Kreis Olpe. Die Verschärfung der Corona-Bestimmungen wird, das ist nun offiziell, auch am Amateursport nicht vorbei gehen.
So stellt der Fußball- und Leichtathletikverband (FLVW) den Spielbetrieb vorerst ein, und das in allen kreislichen und überkreislichen Jugend- und Amateurspielklassen. Das teilte der Verband gestern Abend mit, und darauf haben sich das Präsidium, die Vorsitzenden der 29 FLVW-Kreise sowie die spielleitenden Stellen in einer Videokonferenz verständigt.
Die Unterbrechung gilt ab dem heutigen Donnerstag, 29. Oktober und vorerst bis zum Ende der Gültigkeitsdauer der neuen Coronaschutzverordnung. Betroffen davon sind alle Meisterschafts-, Pokal- und Freundschaftsspiele.
Zudem empfiehlt der FLVW, den Trainingsbetrieb sofort einzustellen. „Im Vordergrund stehen jetzt die Gesundheit, die Vermeidung von Kontakten sowie die Unterbrechung von Infektionsketten. Wie im Frühjahr, möchte und wird der Fußball seinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie leisten“.
Nur: Spiele ohne Zuschauer, wie am Mittwoch bei der SG Finnentrop/Bamenohl, können nur Einzelfälle bleiben. Joachim Schlüter, FLVW-Kreisvorsitzender: „Das kann im Profifußball ja noch eine Lösung sein. Aber im Amateurfußball sind Geisterspiele der Tod der Vereine. Mal ganz abgesehen von der Faszination von Zuschauern und Stimmung fehlen den Vereinen die nötigen Einnahmen“. Fernsehgelder gibt es von der Kreis- bis zur Oberliga nicht. wenn Vereine nicht einmal Würstchen verkaufen dürfen, ist es ganz duster. „Nein, geht nicht. Entweder mit Zuschauern, und eine Zeit lang auch mit Zuschauer-Limit. Aber weiter nicht“.
Spielpläne in Schieflage
Wenn nun reihenweise Spiele ausfallen, kommen die Planer mit den Spielplänen ins Schleudern. Was ist davon zu halten, nur eine Hinrunde zu spielen und daraus den Meister und die Absteiger zu ermitteln? „Das Ziel sollte sein, so viele Spiele wie möglich sicher über die Bühne zu bringen“. Schlüter verwies darauf, dass man in der Saison 2020/21 bis Ende Juni Zeit habe. „Das sind fünf Wochen mehr als in sonstigen Spielzeiten. Und die Zeit sollte man dann auch nutzen“. Was in den großen Ligen, wie der 19er-Kreisliga B oder der 21er-Oberliga wohl auch vonnöten sein wird.
„Ruhe bewahren“ ist für Hartmut Baßenhoff das Gebot der Stunde. „Wir müssen nicht auf Biegen und Brechen Spiele durchführen“, betont der Kirchhundemer, der als Versitzender des Kreisfußballausschusses, Staffelleiter der Kreisliga A und Vereinschef des FC Kirchhundem gleich dreifach von einer Unterbrechung des Spielbetriebs betroffen ist. „Die Saison ist auch unter Normalbedingungen schon eng getaktet“, weist Baßenhoff vor allem auf die prall gefüllte Kreisliga B mit ihren 38 Spieltagen hin. Theoretisch wäre nach einer Regeländerung für die Hinrunde bis zum 30. Juni 2021 Zeit. Bis dahin müssen 50 Prozent der Spiele durchgeführt werden, um die Saison mit Auf- und Absteigern zu werten.
Baßenhoff weiß, dass Fußball unter Corona-Bedingungen den Vereinen einiges abverlangt. „Die Hygieneregeln können eingehalten werden. Aber das Papier ist das eine, die Umsetzung das andere“. Hier komme es auf die Verantwortlichen vor Ort an. „Beim SV Trockenbrück ist alles 100-prozentig geregelt“, lobt Baßenhoff stellvertretend den kleinen Verein aus Lennestadt. „Das ist der Preis, damit wir überhaupt Fußball spielen dürfen“, sagt der Kirchhundemer über den Aufwand, den die Vereine betreiben müssen.
Jürgen Müller ist seit Jahren mit Leidenschaft Nachwuchstrainer beim SV 04 Attendorn. Er glaubt zwar nicht, dass bei seiner C-Jugend Spieler wegen einer erneuten Corona-Pause die Lust am Fußball verlieren. Aber Müller hat aus einem anderen Grund „ein bisschen Sorge“, und das betrifft nicht das Sportliche. Der SV 04-Jugendcoach hat die Erfahrung gemacht, dass einige seiner Spieler „auf dem Platz sozialisiert werden, nicht zu Hause“. „Alle sind top in Ordnung und sehr diszipliniert“, halten sich die jungen Kicker laut ihrem Trainer beim Training und Spiel an die Hygienevorschriften und tragen die Masken bis zum Fußballplatz. Die C-Junioren, einige holt Jürgen Müller zu Hause ab, kommen umgezogen und nehmen ihre Trikots mit nach Hause. „Es ist ganz wichtig, das als Trainer vorzuleben“.
Nachwuchskicker sehr diszipliniert
Rolf Kantelhardt, Vorsitzender des Kreissportbunds Olpe, erinnertt sich an dieses Frühjahr. Da sei kein Unterschied gemacht worden zwischen Kontaktsport und kontaktlosem Sport, „Da sind alle über einen Kamm geschert worden, da war komplett Schluss.“ Beeinträchtigt wurde der kontaktlose Sport auch durch die Schließung der Klubhäuser. Kantelhardt, 1. Vorsitzender des Wassersportvereins Biggesee, war kürzlich auf der Deutschen Segelmeisterschaften in Hamburg. „Die Sportler kamen in Wohnwagen oder mit Zelten, weil die Duschanlagen geschlossen waren. Auch nicht prickelnd“.
KSB-Kurse in Gefahr
Im Frühjahr hatte der KSB denkkompletten Schulungsbetrieb eingestellt und im Sommer langsam wieder angefangen. Kantelhardts Erfahrung: „Unsere Kundschaft - wenn ich des mal so nennen darf - ist vorsichtiger gewesen. Unsere Kurse hatten weniger Zulauf“. Der KSB-Vorsitzende befürchtet, dass Kurse abgesagt oder stillgelegt werden“. Etwa 20 Kurse über mehrere Einheiten sind im Angebot.
Achim Henkel ist seit vielen Jahren Mitglied der SG Finnentrop/Bamenohl und Stammgast bei den Heimspielen des Oberliga-Aufsteigers. Der neue Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop ist auch unter Corona-Bedingungen in die H&R-Arena gegangen und hat dem Hygienekonzept des Vereins vertraut. Fußballspiele mit Mindestabstand und zuletzt Masken zu verfolgen, war auch für Henkel „am Anfang ungewohnt“.
Der CDU-Politiker, der am Sonntag Zuschauer beim Gemeindederby zwischen dem FC Finnentrop und der SG-Zweitvertretung war, hat festgestellt, „dass sich viele Vereine große Mühe gegeben haben“, die Hygienekonzepte umzusetzen und einzuhalten. „Auf den Plätzen, auf denen ich gewesen bin, sah das sehr ordentlich aus“. Von Geisterspielen im Amateurbereich hält er nichts. Henkel glaubt auch nicht, dass die komplette Serie gespielt wird. „Das ist schade“, sagt der Fußballfan, der sich so auf die erste Oberligasaison seiner SG Finnentrop/Bamenohl gefreut hat.
Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbäder werden geschlossen. Der Amateursportbetrieb wird eingestellt, Vereine dürfen also nicht mehr trainieren. Individualsport, also etwa alleine joggen gehen, ist weiter erlaubt.