Jahr von Anna Klopries und Carina Sant. „Das war die Initialzündung Wir waren sofort Feuer und Flamme“, erzählt Kai Müller, der Vorsitzende des FSV Gerlingen, „wir haben uns dann schlau gemacht, wie das funktioniert und was für Voraussetzungen man erfüllen muss. So werden alle Trainer im Oktober eine Fortbildung in Sachen Inklusion beim LSB machen.“

Nachdem über mehrere Wochen hinweg Organisatorisches und Inhaltliches geplant wurde und viele Gespräche mit potenziellen Kooperationspartnern geführt wurden ging es los. Kai Müller: „Wichtig ist es, dass die Kinder dabei ihren Spaß haben. Sie sollen ohne Wettkampfcharakter und ohne Druck ihrem Hobby Fußball nachgehen.“

Das sieht auch Michael Bange, der bis zur letzten Saison die Minikicker des FSV Gerlingen trainierte und in der Altliga-Mannschaft des Bieberg-Klubs spielt, so: „Jedes Kind braucht ein sportliches Zuhause. Mich treibt an, dass ich zwei gesunde Kinder habe. Aber auch behinderte Kinder wollen mit ihren Geschwistern beim Sport dabei sein. Und dabei sollen ihren Spaß haben. Wenn ich das erreiche, ist das für mich ein großer Erfolg.“ Michael Bange bedankt sich ausdrücklich für die große Unterstützung: „Die Hilfe vom FSV Gerlingen und den Eltern ist sehr groß.“

Große Begeisterung

Die jungen Kicker waren am Montag auf jeden Fall dabei. Zum Beispiel Tobias Arns aus Ottfingen. Der 21-Jährige war mit seiner Mutter Vera nach Gerlingen gekommen. „Ich bin so glücklich. Ich habe sogar ein Tor geschossen. Ich freue mich, hier hin zu kommen“, sagte Tobias. Auch seine Mutter Vera strahlte: „Ich habe von dem Angebot in einem Flyer in unserem Dorfladen gelesen. Das ist hier die erste Mannschaft für behinderte Kinder und Jugendliche. Leider ist es ja so, dass die Schere zwischen Behinderten und Nichtbehinderten schon früh, eigentlich schon im ersten Jahr, auseinander geht. Umso schöner ist es, dass hier alle Kinder ihrem Hobby nachgehen können.“

Auch Maximilian Bange aus Gerlingen ist begeistert. „Es ist einfach schön, dass Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammen Fußball spielen können“, sagte der achtjährige Sohn von Trainer Michael Bange, der in der F-Jugend des FSV Gerlingen spielt. Und Tanja (neun Jahre) aus Gerlingen fügte hinzu: „Es macht einfach Spaß, dass wir behinderten Kindern helfen können.“

Auch Ecki Wirth, ehemaliger Fußball-Obmann des SV Rothemühle, hatte den Weg auf den Bieberg gefunden. Er war gekommen, um unter anderem Nick Solbach aus Rothemühle zu begleiten: „Ich finde es prima, dass es so etwas jetzt gibt“, freute er sich, „es macht einfach Spaß zuzusehen, wenn es Kindern Spaß macht. Meine Hochachtung gilt den Personen, die das möglich gemacht haben.“