Finnentrop/Bamenohl. Vor drei Jahren beendete Benedikt Feldmann seine Fußball-Laufbahn bei Finnentrop/Bamenohl und stellte sein berufliches Leben in den Mittelpunkt.

Genauer gesagt: Er ist in die Selbstständigkeit gegangen. Als Physiotherapeut übt er eine Tätigkeit, aus die über das normale der Arbeitszeit hinaus geht. Berufung statt Beruf, kann man da nur sagen, Immer wieder auf dem neusten Stand sein. Vier Jahre lang war er der Kapitän der SG Finnentrop/Bamenohl, „Von der Mannschaft gewählt. Ein Vertrauensbeweis“, betont Benedikt Feldmann.

Nun ist er im Funktionsteam der Fußball-Oberligisten der SG. Er kann mit seinem Team ein umfangreiches, gesundheitlich und hochwertiges Angebot machen. Das Spektrum geht über Krankenngymnastik, Physiotherapie und ist in der Lage, die komplexen Vorgänge des Bewegungsapparates und die damit zusammenhängenden Strukturen wie zum Beispiel Muskeln, Sehnen, Faszien, Bänder, Nerven, Knochen und andere bindegewebige Strukturen zu analysieren..

Wie sieht Ihr Aufgabenfeld beim Fußball-Oberligisten aus?

Im Großen und Ganzen bin ich für die Prävention, Rehabilitation und die Wiedereingliederung der verletzten Spieler der SG Finnentrop/Bamenohl zuständig. Dazu ist ein regelmäßiger Austausch zwischen Sportphysiotherapeutin Johanna Vogt am Platz, Trainer Ralf Behle, dem betroffenen Spieler und meinem Team in der Praxis Impuls notwendig.

Benedikt Feldmann
Benedikt Feldmann © Privat | Privat

Was waren die Gründe für Sie, Ihre leistungssportliche Laufbahn zu beenden?

Ein wesentlicher Punkt war da meine eigene Familie. Ich bemerkte schnell, dass es nun andere Prioritäten in meinem Leben gab. Hinzu kam eine Kreuzbandverletzung in der Westfalenliga-Saison 2015/16. Spätestens da war mir klar: Selbstständigkeit und Familie - mehr Verantwortung geht fast nicht mehr. Ich nutzte daher meine Sportpause nicht nur, um mich wieder in den Leistungssport zurückzubringen, sondern ließ den Traum der eigenen Physiotherapie-Praxis konkreter werden. Heute bin ich froh, einen Fußball-Oberligisten als Gesundheitspartner zu unterstützen. Zum jetzigen Zeitpunkt besteht meine Praxis aus einem Team von elf Kollegen. Meine Familie ist um weitere zwei Neuzugänge gewachsen.

Sie sind Physiotherapeut bei Finnentrop/Bamenohl. Wie bekommen Sie die intensive Tätigkeit in ihren beruflichen Alltag eingebaut?

Mit Johanna Vogt haben die Jungs die Möglichkeit, sich optimal physiotherapeutisch vorzubereiten. Die Erstversorgung und kleinere Verletzungen, dadurch steht sie an vorderster Front als wichtige Säule des medizinischen Teams. Unter anderem bestimmt sie, welcher Spieler intensivere Behandlungen benötigt und leitet sie an mein Team und mich weiter.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Trainer Ralf Behle aus. Er war ja auch noch ihr Trainer?

Ralle war noch ein Jahr lang mein Trainer. Ich muss sagen, Ralf war einer der besten Trainer während meiner Laufbahn. Ein respektvoller Umgang ist ihm sehr wichtig. Die Kommunikation zwischen Ralf und mir ist zwar ab und zu notwendig, allerdings besprechen wir Physiotherapeuten viele Sachen zwischen uns und dem Spieler.

In der Vergangenheit hat es viele Verletzungen im Sport gegeben. Was sind die Gründe dafür?

Ein Anstieg der Verletzungen des Bewegungsapparates hat es auf jeden Fall gegeben. In diesem Jahr macht uns die Corona-Pandemie sehr zu schaffen. Auch im Sport macht es sich bemerkbar. Es gibt längere Saisonpausen oder Saisonunterbrechungen. Das hat ein Trainingsanstieg oder einen Trainingsrückgang zur Folge. Die Dosierung der Trainingsprinzipien und Trainingsparameter ist auch hier der Schlüssel zum stärkeren Wiedereinstieg nach der Pause.

Was sind die Gründe für mehr Verletzte?

Übermotivation der Trainer und Spieler, wenn es wieder losgeht. Es ist eventuell der Gedanke im Kopf: Wir hatten jetzt so lange Pause, jetzt sind die Spieler ausgeruht und energiegeladen. Jetzt kann ich sie und mich auch außergewöhnlich fordern.

Ein häufiges Thema sind Kreuzbandrisse.

Benedikt Feldmann als SG-Kapitän
Benedikt Feldmann als SG-Kapitän © Privat

Vorab ist zu sagen, dass sich selbst die wissenschaftliche Studienlage keine eindeutige Meinung über konservative oder operative Methoden verschaffen kann. Grundsätzlich ist es eine Verletzung, die große Auswirkungen auf die Biomechanik des Kniegelenkes hat. Egal, ob es das vordere oder das hintere Kreuzband ist. Im Fußballsport oder auch bei anderen Ballsportarten reißt das vordere Kreuzband häufiger. Das vordere Kreuzband ist zusammen mit ein paar anderen Strukturen im Kniegelenk, eines der wichtigsten Akteure bei sämtlichen Belastungen und Bewegungen des Kniegelenkes. Ich bin der Meinung, dass das vordere Kreuzband in seiner Funktion nicht zu hundert Prozent ersetzt werden kann.

Wie sieht ihre Tätigkeit in der Rehabilitationsphase aus?

Jede Rehabilitation und Wiedereingliederung in den Sport läuft nach demselben Schema ab. Jeder Sportler „tickt“ anders. Jeder Sportler gibt seiner Verletzung eine andere Priorität und geht mit sich selbst unterschiedlich um. Nachdem feststeht, welche Verletzung vorliegt, wird zusammen mit dem Sportler eine Prognose für die Sportpause besprochen.

Müssen die Spieler nicht auch gebremst werden?

Durch meine eigene Erfahrung im aktiven Fußball kann ich mich sehr gut in die Jungs hinein versetzen. Der Verletzte steht immer zwischen seinen eigenen Ansprüchen, den Ansprüchen des Trainers und den Ansprüchen des Physiotherapeuten.

Die Spielpause durch den zweiten Lockdown und die Winterpause ist lang. Wie schafft es ein Amateurfußballer wieder fit zurück auf den Platz?

Es ist richtig, dass die Pause durch den Lockdown lang gestaltet wird. Jedoch heißt es ja nicht gleich Pause. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, sich bis zum Ende der laufenden Hinrunde weiterhin fit zu halten. Ein individueller effektiver Trainingsplan ist immer das Mittel der Wahl.

Wo sehen Sie das größte Steigerungspotential für Fußballer?

Die Fußballer in den Kreisligen und auch in den Ligen darüber sind im Durchschnitt ausdauernd und kräftig genug. Meistens fehlt es ihnen an Stabilität im Rumpf und der unteren Extremität. Hinzu kommt eine mangelhafte Mobilität der Muskulatur und Nerven in der unteren Extremität. Eine bessere Mobilität der Muskulatur und der Nerven bietet eine verbesserte Schnellkraft und Dynamik im Zweikampf, Antritt und Schuss. Das sind in vielen Fällen die fehlenden Zentimeter zum Ball.