Kreis Olpe. Es ist amtlich. Die Fußballsaison 2020/21 von der Oberliga bis zur Kreisliga D wird annulliert. Es gibt keine Auf- und Absteiger.

Fachkundigen Fußballfreunden dürfte der legendäre Schrei des Radioreporters Herbert Zimmermann beim WM-Finale 1954 bestens bekannt sein: „Aus, aus, aus, das Spiel ist aus“, brüllte er ins Mikro, just als das „Wunder von Bern“, der Titelgewinn der Deutschen, perfekt war.

Die sieben Worte passen auch zum Montag. Aber sie sind kein Freudenschrei. Sondern es steckt in ihnen der traurige aber logische Endpunkt einer wochen- ja monatelangen Abwägung, ob es Sinn macht, die Amateurfußball-Saison noch irgendwie zu einem Ende und damit zu einer Wertung zu bringen.

Die Antwort ist ein klares Nein. „Im Schnitt sind in den Ligen 22 bis 23 Prozent der Spiele absolviert“, verdeutlichte Manfred Schnieders, Vizepräsident des FLVW, „wenn wir da auf 50 Prozent hätten kommen wollen, hätten wir jetzt noch mal die gleiche Anzahl spielen müssen.“

Entscheidung lange aufgeschoben

Die Konsequenz: In Westfalen wird unterhalb der Regionalliga bis zur Kreisliga D kein Ball mehr rollen. Gestern gab der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) bekannt, dass die Saison 2020/21 annulliert wird. Sie hat, wenn man so will, gar nicht stattgefunden. Es gibt weder Auf- noch Absteiger. All’ das gilt auch für den Frauen- und den Jugendfußball.

„Wir haben die Entscheidung so lange aufgeschoben, wie es rechtlich notwendig und moralisch vertretbar war“, sagte FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski, „die Situation ist so, dass wir davon ausgehen müssen, dass wir nicht genügend Zeit haben, die Saison sportlich gerecht zu Ende zu bringen. Ich bin froh, dass wir die Entscheidung so getroffen haben. Das hat bei allen an den Nerven gezerrt.“

In der vergangenen Woche hatte es noch geheißen, dass jede Liga einzeln bewertet erde. Und jetzt ist trotzdem alles gekippt worden. Wieso? „Die Corona-Schutzverordnung gilt noch eine Woche, wird aber dann bis zum 9. Mai verlängert“, antwortete Manfred Schnieders, „damit wären wir dann raus.“ Und zwar in allen Ligen.

Der Fußballkreis Olpe schließt sich, wie erwartet, dem FLVW-Beschluss an. Mit einem Unterschied: Er macht im DFB-Pokal klar Schiff. „Der Kreispokal wird abgesetzt“, gab Joachim Schlüter, Kreisvorsitzender bekannt. Es mache keinen Sinn, den Wettbewerb weiter zu führen, da nicht mals in der 2. Runde alle Spiele absolviert sind. Schlüter: „Bis die dann mal gespielt ist, und dann noch die anderen - das würde dann zu lange dauern. Dann würden wir lieber von dem Szenario ausgehen, dass wir im August mit einer neu ausgelosten Runde starten.“ Wer wird den Kreis Olpe 2021/22 dann im Westfalenpokal vertreten? „Da müssen wir erstmal abwarten, was der Verband zum Westfalenpokal beschließt“, antwortete Schlüter. Heute Abend soll zu dem Thema eine Videokonferenz stattfinden.

Gewisse Erleichterung

Wenn die Ligen so bleiben wie sie sind, heißt das auch, dass das „Sorgenkind“ der Vorsaison bleibt. Im Kreis Olpe wäre das die Kreisliga B mit 19 Mannschaften. „Das ist erstmal der Stand der Dinge“, stimmte Schlüter zu, „mit 19 Mannschaften, das ist ein Szenario. Es hätte viel schlimmer kommen können, wenn die Kreisliga B nicht zu Ende gespielt worden wäre, die C1 und C2 aber doch - und sie gewertet worden wären. Dann hätten wir noch Mannschaften dazu bekommen.“

Dem Kreisvorstand war daran gelegen, für die Vereine eine schnelle Lösung zu finden, „mir wäre es sehr peinlich gewesen, wenn wir gesagt hätten: Der Verband hat überkreislich entschieden und wir treffen uns nächste Woche mal. Wir wollten, dass auch die Vereine im Kreis Olpe Planungssicherheit haben“, so Joachim Schlüter.

FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski hatte ganz zu Beginn der Video-Pressekonferenz eine gewisse Erleichterung zum Ausdruck gebracht. Und wie ist es bei Joachim Schlüter? „Man hat lange gewartet. Aber diejenigen, die den Spielbetrieb organisieren, wollen ja Fußball anbieten und nicht verhindern. Deshalb brechen die nicht so schnell ab, sondern hat man auch bis zum Letzten gewartet, um vielleicht doch eine Lösung zu finden. Insgesamt ist das kein guter Tag für den Fußballsport im Kreis Olpe, aber es führte überhaupt kein Weg an dieser Entscheidung vorbei.“