Kirchhundem. Wer jung und frisch bleiben will, sollte Tennis spielen. Ein leuchtendes Beispiel dafür ist Reinhard Thiedemann (71). Er erklärt, warum.

Menschen, die jenseits der Siebzig noch Sport treiben, sind nichts Außergewöhnliches. Golfen, Joggen, Radeln, Muckibude. Die Bandbreite ist auch in diesem Alter noch groß. Glücklicherweise.

Seltener sind dagegen Menschen, die sich noch dem Ergebnissport, dem Wettkampf, hingeben. Was treibt einen an, sich im Tennis abzurackern, und dazu noch auf recht hohem Niveau?

Reinhard Thiedemann aus Würdinghausen, der in dieser Woche mit dem TC Rot-Weiß Kirchhundem in der Ü70 um den Aufstieg in die Westfalenliga spielt, kann und will da nur für sich sprechen: „Ich habe Zeit meines Lebens Wettkampfsport gemacht. Handball bis zum 65. Lebensjahr zum Beispiel. Es macht einfach Spaß, sich mit anderen zu messen. Und, ich sage das mal so: auch mal immer wieder seine Grenzen auszutesten.“

Nie ein Jogger gewesen

Aber so etwas wäre doch auch bei Volksläufen möglich. Doch das scheint keinen besonderen Reiz auf Reinhard Thiedemann auszuüben. „Das Joggen, das war nichts für mich. Ich habe ja noch Fußball gespielt und Handball, da war die Saisonvorbereitung immer eine Pein. Laufen, laufen, laufen. Aber mit Ball oder mit Schläger, gern. Auch stundenlang!“ Er sei nie der Jogger gewesen, schon von der Statur her nicht. „Das ist ja auch das, was uns zusammentreibt: Wir wollen uns noch messen mit anderen. Auch wenn wir dann mal 200 Kilometer umsonst fahren.“

Sein Aufstiegsspiel bestreitet der TC Kirchhundem am Freitag ab 11 Uhr zu Hause gegen die Tennisfreunde Herten. Reinhard Thiedemann sieht sein Team als Außenseiter: „Die haben zwei Leute mit LK 9,1, bei uns geht es erst ab 12,5 los.“ Hinzu kommt, dass Günter Dinkel verletzt und Norbert Blum im Urlaub ist. Aber, so Thiedemann: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“

Welche Tipps kann der 71-jährige Reinhard Thiedemann Menschen geben, die auf sein aktuelles Alter zusteuern und ihre Fitness bis in diese Altersstufe hinein erhalten möchten? Was Tennis anbetrifft, kann der Würdinghauser Crack dieser Sportart nur Gutes abgewinnen. „Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen, die eindeutig belegen, das Tennis, einerseits von der Koordination her, andererseits vom Mentalen, so anspruchsvoll ist, dass sich dadurch an mehreren Stellen den Alterungsprozess verlangsamt.“ Man macht es nicht unbedingt deswegen, es hat aber denn noch eine positive Wirkung.

Angenommen, Reinhard Thiedemann würde einen Reaktionstest unterziehen, dann würde er gegen andere Ü70-Sportler, die nicht auf diesem Niveau aktiv sind, wahrscheinlich die Nase vorn haben. Das bestreitet Thiedemann nicht. Eine Begebenheit vom letzten Jahr untermauert dies: „Unser 2. Vorsitzender hat ein Spiel gesehen, und sagte nachher: Das kann ja überhaupt nicht sein, deine Reaktion am Netz. Du bist doch schon ein bisschen älter.“

Was für Reinhard Thiedemann natürlich schmeichelhaft war. Er selbst sieht es nüchterner: „Wenn man solche Dinge regelmäßig macht und regelmäßig trainiert, dann klappt das.“ Den Satz, der kommen musste, haut er dann auch noch raus: „Es ist nun mal so: Wer rastet, der rostet.“

Ein Bierchen? Klar!

Und wie verhält es sich mit dem Lebenswandel, der muss doch sicherlich nahe der 100 Prozent prozentig sein, wenn Tennis über 70 noch möglich sein soll, oder? Dreimal die Woche eine Pizza oder eine Schweinshaxe ist ja wahrscheinlich nicht drin. Aber so streng sieht es Reinhard Tiedemann nicht. Natürlich muss man schon ein bisschen auf die Figur achten. Wobei wir natürlich ganz gerne ein Bierchen nach dem Sport trinken. Er lacht: „Es gibt Leute, die Leben da schon asketischer. Aber Sport ist ja auch eine Frage des Wohlfühlens, dazu gehört, sich auch einmal was zu gönnen. Aber natürlich nicht jeden Tag.“

Mit ständigen Verzicht verdirbt man nicht nur seine eigene Laune, sondern geht womöglich auch seiner fröhlichen Umgebung auf die Nerven. Wir sind nun mal Sauerländer. Die sitzen nicht stets mit einem Wässerchen am Tisch und belehre die Umsitzenden darüber, wie gesund doch diese Lebensweise sei. Thiedemann: „Geselligkeit gehört dazu. Wobei ich auch sage, heute Morgen habe ich noch im Radio gehört, dass im Kreis Olpe sehr viele vernünftige Menschen wohnen.“ Was er allerdings jetzt nicht am Sport treiben oder am Wässerchen trinken festmachte. Sondern: „Wir haben mit die höchste Impfquote bundesweit.“ Und auch das ist ein Teil, zur Gesundheit beizutragen.