Attendorn. Diesen Abend wird keiner der Anwesenden vergessen. Der Ball des Sports zu 800 Jahre Attendorn und zum 50. des Stadtsportverbandes setzte Maßstäbe.

Mit einem fulminanten und furiosen Ball des Sports eröffnete die Hansestadt Attendorn ihr großes Sport-Wochenende zum Stadtjubiläum und feierte gleichzeitig den 50. Geburtstag des Stadtsportverbandes, der Dachorganisation aller 45 Sport treibenden Vereine.

„Das müssen wir bei unserem Kommersabend erst einmal toppen“, war Bürgermeister Christian Pospischil nach der Sportgala in der festlich hergerichteten Stadthalle begeistert vom vierstündigen Programm mit interessanten Gesprächsrunden, akrobatischen Einlagen und so mancher Überraschung.

Ein starkes Bild. Bei der abschließenden Rede von Rüdiger König stehen Vertreter fast aller Attendorner Sportvereine mit
Ein starkes Bild. Bei der abschließenden Rede von Rüdiger König stehen Vertreter fast aller Attendorner Sportvereine mit "ihren" Sportgeräten auf der Bühne. © Martin Droste

Das letzte Bild auf der Bühne bildete den würdigen Rahmen für den Schlussakkord, der dem langjährigen Vorsitzenden des Stadtsportverbandes vorbehalten war. Laut Programm waren „Epilog und Ehrungen“ durch Rüdiger König vorgesehen. Aber bevor König, der seit 34 Jahren an der Spitze des Verbandes steht, durch ein von den „Regimentstöchtern“ der Karnevalsgesellschaft gebildetes Spalier ans Rednerpult trat, marschierten Vertreter aller Sportvereine auf die Bühne, jeder mit einem Symbol seiner Sportart in den Händen.

Es dauerte noch einige Minuten, ehe Rüdiger König „herausragende Persönlichkeiten des Attendorner Sports“ auszeichnen konnte. Denn der Hansestädter wurde vom Vorsitzenden des Kreissportbundes Olpe, Rolf Kantelhardt, selbst geehrt. Als König dann seinen langjährigen Mitstreiter Franz-Josef Becker auf die Bühne bat, erhoben sich die Gäste von ihren Stühlen und applaudierten dem Initiator des Citylaufs, Mitbegründer des Schwimmclubs Schwarz-Weiß und Mann mit dem großen Boxerherz.

Kurzweilige Moderation

Geehrt wurden an diesem Abend auch Wilfried Schauerte (lange Jahre Geschäftsführer des Stadtsportverbandes, Vorsitzender des Kreissportbundes Olpe und der SF Dünschede) sowie Andreas Ufer (Vereinschef des TV Attendorn, Mitorganisator des Citylaufs und Mitglied des Redaktionsteams der etwas anderen Festschrift „Attendorn bewegt sich“).

Gesprächsrunde mit Moderator Uli Selter, Dieter Hundt, Hans-Jürgen Schüttler und den Springob-Zwillingen Eberhard und Friedel.
Gesprächsrunde mit Moderator Uli Selter, Dieter Hundt, Hans-Jürgen Schüttler und den Springob-Zwillingen Eberhard und Friedel. © Martin Droste

Sichtlich überrascht wurde von seiner Ehrung Uli Selter, der mit seinem Moderatorenkollegen Peter „Pittjes“ Höffer durch das kurzweilige vierstündige Programm geführt hatte. „Da fehlen mir die Worte“, gab das Mitglied der Sportfamilie Selter zu, der trotz aller Routine wieder mächtig Lampenfieber hatte. Beim Betreten der Bühne war davon nichts mehr zu spüren. Selter und Höffer leiteten die geladenen Gäste faktenreich und mit viel Witz durch 50 Jahre Attendorner Sportgeschichte. Die lockeren Gesprächsrunden mit heimischen Sport-Assen führten dabei manche Überraschung zutage.

Mark Spitz in der Waldenburger Bucht

Hans-Jürgen Schüttler war noch ein junger DLRG-Bootsführer, als die US-amerikanische Schwimmlegende Mark Spitz in der Waldenburger Bucht Werbung für das „Volksschwimmen“ machte. „Er war ein cooler Typ. Die Damenwelt war außer Rand und Band“, verriet der langjährige DLRG-Vorsitzende.

Als Vorsitzender Rüdiger König zum Abschluss auf die Bühne tritt, geht er durch ein von den „Regimentstöchtern“ gebildetes Spalier.
Als Vorsitzender Rüdiger König zum Abschluss auf die Bühne tritt, geht er durch ein von den „Regimentstöchtern“ gebildetes Spalier. © martin droste

Die Springob-Zwillinge Eberhard und Friedel haben alles rund um die legendären „Spiel ohne Grenzen“-Auftritte 1975 in Attendorn und im italienischen Riccione gesammelt – von der Speisekarte bis zum Toilettenpapier. Für die Brüder war damals der Heimauftritt unterhalb des Biggedamms ein ganz besonderes Erlebnis. Nur wenige Meter hinter dem Damm hatten sie 14 Jahre mit ihrer Familie gewohnt, dann wurde ihre alte Heimat geflutet.

Dieter Hundt blickte auf seine bemerkenswerte Karriere im Eiskanal zurück. Gleich in seinem zweiten Rennen wurde der ehemalige Fußballer und Leichtathletik, der auch ein guter Sterngolfer ist, Deutscher Juniorenmeister im Zweierbob. Mit dem Bobsport-begeisterten Fürsten von Monaco, Prinz Albert, hat Hundt in Winterberg auch das eine oder andere Glas Bier getrunken.

Jannik Selters flotter Spruch

Juditha Berger (Keine) erlebte mit der Abmeldung der erfolgreichen Ennester Handballerinnen aus der Regionalliga die schwärzeste Stunde ihrer Sportlerinnenkarriere. „Das hat mir das Herz gebrochen“, verriet die ehemalige Torfrau, die seitdem nie mehr zu einem Handballspiel in der Halle gegangen ist. Dagegen ist der ehemalige Zweitliga-Handballer Patrick Bettig noch häufig zu Gast bei seinem Ex-Verein TuS Ferndorf und drückt dem Klub von Dirk Stenger, Kassierer im Stadtsportverband, in Sachen Klassenerhalt kräftig die Daumen.

Jonas Ermes, hochklassig erfahrener Fußballtorwart (links) und der ehemalige Ferndorfer Handballer Patrick Bettig (rechts) helfen Akrobat Jens Ohle aufs Hochrad.
Jonas Ermes, hochklassig erfahrener Fußballtorwart (links) und der ehemalige Ferndorfer Handballer Patrick Bettig (rechts) helfen Akrobat Jens Ohle aufs Hochrad. © Martin Droste

Jens Selter, der mit der sechsköpfigen „Projektgruppe Sport“ diesen Abend vorbereitet hatte, kam mit seinem Sohn Jannik auf die Bühne. „Ich glaube, dass ich der schnellere bin“, beschrieb der seit dieser Saison wieder beim SV 04 Attendorn spielende Filius schmunzelnd den Unterschied zwischen den beiden. Sein Vater hatte 1991 zwar mit der A-Jugend des SV 04 das Westfalenpokal-Endspiel gegen den FC Schalke 04 verloren. „Aber die dritte Halbzeit haben wir gewonnen“, lachte der Mann von der Krombacher Brauerei.

„You’ll Never Walk Alone“: Gänsehaut pur

Auf 25 Jahre Leistungssport blickte der erfolgreiche Langstreckenläufer Christian Biele zurück, der inzwischen seine „Schuhe an den Nagel“ gehängt hat. Dafür feuerte der Polizei-Europameister von 2010 beim Citylauf vor wenigen Wochen seinen Sprössling beim Bambinilauf an.

Uli Selter und Peter „Pittjes“ Höffer führen durch das vierstündige Programm
Uli Selter und Peter „Pittjes“ Höffer führen durch das vierstündige Programm © martin droste

Gänsehautstimmung pur am Ende, als in der Stadthalle der Klassiker „You’ll Never Walk Alone“ gesungen wurde.

Für ein Feuerwerk an Akrobatik und Comedy sorgte im Showteil Jens Ohle. Der Artist aus Hamburg holte sich zur Unterstützung neben Bürgermeister Christian Pospischil auch die Attendorner Sport-Asse Patrick Bettig, Jonas Ermes und Lea Wiethoff auf die Bühne. Die 18-jährige Leichtathletin und frischgebackene Abiturientin verriet Ohle, dass Werfen eigentlich nicht ihre Spezialdisziplin ist. Auf der Bühne war davon aber nichts zu sehen, als die Mehrkämpferin dem Artisten geschickt die Bälle und Keulen zum Jonglieren zuwarf.

Info:

Am Freitag, 27. Mai, ist die Innenstadt ab 9 Uhr beim „Street Tennis“ für Schulen fest in der Hand der Sportart mit den kleinen Bällen.

Die Attendorner Sportvereine präsentieren sich am Samstag, 28. Mai, von 11 bis 16 Uhr beim „Wall des Sports“. Alle Sportbegeisterte sind eingeladen, auf den Wällen mitzumachen.

Am Samstag Nachmittag nimmt die Radsportabteilung des TVA eine alte Tradition wieder auf und veranstaltet gleich sieben Radrennen durch die Innenstadt, mit einem Derby-Rennen als optischer Höhepunkt in den Abendstunden.

Wer sich für Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf interessiert, ist am Samstag bei der Werfergala im Hansastadion willkommen. Ab 11.45 Uhr fliegen die ersten Speere und Disken durch die Luft. Für die heimischen Vereine werden die Wettkämpfe gleichzeitig als Kreismeisterschaften gewertet.