Heggen. „Präsident“: Kein Wort ist in den letzten Tagen so häufig durch die Medien gerauscht wie dieses. Nur: Wer ist Trump? Wer ist Biden?

Der wahre Präsident ist im heimischen Fußball zu Hause, er wird jedes Mal wieder gewählt, wenn er sich stellt, und heißt Michael Berghaus. Seit 2005 ist der 55-Jährige 1. Vorsitzender des SV Heggen. In Fachkreisen wird er nur „Präsi“ genannt.

Wie Michael Berghaus an diesen Titel gekommen ist, weiß er heute selbst nicht mehr so ganz genau. Irgendeiner hat das irgendwann mal in den Raum geworfen, ohne sich über die Folgen im Klaren gewesen zu sein, nämlich, dass dieses Wort eine immer größere Runde machen würde. „Dann ist es dabei geblieben“, sagt Michael Berghaus heute, erinnert sich aber noch an die Worte des damals amtierenden Karnevalspräsidenten von Heggen. Berghaus: „Der Jürgen Sprenger hatte mich ermahnt: Du musst die Satzung ändern. Du bist kein Präsident, du bist nur 1. Vorsitzender“.

Fest steht: Den Präsidenten vom Daspel wird es noch weitere drei Jahre geben. Kürzlich wurde Michael Berghaus von den Mitgliedern für eine weitere Periode gewählt. Seit 15 Jahren bekleidet Michael Berghaus nunmehr das höchste Amt im Verein, welch eine imposante Spanne im schnelllebigen Fußball. Davor war er drei Jahre Geschäftsführer, und drei Jahre im Beirat. Heißt: seit 21 Jahren ist er beim SV Heggen ehrenamtlich tätig.

Bekannte Torwartgröße

Eine bekannte Größe im Fußball-Land war Michael Berghaus schon zu seiner aktiven Zeit. Er gehörte zu den besten Torwarten im Kreis Olpe. Und wer ihn hat spielen sehen, kommt zu der Erkenntnis, dass sich der Torwart Michael Berghaus und der Vorsitzende Michael Berghaus vom Typ her sehr ähneln. Heiß, engagiert, mit viel Herz bei der Sache. „Und emotional auch“, fügt Michael Berghaus hinzu, und lacht, „ob das immer richtig in dem Job, den ich jetzt habe, ist die andere Frage“. Wenn er sich beim gegnerischen Eckball damals seine Leute im Sechzehner zurecht stellte, musste er das sicherlich, allein wegen der Akustik, engagiert tun. „Ich lebe das nun mal. Das mag für manche Vorstandskollegen nicht immer so einfach sein. Aber mittlerweile kennen sie mich schon lange“.

Eine weitere Parallele zwischen seiner Torwart- und Vorstandszeit sieht er durchaus: „Ich hatte im Fußball ein gutes Team, und im Vorstand habe ich das auch. Einer allein ist gar nichts. Wir sind in Heggen, was das angeht, sehr gut aufgestellt. Eine Mannschaftsleistung ist das, was wir im Vorstand betreiben“. Das ist umso beachtlicher in Zeiten, in denen ist extrem schwer ist, Ehrenamtliche zu gewinnen.

Der Verein ist sehr aktiv. Da sind die Crowdfunding-Aktionen, die erfolgreich verliefen. Vor zwei Jahren halfen sie bei der Anschaffung eines Kassenhauses, und zuletzt ermöglichten sie einen neuen Rasentrecker. Berghaus: „Unser Motto ist: Wir gehen nicht nur zum Sponsor und grasen ab, wir tun auch selbst etwas dafür, Geld in die Kasse zu kriegen. Ob das jetzt Schrottsammlung ist oder Crowdfunding“.

Dorf zieht toll mit

Übrigens: Den alten Rasentrecker in den Vereinsfarben grün gibt es noch, er steht auf Abruf bereit. Berghaus: „Der läuft auch noch, aber es kann ja sein, dass er irgendwann mal den Geist aufgibt. Am Daspel gibt es viel zu mähen“. Bedingt durch die Mehr-Summe, die beim Crowdfunding herausgekommen ist, gab es noch einen kleinen Handmäher obendrauf. Was Michael Berghaus damit sagen will: „Das Dorf zieht super mit! Auch in dieser schwierigen Phase jetzt“.

Michael Berghaus ist Teamplayer. Dennoch hört man häufig von anderen Vereins-Vorsitzenden, dass am Ende trotzdem alles bei ihnen zusammenläuft. Michael Berghaus: „Ja, letztlich ist es so, insgesamt aber ist die Arbeit gut verteilt auf mehrere Schultern“. Einige Vereine gingen dazu über, Gremien zu bilden, „ich bin eigentlich der Freund der Version, wie wir sie haben“, sagt der Vorsitzende des SV Heggen, „und bei uns ist es auch noch kein Thema, das mal zu ändern. Da kommt ein der berühmte Satz von Kunibert Kinkel, seines Zeichens Ehrenvorsitzender des SV Ottfingen in den Sinn, der einst sagte: „Einer muss vorangehen“. Das sei tatsächlich so, stimmt Michael Berghaus dem zu, „aber es ist natürlich auch schwer, Nachfolger zu finden“.

Kein Fan von Videokonferenzen

Diese Suche bleibt dem SV Heggen für die nächsten drei Jahre erspart. Michael Berghaus ist heute heilfroh, diese Generalversammlung noch hinbekommen zu haben. Die war eigentlich für den März vorgesehen, er hat dann sofort einen Termin beim Vereinswirt im September geblockt, und es hat geklappt, bevor der Corona-Lockdown erneut ins Land zog. Ein Fan von Videokonferenzen ist er so gar nicht. „Sowas ist weit weg für mich“, lacht er.

An Herausforderungen für die nächsten drei Jahre mangelt es nicht. So soll das Projekt LED-Licht am Daspel angeschoben werden. Michael Berghaus: „Die Anträge sind raus, die Kosten dafür auch, man muss ja ein Angebot einreichen“. Und der Rasen ist auch in den nächsten fünf Jahren an der Reihe. Der ist im Herbst 2006 fertig geworden. Michael Berghaus: „Eigentlich wollte ich mir den nicht mehr antun. Aber ich komme wohl nicht drumrum…“

Tabelle erfreut

Freude macht Michael Berghaus, dem Vorsitzenden des SV Heggen, der Blick auf die Tabelle der Fußball Kreisliga A. „Ich habe sie vor Augen, ja“, sagt er und lacht.

Mit Recht. Denn dort steht sein Verein auf Platz eins. Weit oben war die Elf vom Daspel auch schon vor der Saison erwartet worden. Topfavorit war und ist sicherlich der SV Türk Attendorn, aber Heggen wurde immer wieder als einer der Kandidaten genannt, und hat das auch nicht weit von sich gewiesen.

„Wir sind in der letzten, abgebrochenen Saison Vierter geworden, zwei Mannschaften sind aufgestiegen, dann bleiben noch zwei über, der Dritte und Vierte“, sagt Michael Berghaus, „ich sage das so, unter die ersten Drei möchten wir. Unsere Trainer werden mich jetzt erschlagen. Aber so ein bisschen Druck darf man ja mal aufbauen. Wir genießen den Moment absolut“.

Zufall ist es nicht, dass der SV Heggen dort oben steht, die Qualität ist da. Allerdings sieht Michael Berghaus die überkreisliche Liga, die Bezirksliga, mit etwas gemischten Gefühlen.

Dauerkarten ausverkauft

Sportlich, klar, ist das reizvoll. „Wenn das so kommt, ist es den Jungs absolut gegönnt, dann wäre das eine super Sache“, bekräftigt er, „interessanter, von den Zuschauern her, ist für mich die Kreisliga A. In der Bezirksliga würden möglicherweise nicht so viele Leute von auswärts mitkommen, Zuschauertechnisch würde das schon eine Einbuße geben, kann ich mir vorstellen“.

Aber das ist heute noch kein Thema. „Abwarten. Das ist doch ein langer Weg bis dahin. Wir nehmen den Schwung mit, wir sind gut unterwegs mit der jungen Mannschaft und die Zuschauer nehmen das gut an“, so Michael Berghaus’ Erfahrung, „wenn du oben stehst, kommen auch Leute, die vielleicht länger nicht auf dem Sportplatz waren. Unsere 50 Dauerkarten sind auf jeden Fall alle ausverkauft“.