Hünsborn. Die Corona-Pandemie bringt Helden hervor. Ob es Ärzte, Pfleger, Lehrer oder auch Verkäufer sind, die sich in besonderem Maße der Gefahr aussetzen.

Eine offizielle „Corona-Heldin“ ist Nadine Halbe. Die 43-jährige Mutter eines Sohnes ist zusammen mit Jessica Schönauer Leiterin der Breitensportabteilung von Rot-Weiß Hünsborn und Hygienebeauftragte des Vereins. Den Titel „Corona-Heldin“ erhielt sie jetzt vom FLVW, nachdem der Verein sie als würdige Kandidatin gemeldet hatte.

Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen hatte in allen seinen 29 Kreisen einen Sonderpreis „Ehrenamt in der Corona-Pandemie“ ins Leben gerufen. Rot-Weiß Hünsborn meldete Nadine Halbe beim Westfälischen Verband. Am Ende ging sie als eine der Kreis-Siegerinnen durchs Ziel.

Gabriel Annen, Vorsitzender von RW Hünsborn, ist von der Auszeichnung begeistert: „Es freut mich sehr, dass Nadine den Preis erhalten hat. Sie hat sich sofort beim Beginn des ersten Lockdowns sofort bereit erklärt, etwas zu machen.“

Anruf am 13. März 2020

Noch gut kann sich Gabriel daran erinnern, wie er am 13. März beim Mittagessen ein Telefonanruf von Nadine Halbe bekam, in dem sie ihn von den aufkommenden Problemen unterrichtete und ihm mitteilte, mitzuhelfen. Gabriel Annen: „Sie war für uns als Mittelperson für alle Sportler und dem Vorstand da. Sie hat die ganzen Hygienekonzepte für das Training und die Spiele am Löffelberg entwickelt und für uns die Kontakte zu den Behörden gehalten. Wenn wir das auch noch im Vorstand hätten machen müssen, wäre kaum zu stemmen gewesen.“ Und der Vereinschef versprach: „Wenn es die Umstände erlauben, werden wir unsere Dankbarkeit auch in Form eines Präsents erweisen.“

Wie kam es eigentlich zur Nominierung? „An sich wollten wir Nadine Halbe im Oktober für die jährliche DFB-Ehrenamtspreis-Verleihung melden. Da teilte uns unser Kreisvorsitzender Joachim Schlüter mit, dass die wegen Corona 2020 ausfällt. Er machte mich aber auf den FLVW-Preis aufmerksam. Und da haben wir Nadine Halbe dann gemeldet“, erzählt Gabriel Annen.

20 Jahre Trainerin bei RWH

Die glückliche Preisträgerin, die seit 25 Jahren Mitglied von RW Hünsborn ist, freute sich sehr. Und sie berichtet, warum sie sich in der Corona-Zeit noch mehr, als sonst schon für den Verein engagiert: „Von der Auszeichnung war ich sehr überrascht. Ich bin seit 20 Jahren Trainerin bei RW Hünsborn. Zusammen mit Jessica Schönauer habe ich die Breitensportabteilung in den vergangenen Jahren aufgebaut“, blickte sie zurück, „diese Arbeit sollte nicht verloren gehen. So haben wir uns mit den Teilnehmern der Sportstunden und dem Vorstand Gedanken gemacht, was man machen können, um die Kurse durchführen zu lassen.“

Das galt natürlich auch für ihre eigenen. Nadine Halbes Kurse sind Eltern-Kinderturnen, die Mittwochsturngruppe, Bodyworkout (Funktionaltraining) und Reha- Kurse Orthopädie. Doch zunächst fielen alle Kurse während des ersten Lockdowns für einige Wochen aus. Nach den ersten Lockerungen ging es dann statt in die Turnhalle auf den Sportplatz am Löffelberg. „Dafür mussten wir Hygienekonzepte ausarbeiten und vorlegen und am Sportplatz aushängen. Alles, was wir machten, musste dokumentiert werden“, erzählt Nadine Halbe.

Dann kamen allmählich auch die Fußballer zurück in die Weber-Haus-Arena. Und Nadine Halbe war damit auch „Corona-Beauftragte“ für die Hünsborner Kicker. „Wir mussten sicherstellen, dass alle ihren Sport unter Auflage der Hygienebestimmungen ausüben konnten. Dazu gehörten neben der Erstellung von Trainingsplänen, auch Trainingsformen, zum Beispiel höchstens fünf gegen fünf im Fußball.“

Tolle Unterstützung

Und dazu dazu gehörte auch die Einweisung der Trainer und Sportler in die Hygienemaßnahmen. „Wir mussten ihnen zeigen, wann und wie man zum Beispiel Bälle oder Geräte desinfiziert. Oder wie man unter Corona-Bedingungen erste Hilfe leistet. Mund-zu-Mund-Beatmung gibt es da nicht. Im Ernstfall ist nur eine Herzmassage möglich“, berichtet Nadine Halbe.

Als im August wieder Fußballspiele stattfanden, war Nadine Halbe für die Einhaltung der Hygienevorschriften zuständig. Auch wenn es viel Arbeit war, Nadine Halbe hat es viel Spaß gemacht: „Es war eine Super-Arbeit mit den Trainern und dem Vorstand. Ich habe eine tolle Unterstützung vom Vorstand erhalten. Wir hatten ein Klasse-Team. Die Breitensportkurse auf dem Platz haben unglaublich Spaß gemacht, mehr als in der Turnhalle. Und zum Glück ist auch alles gut gegangen.“

Sportkurse sind eingestellt

Bei ihrer Tätigkeit bei RW Hünsborn hilft Nadine Halbe natürlich auch ihre berufliche Erfahrung als Trainerin. Die 43-Jährige ist Trainerin der Linzenich Gruppe im Sportsclub 4 in Olpe. Sie besitzt die B-Lizenz für Innere Medizin und Orthopädie.

Doch seit November wurden Nadine Halbe erneut vom Lockdown ausgebremst. Die Sportkurse, die seit Oktober 2020 wieder in der Turnhalle stattfanden, mussten eingestellt werden. Und auch beruflich muss sie Einschränkungen hinnehmen. „Seit November bin ich in Kurzarbeit“, berichtet Nadine Halbe. „Wir machen mal ein paar Sachen online. Mehr ist im Moment leider nicht drin. Ich hoffe, dass wir bald wieder normal trainieren und arbeiten und trainieren können. Aber im Moment geht einfach die Gesundheit vor.“

Info

Die Laudatio des FLVW:

„Nadine Halbe hat sich seit Beginn des ersten Lockdowns umgehend als Mittelsperson zwischen Vorstand und den Mitgliedern engagiert und wurde deshalb vom FLVW als Corona-Heldin ausgewählt. Organisatorische Aufgaben wie das Benachrichtigen der Mitglieder über die temporäre Unterbrechung des Sportangebots hat sie sofort eigenständig in die Hand genommen. Frühzeitig hat sie sich als Corona-Beauftragte zur Verfügung gestellt und das gesamte Hygiene-Konzept mitsamt Aufstellung der Absperrungen, Anbringung von Hinweisschildern und Erläuterungen der Maßnahmen an alle Trainer und Helfer rund um Sportplatz und Sportverein geleitet.“