Kirchhundem. Es war eines der Highlights in der Vereinsgeschichte des Tennisclubs Rot-Weiß Kirchhundem:
Im September 2020 stieg die Ü70 um ihren Mannschaftsführer und Vorsitzenden Reinhard „Max“ Thiedemann nach einem Krimi gegen Schwelm in die Verbandsliga auf. Günter Dinkel hatte mit einem platzierten Volley den ersten Matchball im zweiten Doppel verwandelt. Aufstieg perfekt. „Das Besondere: Die Mannschaft ist im vergangenen Jahr erstmals angetreten. Das Team wurde aufgrund der Leistungsklassen in der Südwestfalenliga eingestuft und schaffte auf Anhieb Meisterschaft und Aufstieg in die Verbandsliga“, erzähte Thiedemann voller Stolz. Der langjährige Vorsitzende des Kirchhundemer Gemeindesportverbandes (1985 bis 2017) macht sich nichts vor: „Unser Ziel in dieser zweithöchsten westfälischen Spielklasse ist der Klassenerhalt.“
500 Kilometer und 36,5 Grad Hitze
Zumal die Saison kurios begann. Besser gesagt: Für die „Oldies“ hat die Saison noch gar nicht richtig begonnen. Thiedemann versteht die Welt nicht mehr: „Drei Spieltage sind vorüber - und wir haben noch keinen Ball geschlagen.“ Der Grund: Am ersten Spieltag Ende Juni fuhr das Kirchhundemer Team 250 Kilometer zum TC Destel, dem nördlichsten Verein in NRW. Man einigte sich um 10 Uhr auf eine Verlegung des Termins, da das Thermometer bereits 33 Grad anzeigte und bis Mittag auf 36,5 Grad ansteigen sollte. „Verwunderlich war nur, dass wir zwei Tage zuvor dort angerufen und eine Verlegung vorgeschlagen hatten, Gastgeber Destel aber nicht zustimmen wollte“, schüttelt Reinhard Thiedemann den Kopf.
„Zur Strafe“, so war man sich schnell einig, muss das Team aus Destel bei einem neuen Termin nun das Heimspiel gegen Kirchhundem im Sauerland austragen. „Die anderen beiden Partien in Iserlohn und gegen Dorsten wurden jeweils wegen Dauerregens verlegt“, berichtet Reinhard Thiedemann.
Herren steigen sechs Mal auf
Der Verbandsliga-Aufstieg war aber nicht der einzige sportliche Höhepunkt in der nun 45-jährigen Vereinsgeschichte. „Dazu gehört auch der sechsmalige Aufstieg der Herrenmannschaft von der 3. Kreisklasse bis in die Bezirksliga, der Aufstieg der Damen 30 bis in die Westfalenliga, zahlreiche Kreismeistertitel der Jugendteams sowie von Jugendlichen im Einzel und Doppel.
Die Geburtsstunde des TC RW Kirchhundem schlug im Jahr 1976. Initiator war Dieter Mennekes, der auch erste Vorsitzender und bis zu seinem Tod 2020 Ehrenvorsitzender des Vereins war. Mennekes entwickelte während seines Studiums in Berlin eine Leidenschaft für den Tennissport. Nach der Rückkehr in seine alte Heimat gründete er mit einigen anderen Sportbegeisterten den TC Rot-Weiß Kirchhundem. Der Verein erwarb eine Brachfläche im Eingangsbereich des Hundemtals, in unmittelbarer Nähe zum Sportplatz des FC Kirchhundem.
Gemeinsam mit dem späteren Vorstandsmitglied der Umweltstiftung Gerhard Stamm machte sich Dieter Mennekes an den Bau einer Tennisanlage. Der Bau der ersten beiden Plätze erfolgte im Herbst 1978. Das Gelände wurde entwässert und planiert. Doch dann kamen die Arbeiten zum Erliegen. Thiedemann erzählt warum: „Die Gemeindeverwaltung konnte sich nicht dazu durchringen, den Bauantrag zu genehmigen und Zuschüsse zu bewilligen. Nachdem sie anderthalb Jahre vergeblich auf einen Bescheid der zuständigen Behörde gewartet hatten, machte sich das Team Mennekes/ Stamm auf eigene Faust an die Fertigstellung. Das gab erheblichen Ärger, zumal ein paar Quadratmeter Gemeindeland überbaut worden waren.“
Einst elf Jugendmannschaften
Doch im September 1978 war es endlich so weit: Die beiden ersten Tennisplätze der Großgemeinde Kirchhundem wurden für den Spielbetrieb freigegeben. Der Beginn des Trainings- und Spielbetriebs erfolgte 1979, die erste Teilnahme einer Herrenmannschaft am Spielbetrieb dann 1980. Der Bau des dritten Platzes 1983, der Bau des Clubhauses und des vierten Platzes 1987 gingen auch maßgeblich auf die Initiative von Dieter Mennekes und Gerhard Stamm zurück.
Gespielt wurde aber nicht nur auf den Tennisplätzen. Reinhard Thiedemann erinnert sich mit etwa Wehmut: „Es wurde nahezu jede Möglichkeit genutzt, Tennis zu spielen. Die Tennishallen waren von morgens 6 Uhr bis Mitternacht ausgebucht. So wurde gar in der damals neu gebauten Oberhundemer Dorfgemeinschaftshalle ein Tennisfeld aufgemalt und als Trainingsstätte genutzt.“
Zu dieser Zeit profitierte der TC RW Kirchhundem von einer anderen Entwicklung. Reinhard Thiedemann: „Ein großer Zulauf erfolgte durch den Tennisboom in den 80er und 90er Jahren und durch die zahlreichen neuen Einwohner Kirchhundems im Baugebiet Altes Feld. Zu Spitzenzeiten gab es mehrere Damen- und Herrenteams. In einem Jahr hatten wir mal elf Jugendmannschaften. Leider ist ein Großteil dieser Jugendlichen nach der Schule, der Berufsausbildung oder dem Studium nicht mehr hier ansässig.“
Die Tennisplätze an der Heitmicke kamen auch der Allgemeinheit zugute. „Die Plätze wurden für den Schulsport zur Verfügung gestellt. Auch in der Vereinsarbeit legte man bis heute besonderen Wert auf die Jugendförderung. Auch wenn die ganz große Begeisterung mittlerweile nachgelassen hat, ist der TC Rot-Weiß Kirchhundem nach wie vor Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Der Verein verfügt heute über vier Tennisplätze, im Frühjahr wurde neben dem Clubhaus eine Boulebahn angelegt und ein Basketball-Court soll auf einer Seite der Trainingswand noch hinzukommen“, blickt Reinhard Thiedemann trotz mancher Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren optimistisch nach vorn.
Nach einer in einer Vereinshistorie üblichen ruhigeren Phase befindet sich der Tennisclub Rot-Weiß Kirchhundem wieder im Aufwind. So konnten in den vergangenen zwei Jahren 20 neue Mitglieder aufgenommen werden.
Vorsitzender Reinhard Thiedemann: „Der alte Centercourt, der vor etwa 20 Jahren mit einem weiteren Platz in einen Kunstrasenplatz umgebaut worden war, ist nun wieder ein Aschenplatz, so dass für die Mannschaftsspiele und Turniere wieder drei gleiche Plätze zur Verfügung stehen. Eine neue Attraktion ist die Boulebahn, hier können sich Jung und Alt beim sportlichen Vergleich messen.“
Zurzeit nehmen über 20 Kinder und Jugendliche am Trainingsbetrieb teil und die Tendenz ist steigend. Drei Jugendteams sind im Mannschaftsspielbetrieb. „Eine verheißungsvolle Aktion in der Kirchhundemer Grundschule, in der Tennis im regulären Sportunterricht durch Vereinsübungsleiter vorgestellt wurde, fand leider durch Corona ein vorläufiges Ende. Hoffen wir auf baldige Fortsetzung“, so Reinhard Thiedemann.
Angebot: Schnuppermitgliedschaft
Der vor zehn Jahren vom Verein erstmals organisierte „Hundem-Lenne-Cup“ erfreut sich steigender Beliebtheit und es gab im vergangenen Jahr über 100 Nennungen in 13 Konkurrenzen. Wer Tennis eine Zeit lang unverbindlich erproben möchte, kann durch eine günstige Schnuppermitgliedschaft die Anlage nutzen und muss sich erst Jahr im folgenden Jahr entscheiden, ob er den Sport weiter betreiben will.
Um den Verein und die Anlage zukunftssicher aufzustellen, wird derzeit eine neue Pumpe zur Bewässerung der Tennenplätze installiert. Zudem soll eine Flutlichtanlage die Saison verlängern helfen und das Spielen in den Abendstunden ermöglichen. Am Tennissport Interessierte sind jederzeit willkommen und können sich bei den Vorstandsmitgliedern melden.