Olpe/Siegen. Der Handballverband Westfalen hat zwei Szenarien vorgestellt, um die Saison zu beenden. Lassen sich die Ideen auch im Fußball umsetzen?

Die Handballer sind den Fußballern wieder einen Schritt voraus. Zumindest was die Planungen für einen Wiedereinstieg ins Spielgeschehen angeht. Zwei Szenarien hat der Handballverband Westfalen vorgestellt, mit denen die Saison noch zu einem verwertbaren Ende gebracht werden soll.

Variante eins wäre der Optimalfall. Die Saison kann am 1. März starten und die ausstehenden Spiele der Hinrunde werden in allen Klassen ausgespielt. Danach wird die Saison gewertet und beendet. Dass dieser Vorschlag umgesetzt wird, gilt als äußerst unwahrscheinlich, daher gibt es einen zweiten Plan.

Keine Absteiger

Der sieht vor, dass die Saison am Tag X wieder beginnt. Jedoch nicht mehr im vorgesehenen Spielplan, sondern mit einer Aufstiegsrunde, in der "unter allen aufstiegswilligen und -berechtigten Vereinen die vorgesehenen Aufsteiger in den einzelnen Spielklassen ausgespielt" werden sollen, wie es in der offiziellen Mitteilung des Vereins heißt. Absteiger gibt es in diesem Fall nicht. Die Mannschaften, die nicht aufsteigen möchten, können in einer weiteren Runde gegeneinander antreten, um ohne Druck Spielpraxis zu bekommen.

Während der ersten Coronapause im vergangenen Jahr orientierten sich die Fußballer bei ihrer Saisonwertung an den Handballern. Ist das auch dieses Mal eine realistische Option? Joachim Schlüter, Vorsitzender im Fußballkreis Olpe, ist skeptisch. "Wenn wir schon wieder eine Saison ohne Absteiger hätten, dann würden in der kommenden Saison die Spielklassen überlaufen und uns vor große Probleme stellen", warnt der Olper Funktionär davor, noch einmal den Kompromiss einzugehen, Mannschaften aufsteigen zu lassen, aber wieder auf Absteiger zu verzichten. XXL-Spielklassen in allen Ligen wären die Folge.

Die Idee einer Play-Off-Runde, um die Aufsteiger im Falle einer stark verkürzten Saison auszuspielen, hält Schlüter für ebenfalls wenig praktikabel. "Wie soll man das den Vereinen erklären? Dass ein Tabellenachter beispielsweise noch um den Aufstieg spielen darf, der Tabellenneunte, der nur einen Punkt dahinterliegt, aber nicht. Das halte ich im Fußball für extrem schwierig", betont Schlüter.

Warten auf eine Besserung

Das Thema der Saisonfortsetzung beschäftigt auch Schlüters Siegener Amtskollegen Marco Michel. Der Kreisvorsitzende Siegen-Wittgenstein kann den Plänen der Handballer ebenfalls nicht viel abgewinnen. Vor allem das Vorhaben, am 1. März wieder einsteigen zu können, hält er für unrealistisch. „Wir hoffen, dass sobald es die Corona-Schutzverordnung zulässt, wir auch wieder in den Betrieb starten können. Doch aktuell scheint dies noch in weiter Ferne zu sein. Ich glaube, es ist müßig, über genaue Zeitvorgaben zu sprechen. Es bleibt uns aktuell nichts anderes übrig, als die gesundheitliche und politische Lage im Auge zu behalten.“, sagt Marco Michel.

Die Rahmenbedingungen der Handballer sind so nicht auf den Fußball zu übertragen, wie Marco Michel verrät: „Wir haben uns darauf festgelegt, dass eine Saison gewertet wird, wenn 50 Prozent davon gespielt sind. Das bedeutet, dass es dann ganz klare Aufstiegs- und Abstiegsszenarien gibt." Erst, wenn das Zeitfenster zu klein würde, um die 50 Prozent der Spiele zu erreichen, wird ein Umdenken nötig sein.

Einstieg im Mai schwierig

"Wenn wir erst im Mai wieder einsteigen können, wird es sicher eng werden, diese Marke noch zu erreichen. Dann müssen wir mit englischen Wochen planen, um das bis Ende Juni durchzuziehen. Das wird schwierig", gibt Schlüter zu bedenken.

Das positive und der große Unterschied zum Handball ist, dass die Fußballer deutlich mehr Partien bereits absolviert haben, ein Erreichen der 50-Prozentmarke deutlich realistischer ist. „Es besteht sicherlich auch noch die Möglichkeit, ab Mitte/Ende April die Saison zu Ende zu führen“, sagt Marco Michel. „Wir hoffen einfach darauf, dass sich die Lage Richtung Frühjahr so entspannt, dass der Fußball weitergehen kann. Darauf hoffen nicht nur wir Offiziellen, sondern auch die Vereine.“