Deutmecke. Fünf Schwestern und zwei Brüder. Was gibt es Schöneres als eine so große Familie.
Matthias „Matthes“ Kremer aus Deutmecke (53), Sportlicher Leiter des Fußball-Bezirksligisten SG Serkenrode/Fretter, ist mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Als jüngstes Kind. Seine älteste Schwester ist 70 Jahre, seine Mutter zählt 90 Jahre.
Ein wirkliches Konzept, wie sie es an Weihnachten handhaben mit der großen Verwandtschaft, gibt es noch nicht. „Man weiß ja auch noch nicht, was die Regierung noch alles vor hat“, Spielt Matthias Kremer auf die gestrigen Meldungen an, in denen wieder um eine Ausweitung der Corona Maßnahmen nachgedacht wurde, „wenn ich höre, wie sie in Bayern die ganze Sache wieder verschärfen, weiß man ja noch nicht, woran man ist“.
Matthes Kremers Brüder sind, wie er selbst auch, durch den Fußball bekannt, dagegen haben die Schwestern mit der Kickerei nichts am Hut. „Das sind alles Erzieherinnen“, lacht Matthias Kremer, kein Wunder, dass er so gut erzogen ist. Ob beim Kreisligisten SV Fretter oder bei Rot-Weiß Lennestadt in der Verbands- und Oberliga, oder später als Trainer unter anderem bei der SG Finnentrop/Bamenohl: Überall stach Matthes Kremer als Persönlichkeit hervor.
Erinnerung an Heiligabend im Keller
Was Matthes Kremer besonders freut: „Meine Mutter ist noch fit. Sie geht jede Woche noch zur Wassergymnastik und zum Turnen. Besser gesagt ging. Die fällt ja auch im Moment alles weg“. Worüber sich die Mutter, wie Matthias Kremer sagt, „tierisch aufgeregt“ habe, sei der Satz des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet gewesen, der kürzlich vom „schlimmsten Weihnachten, was wir die erlebt hätten“, sprach.
San Francisco ist dann doch etwas weit weg
Eine der fünf Schwestern von Matthias Kremer, Marion, wird dem Weihnachtstreffen, so es stattfindet, mit Sicherheit fernbleiben: Sie wohnt in San Francisco. „Da hat sie dann doch eine etwas weitere Anreise“, lacht Matthias Kremer, „aber zum 90. Geburtstag der Mutter war sie da“.
Sie verwies darauf, dass sie mal einen Heiligabend im Keller verbracht hatte und gebetet hatte, dass die Bomben nicht aufs Haus fallen würden. Und das an Heiligabend. Matthes Kremer: „Weihnachten hatten sie damals kaum etwas zu essen gehabt. Wir haben doch alles jetzt. Man kann überall hinfahren, haben zu essen unter Dach über dem Kopf. Du musst nicht hungern, nichts. So schlimm sich das alles anhört: Wir kommen da durch“!
Bitter war allerdings: Den 90. Geburtstag der Mutter haben sie jetzt schon zweimal ausfallen lassen müssen. Im März hatte sie diesen „Runden“. Kurz zuvor schlug Corona zum ersten Mal zu und warf alle Pläne über den Haufen. Fast eine Kopie war der zweite Ausfall. An sich sollte die Feier am 30. Oktober nachgeholt werden. Wiederum musste man absagen.
Und Weihnachten? Hört sich schon jetzt kompliziert an. „Wir sind eine große Familie und waren Weihnachten normalerweise immer mit 30 oder 35 Leuten zusammen“, erklärte Matthes Kremer, „da haben wir jetzt schon gesagt, das geht nicht, das machen wir nicht“. Allein, wenn sich „nur“ die Geschwister mit deren Partnern versammeln, „dann sind wir auch schon bei 14, 15 oder 16 Leuten“, so die einfache Rechnung, „da laufen jede Menge Leute rum“. Übrigens auch bekannte Größen aus dem heimischen Fußball. Henning Vogt, Torwarttrainer beim Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl, ist Matthias‘ Kremers Neffe. Und die Freundin des SG-Keepers Ingmar Klose ist seine Nichte.
Auch interessant
Was einem Vollblut-Fußballer wie ihm fehlt, ist unschwer zu erraten. „Wenn man die Sonntage, ich sage mal 35 Jahre lang, mit Fußball verbracht hat, und jetzt hast du da auf einmal gar nichts, dann ist ja schon nicht so schön“, drückt Matthias Kremer es noch moderat aus. Der Profifußball im TV ist für ihn kein Ersatz. „Gerade der Amateursport ist doch das Schöne. Das Gesellige, das Zusammensein mit anderen. Wenn die Kneipen nicht offen haben, dann macht mir das nicht viel aus. Bier kriegst du an jeder Ecke“.
180 Minuten Fußball sind normal
Spazieren geht er mit seiner Frau durch die wunderbare Natur. „Wir sind hier in der glücklichen Lage, dass ich mein Hobby so ausüben kann, wie ich es gewohnt bin. Ich laufe gerne, fahre gerne Fahrrad, wir gehen hier im Sauerland aus dem Haus und sind sofort in den Wäldern. Von März bis jetzt fehlt mir eigentlich nur der Fußball, das andere habe ich ja“. Zudem sei er in der glücklichen Lage, noch arbeiten zu dürfen.“ Matthias Kremer ist bei Trippe Kunststofftechnik in Meschede beschäftigt.
Sein normales Pensum an einem Wochenende sind zwei Spiele. 180 Minuten. Hintergrund: Sohn Finn spielt in der A-Jugend des TuS Sundern, und am Nachmittag schaut er sich seinen Verein, die SG Serkenrode/Fretter, an, je nachdem wo die spielt. „Und wenn sie spielfrei hat, dann fahre ich nach Finnentrop/Bamenohl zum Beispiel“, dorthin, wo er einst Trainer war.
Da können schon einige Kilometer an einem Sonntag zusammen kommen. Das bestätigt Matthias Kremer: „Ich bin mal an einem Sonntag von Dröschede nach Schmallenberg gefahren, oder damals mal von Brilon nach Birkelbach. Alles querfeldein. Das macht man aber gerne“.
Matthes Kremers Sohn erreicht jetzt den Seniorenbereich. Wo wird er dann spielen? Weiter beim TuS Sundern oder in seiner Heimat Serkenrode/Fretter? „Ich würde mir schon wünschen, dass er bei uns wieder spielt“, antwortet Kremer und meinte damit natürlich Serkenrode/Fretter. Sein anderer Sohn, Marvin, spielt in der Zweiten und leidet selbstverständlich auch unter dem aktuellen Stillstand.
Es kribbelt
Nun haben die beiden Söhne möglicherweise einen deutlich höheren Bewegungsdrang, und damit einen schwierigeren Konflikt durchzumachen, als vielleicht einer jenseits der Dreißig. Matthias Kremer denkt an seine eigenen jungen Jahre. Zumal er da gerade vor einem riesengroßen Sprung war: Mit 21 Jahren wechselte er zu Rot-Weiß Lennestadt und wurde eine Größe in der Verbands- und Oberliga-Mannschaft. „Das merkt man schon, da kann man sich hereinversetzen, wie das bei denen kribbelt. Das wäre gar nicht auszumalen gewesen, wenn ich auf meine eigene Zeit zurückblicke. Wenn ich mit 18, 19 nicht hätte spielen dürfen, das wäre ja der Wahnsinn gewesen“.