Finnentrop/Bamenohl. Wer glaubt, es gibt keine Steigerung mehr auf der Drama-Skala bei der SG Finnentrop/Bamenohl, der musste sich erneut eines Besseren belehren lassen.

Diesmal bog der dortige Fußball-Oberligist gegen den SC Paderborn II zwar kein 0:4 in ein 5:4 um wie im Vorjahr, sondern „nur“ ein 1:2. Aber wie er das wieder vollbrachte, welch unglaublicher Schlussakt da wieder aufgeführt wurde, wird allen, die ihn miterlebt haben, für immer im Gedächtnis bleiben.

Die Nachspielzeit war fast abgelaufen. SG-Torwart Ingmar Klose hatte sich längst im Paderborner Strafraum eingerichtet, um mitzuhelfen beim Ausgleich. Die Hoffnung flackerte nur noch auf kleinster Flamme. Bis Gordon Meyer von halblinks den Ball Richtung Strafraum schlug. Schon auf der Sechzehnerlinie stoppte Jerome König die Kugel mit dem Rücken zum Tor stehend mit per Brust und jagte ihn per Fallrückzieher zum nicht mehr erwarteten 2:2 ins Netz.

Nach dem Treffer spielten sich wilde Freuden-Szenen ab. Der Torschütze lag rücklings auf dem Boden, gefühlt die gesamte Mannschaft plus kompletter Ersatzbank begrub ihn unter sich. Als er wieder zum Vorschein kam, eilte die Physiotherapeutin hinzu. Woher die Verletzung? Waren es die Kameraden, die ihn fast zerdrückten oder war es beim Fallrückzieher passiert? „Beim Fallrückzieher. Da ist einer noch von hinten in mich rein gerannt, das waren richtig Schmerzen,“ verriet Jerome König.

Zwölf Ausfälle

Das Tor, diese verwegene Aktion, hatte er, wie er sagte, selbst gar nicht gesehen. Und: „Ich habe gar nicht nachgedacht“, sagte er und fügte die einleuchtende Erklärung hinzu: „Anders als mit Fallrückzieher ging es auch nicht, ich hatte ihn ja mit der Brust angenommen.“

Endlich durfte SG-Trainer Ralf Behle nicht nur seine Mannschaft loben, sondern sich auch über Zählbares freuen, das gegen keinen Geringeren als den Oberliga-Spitzenreiter erzielt worden war. „Nachdem Alex Santana ausgefallen war, hatten wir zwölf Ausfälle, das mussten wir auch kompensieren heute“, rückte er das 2:2 in die richtige Relation, „von daher war es überragend, wie wir gespielt haben.“

Die Finnentrop/Bamenohler wussten gestern nicht nur zu gefallen, sondern auch zu begeistern. Wie mutig, wie gallig und frech sie den spielerich hoch beschlagenen Paderbornern entgegen traten, honorierten die 220 Zuschauer lautstark bei jeder Balleroberung, bei jeder gelungenen Aktion. Dass die Behle-Elf vor der Pause drei hochkarätige Chancen herausspielte - und der Gast nur eine - sagt vieles. Dass Manko war, dass im SG-Angriff zu oft die falsche Entscheidung fiel, zwischen Abspiel und Abschluss. Mit dem Pausenpfiff ging dann doch der SCP in Führung, doch Christopher Hennes glich per Foulelfmeter in der 50. Minute aus. Ein kalter Schlag war das 1:2 in der 69. Minute durch Wladimir Wagner im Nachschuss, nachdem Ingmar Klose zuvor zwei „Unhaltbare“ von Wagner und Stabenau gehalten hatte.