Grevenbrück. Was macht ein Fußballtrainer, wenn sein Spiel Corona-bedingt ausfällt und 17 Spieler plus er selbst in Quarantäne sind?

Klar: Sein Auto waschen und den Rasen mähen. So jedenfalls ging es Wolfram Wienand (53) am vergangenen Wochenende. Viel mehr blieb ihm nicht übrig. Ein Fußballspiel besuchen, shoppen gehen oder einen Waldspaziergang machen schied als Alternative aus. Denn er durfte sein Grundstück nicht verlassen. Das hatte ihm das Gesundheitsamt telefonisch mitgeteilt.

Wienands Mannschaft, der Bezirksliga-Aufsteiger Rot-Weiß Lennestadt, hätte am Sonntag eigentlich gegen den SV Rothemühle gespielt. Doch corona-bedingt wurde die Partie abgesetzt. Bis zum 1. November ist die gesamte rot-weiße Mannschaft in Quarantäne.

Langweilig wurde es dem Trainer dennoch nicht. Es fiel einiges an organsatorischen Dingen an. So standen Corona-Tests an. Bis zum Wochenende war die Hälfte der Mannschaft getestet worden, am Montag war die andere Hälfte an der Reihe. Insgesamt 19 Personen – bis auf zwei Spieler der gesamte Kader, dazu Trainer und Betreuer – mussten sich dem Check unterziehen.

Angenehm überrascht

Die meisten Tests wurden in Rhode vollzogen. Dort, vor der Schützenhalle, hatte das DRK eine Teststation aufgebaut und dort war auch Wienand am Montag Morgen. Er war angenehm überrascht: „Das ging schneller als ich dachte. Das haben die wirklich gut gemacht“, lobte er DRK und Gesundheitsamt.

Er fuhr vor an der Schützenhalle, bekam eine Plastiktüte mit den Utensilien, dann folgte der Test. „Mir wurde erzählt, das mit dem Stäbchen in die Nase stecken sei fürchterlich unangenehm, da war mir vorher nicht ganz wohl“, lachte er, „aber so schlimm war’s nicht. Ein Drittel Nase, das reichte“.

Der erste Spieler war am Freitag um 9.45 Uhr an der Reihe. Logistisch ist das nicht so einfach. Wolfram Wienand: „Einige haben gar kein Auto. Und man darf nur mit dem Auto hinfahren, und das auch nur alleine“. Die betroffenen Spieler bekamen das elterliche Fahrzeug. Die Hälfte der Spieler kommt aus Grevenbrück, einige aus Meggen, einer aus Altenhundem. Das Gesundheitsamt veranlasst die Tests, das Deutsche Rote Kreuz teilt den Betroffenen dann mit, wo sie erscheinen müssen.

Dieses Drumherum nervt, klar. Es überschattet die schöne Sache Fußball. „Das ist bei uns auch so. Aber die Spieler haben Verständnis dafür, sie wissen, dass der Verein so reagieren muss, dass er die Vorgaben kriegt und das es nicht am Trainer oder Vorstand liegt, sondern an der aktuellen Situation.“ Nach wie vor haben die Kicker Spaß an ihrem Sport, hat Wolfram Wienand festgestellt.

Das Beste draus machen

Die Jungs versuchen, das Beste draus zu machen. „Aber je kälter es wird, umso bescheidener wird es“, erwartet der Coach, „da kannst Du nach dem Training nicht mehr sagen: Kommt mal eben zusammen, das ist noch zu besprechen. Da werden sie sagen: Lasst uns abhauen, wir fangen an zu frieren. Dafür muss man als Trainer dann auch Verständnis haben“. Was Wienand angenehm überrascht: Die Solidarität der Trainer untereinander in der Bezirksliga. Mit Jan Fünfsinn, seinem Eiserfelder Kollegen, hat er viel Kontakt: „Supernetter Typ. Wir telefonieren oft, seine Mannschaft spielt gegen die, die wir die Woche danach haben. Auch Thomas Scherzer von Salchendorf, Daniel Morillo von Rothemühle oder Steffen Wilmes vom VfR Rüblinghausen habe ich guten Kontakt“.

Nun steht die Entscheidung des Verbandes, den Spielbetrieb vorerst weiter laufen zu lassen, weil beim Fußball an sich nichts passieren könne. „Das glaube ich sogar“, sagt Wolfram Wienand, „das ist aber meiner Meinung nach nicht das Problem“. Kritisch sei für ihn da schon eher die Halbzeitpause und die Zeit vor und nach dem Spiel. Das, was Frank Keseberg, Trainer des SC LWL, in unserer Freitagsausgabe gesagt hat, findet Wienands volle Zustimmung. Die Mannschaft musste beim Pokalspiel in Helden im Freien ausharren, „Du kannst die Jungs nicht draußen lassen. Vor allem nicht, wenn es demnächst Minustemperaturen gibt. Dann hast du mehr Verletzte und Kranke als durch Corona.“

Nicht auf Biegen und Brechen

Seine Rechnung: Wenn immer nur drei Mann gleichzeitig duschen dürfen, es sind 15 Spieler, jeder braucht zehn Minuten, dann bleibe die „letzte Truppe vierzig Minuten im Regen stehen“. In Eiserfeld und Altenhof hat es ebenfalls gut funktioniert, auch da mussten die Grevenbrücker nicht verschwitzt die Heimreise antreten.

Doch was tun? Wienand hat dazu eine klare Meinung: „In Bayern spielen sie ja immer noch noch die letzte Saison zu Ende. Wir in Westfalen haben den Luxus, die Saison abgeschlossen zu haben. Ich bin nicht dafür, jetzt zu versuchen, auf Biegen und Brechen die 17 Spiele hinzukriegen. Dann sollte man im Extremfall die Saison im nächsten Jahr komplett neu starten“. Das Kabinen-Problem werde auf jeden Fall bleiben. In Lennestadt sei seitens der Stadt nun die Empfehlung ausgesprochen worden, auf den Sportstätten alle Räumlichkeiten zu schließen. Das habe RWL befolgt, um kein Risiko einzugehen.