Wenden. Die SG Wenden richtete ihre Jahreshauptversammlung virtuell aus. Auch wir waren eingeladen und haben uns zugeschaltet.
Nachher fragten wir den Geschäftsführer Daniel Jacob: Wie hat sich das angefühlt, nicht im gemütlichen Lokal „Bützers“ zu tagen, sondern alles aus dem eigenen Wohnzimmer zu leiten? „Die Nähe zu den Leuten fehlte“, antwortete er, „gerade bei den Ehrungen der Sportler, der Jubilare und der Übungsleiter. Für die Leute ist das doof.“ Aber der Vorstand habe sich dafür entschieden. Es stehe in der Satzung, dass in jedem Jahr eine Versammlung durchgeführt werden muss, also wird sie gemacht. Jacob: „Wir wollten uns damit auch auf die sichere Seite begeben.“
Andersherum gefragt
Das Feedback sei durchweg positiv gewesen, sagte der Geschäftsführer. Aufgrund der aktuellen Situation sei es eine gute Alternative. Und im Endeffekt hat es störungsfrei und reibungslos funktioniert. War die Vorbereitung einer solchen Mitgliederversammlung komplizierter als die einer herkömmlichen? Daniel Jacob: „So groß war der Unterschied nicht. Wir haben uns genauso im Vorstand mit Teams zweimal oder dreimal virtuell getroffen, und die Präsentation vorbereitet.“
Ein paar Besonderheiten habe man allerdings beachten müssen. Gerade bei den Wahlen. Da griffen die Wendener zu einem Kniff. Daniel Jacob erklärt ihn: „Normalerweise fragt man ja als erstes: wer ist dafür? Wir sind mal davon ausgegangen, dass die meisten dafür sind. Deshalb haben andersherum gefragt. Nämlich zunächst, wer dagegen ist. Das ist einfacher zu zählen.“ Denn das was im „richtigen“ Leben die in die Höhe gereckten Hände sind, sind im virtuellen Raum kleine gelbe Händchen, die neben den Namen in der Teilnehmerliste aufleuchten – oder auch nicht.
Eine Mitgliederversammlung ist für den Vorstand auch immer ein Stück weit Stress. Möglicherweise sind unangenehme Fragen zu beantworten. Ist das leichter, wenn man nicht in hundert Augen schaut? „Natürlich hat man mit gewissen Fragen auch gerechnet,auch aufgrund der Situation im letzten Jahr“, antwortete Jacob, „aber es sind in diesem Sinne keine gestellt worden.“ Eine gewisse Grund-Aufregung schwinge aber immer mit.
Viel Verständnis der Mitglieder
Auch wir durften uns zuschalten und der Eindruck war: Die „Anwesenden“ hatten Verständnis für die außergewöhnlichen und schwierigen Bedingungen, unter denen die SG arbeiten musste. „Ich denke, wir haben es im letzten Jahr nicht schlecht gemacht. Wir haben das Beste rausgeholt mit den zwei Wettkämpfen, wie wir durchführen konnten.“ Wenn keine schwierigen Fragen aus dem Plenum kamen, und nicht viele Menschen einen beäugen – da müsste das Lampenfieber eigentlich gegen Null gehen. „Das Lampenfieber war schon da. In dem Sinne, dass man nicht wusste, ob das von der technischen Seite alles funktioniert“ erklärte Daniel Jacob. Für einen kurzen Moment war die Präsentation nicht zu sehen. Jacob: „Wenn man dann in Panik verfällt, funktioniert wahrscheinlich gar nichts mehr.“
Mit etwa 40 Teilnehmern war die Resonanz mittelmäßig. Daniel Jacob will nicht behaupten, dass die virtuelle Form dem Interesse Abbruch getan hat. „Man erlebte ja schon in den letzten Jahren, dass die Teilnehmerzahlen rückläufig sind. Jahreshauptversammlung sind nicht mehr das, was sie vielleicht vor zehn Jahren waren.“
Das decke sich auch mit dem rückläufigen Interesse an der Ehrenamts-Arbeit. „Man identifiziert sich nicht mehr so wie vor zehn, zwanzig Jahren Mit dem Verein“, hat Daniel Jacob beobachtet, „eher geht man unverbindlich ins Fitnessstudio, im Verein macht man dann Kurse. Die Solidargemeinschaft sieht man vielleicht dann gar nicht mehr so.“
Wunsch: 2022 wieder bei Bützers
Letztlich steht der Wunsch, wieder bei Bützers zu sitzen und zusammen zu sein. Der dürfte deutlich größer sein als das Verlangen, die Versammlung vom Wohnzimmer aus zu verfolgen – auch wenn es am Freitagabend insgesamt super geklappt hat.
Daniel Jacob stimmt zu: „Wir wollen wieder Veranstaltungen anbieten, Spaß haben, und da gehört diese Jahreshauptversammlung in Präsenzform einfach dazu.“ Dahingehend sind auch seine Wünsche für das Jahr 2021, das ja schon zu einem Viertel schon wieder rum ist: „Dass wieder alles in geordnete Bahnen zurück läuft, und dass wir die ganze Thematik um Corona und drumherum in den Griff bekommen.“ Später mehr