Lennestadt. Jan Hüttemann, Trainer des FC Lennestadt, freut sich auf die Herausforderung in der Fußball-Westfalenliga 2021/22

Der FC Lennestadt ist vermutlich der Verein, der im Kreis Olpe am meisten vom Saisonabbruch profitiert hat. Ohne einen einzigen Punkt aus acht Spielen lag der FC Lennestadt auf dem letzten Platz der Fußball-Westfalenliga.

Wenige Tage vor dem zweiten-Corona-Lockdown wechselte der FC Lennestadt Ende Oktober 2020 den Trainer. Für Thomas Hütte kam Jan Hüttemann, der seit dem Saisonstart A-Jugendtrainer des FC Lennestadt war. Schon etwas kurios: Ohne auch nur einmal an der Linie gestanden zu sein, kann Jan Hüttemann nun den Klassenerhalt feiern. Wir sprachen mit ihm, wie der das letzte halbe Jahr erlebt hat und wie seine Aussichten für die kommende Saison sind.

Frage: Am Anfang mal etwas provozierend gefragt: Haben Sie bei der Bekanntgabe des Saisonabbruchs einen Luftsprung gemacht, Herr Hüttemann?

Jan Hüttemann: Der Abbruch war eine Frage der Zeit. Ich freue mich, dass wir nächstes Jahr in der Westfalenliga starten. Für den Verein, die Mannschaft und für mich ist das eine geile Herausforderung. Schade finde ich es aber, dass die A-Jugend, die ich bis Ende Oktober trainiert habe, und die mit fünf Siegen in fünf Spielen auf dem ersten Platz stand, den Aufstieg leider nicht geschafft hat. Die Mannschaft gehört in die Bezirksliga.

Mal ganz ehrlich: Hätte der FC Lennestadt den Klassenerhalt auch ohne den Saisonabbruch geschafft?
Wenn die Saison über die volle Distanz gegangen wäre, ja.

Wie haben Sie Ihre Mannschaft für einen möglichen Neustart fit gehalten?
Es war eine Kombination aus verschiedensten Laufformen, Laufaufgaben und Laufwettbewerben, wöchentlichem Online-Training und zuletzt Einzeltraining auf dem Platz. Die Beteiligung war und ist sehr gut. Ich habe mit jedem einzelnen Spieler eine Runde im Wald gedreht, je nachdem, wo die Spieler herkamen. Das ging von Lennestadt über Oberhundem bis nach Olpe.

Konditionell scheint es also gut um Ihre Mannschaft zu stehen. Und wie wollen Sie die Spieler nach der langen Pause für die nächste Saison wieder richtig flottkriegen?
Wir haben eine sehr ordentliche Grundlage. Wenn die Corona-Entwicklung es zulässt, wollen wir zwei Wochen früher die Vorbereitung gehen. Hier sollen sich die Spieler langsam wieder an die fußballspezifischen Bewegungen gewöhnen.

Schauen wir nach vorne Richtung nächste Saison: Wie groß ist die Freude im Verein und in der Mannschaft, dass es die vierte Westfalenliga-Saison in Folge gibt?
Wir freuen uns riesig. Unabhängig von der Liga freuen wir uns alle auf Normalität. Dazu gehören Fußball-Sonntage mit Zuschauern und dass man nach dem Training mit der Mannschaft mal wieder gemeinsam in der Kabine sitzen kann.

Mit Daniel Schmidt, Nils Hochstein und Björn Gödde treten ganz wichtige und erfahrene Spieler kürzer oder hören ganz auf. Dazu geht der erfahrene Matthias Pfaffenrot zurück zur SpVg Olpe. Wie wollen Sie diese Lücken schließen?
Sportlich, aber auch menschlich werden die Jungs sicher fehlen. In diese Lücken werden andere Spieler hineinwachsen. Das ist ein völlig normaler Prozess. Daniel Schmidt wird vorerst nur eingeschränkt trainieren können, steht uns aber weiterhin zur Verfügung. Vor Nils Hochstein und Björn Gödde muss ich besonders den Hut ziehen. Sie haben sich in bis zum Schluss voll reingehängt, obwohl sie wussten, dass es ihre letzte Saison, die dann auch wahrscheinlich vorzeitig beendet wird.

Gibt es, nachdem nun Planungssicherheit in Sachen Ligazugehörigkeit besteht, wie es weiter geht, noch einmal Aktivitäten auf dem Transfermarkt?
wir haben kürzlich Behram Rahmani kommt vom Bezirksligisten RW Lennestadt verpflichtet. Er ist in der Offensive flexibel einsetzbar. Weiter Neuzugänge wollen wir nicht ausschließen.

Auf welchen Positionen sehen Sie bei Ihrer Mannschaft denn noch Handlungsbedarf?

Wir haben einen sehr jungen und talentierten Kader. Alle Positionen sind gut besetzt. Wenn uns was fehlt, dann ist das ein erfahrener Sechser oder Achter. Ein bisschen Zeit ist ja noch…

War es im vergangenen Jahr nicht doch etwa „blauäugig“ - nach den Abgängen der erfahrenen Spieler Moritz Thöne, Venhar Bivolaku und Marco Holterhoff - bei Neuverpflichtungen fast nur auf ganz junge Spieler zu setzen und ziehen Sie daraus Lehren für die Planungen für die nächste Saison?
Spieler dieser Qualität wachsen halt nicht am Straßenrand. Außerdem ist Moritz Thöne nicht eins zu eins zu ersetzten. Weder von jungen, noch einem jungen, noch von einem erfahrene Spieler.

Ihnen steht Florian Friedrichs als „Spielender Co-Trainer“ zur Seite. Wie wichtig ist es für Sie, dieses erfahrene FCL-Urgestein an Ihrer Seite zu haben?
Über Florian braucht man nicht viel zu sagen. Florian ist sehr wichtig für mich. Er hat beim FC Lennestadt alles mit gemacht. Das hat mit von Beginn an uns gut funktioniert. Wir sind fast jeden Tag in Kontakt. Florian kennt die Mannschaft und die Liga sehr gut. Wir werden uns sehr gut ergänzen.

Und wie läuft die Zusammenarbeit seinem Vater, dem Sportlichen Leiter Andreas Friedrichs?
Mit „Fritte“ verstehe ich mich ebenfalls bestens. Auch wir sind im ständigen Austausch.

Ihr Vor-Vorgänger beim FC Lennestadt ist Ihr Nachfolger beim BC Eslohe. Tauschen Sie auch schon mal Ihre mit Erfahrungen mit Jürgen Winkel aus?
Bis auf einen Small-Talk hat es in der letzten Zeit keine Gespräche gegeben.

Kurz vor dem Ende mal kurz weg vom heimischen Fußball. Wie sehen Sie die Entwicklung auf dem Trainermarkt in der Bundesliga mit horrenden Ablösesummen und dem munteren Wechselspiel – ob mit oder ohne Ausstiegsklauseln?
Um ehrlich zu sein, beobachte ich diese Entwicklung sehr neutral. Interviews sehe ich am liebsten von Christian Streich. Der darf gerne noch ein paar Jahre Trainer in Freiburg bleiben.

Wagen Sie zum Abschluss einen Tipp. Wird es nach zwei Saisonabbrüchen in Folge 2022 endlich wieder eine „normale“ Saison mit Auf- und Absteigern geben und wo landet dann der FC Lennestadt?
Ich glaube schon, dass es endlich mal wieder eine normale Saison gibt. Wir werden am Ende über dem Strich stehen.