Olpe. Mentor Hajdari, vor 42 Jahren im Kosovo geboren, berichtet, welche Bedeutung der Fußball in seinem Leben spielt.

Erfolg im Sport und im Beruf. Einer, der das mit bravourös geschafft hat, ist Mentor Hajdari. Mehrmals konnte der heute 42-Jährige Aufstiege feiern. Mit GW Elben stieg Hajdari 2002 und mit dem VfR Rüblinghausen einige Jahre später gleich zwei Mal in die Bezirksliga auf. Darüber hinaus wurde er mehrmals Kreisliga-Torschützenkönig. In der Saison 2007/08 spielte Hajdari beim Landesligisten VSV Wenden.

Neben seiner Fußball-Laufbahn machte Mentor Hajdari auch eine erfolgreiche berufliche Karriere. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei WeberHaus in Hünsborn führte sein Weg in die Automobilbranche. Nach einigen Jahren BMW Struwe landete er bei Mercedes Bald in Siegen, wo er seit 16 Jahren - und mittlerweile als Geschäftsführer tätig ist.

Mentor Hajdari ist ein Paradebeispiel dafür, dass Menschen mit Migrationshintergrund eine große berufliche Karriere absolvieren können. Mentor Hajdari selbst ist im Kosovo geboren, aber in Deutschland aufgewachsen. „Ich bin seit Kindesbeinen im Wendschen, genauer in Schönau-Altenwenden aufgewachsen. Meine Eltern sind in den 70er Jahren nach Deutschland gekommen. Das war die zweite Gastarbeiter-Riege, die damals herzlich willkommen war, um das Land mit aufzubauen“, erzählt Mentor Hajdari.

Heimat ist Deutschland

Für Mentor Hajdari gab es von Anfang an keine Probleme, was die Integration angeht. Dabei half auch – bzw. maßgeblich der Sport. Mentor Hajdari: „Ich habe das Thema Integration bezüglich meiner Person nie gespürt, gehörte von Beginn an immer dazu. Ich fühle mich auch nicht wie jemand, der nach Deutschland gekommen ist, vielmehr ist Deutschland meine Heimat.“

Mit dem Thema Integration sei er erst später konfrontiert worden. Hajdari: „Durch die Auswirkungen des Irak- und ehemaligen Jugoslawienkrieges in den 1990er Jahren mussten viele Menschen aus ihrer Heimat flüchten, die dann in Deutschland Schutz gesucht – und gefunden haben. Erst in diesem Zusammenhang habe ich sowohl beim Sport als auch in der Schule die ersten Berührungspunkte mit dem Thema Integration gehabt. Man ist sich in der Schule begegnet und hat auf dem Bolzplatz zusammen gespielt.“

Mentor Hajdari blickt auf seine Karriere in Bezug auf das Thema Integration zurück: „Ich habe in der Jugend in Wenden und Ottfingen/Rothemühle gespielt. Dann habe ich meine Ausbildung bei Weber Haus begonnen und bin daher nach RW Hünsborn gewechselt. Ich war also bei vielen Vereinen. Als Jugendlicher hat man sich keine Gedanken gemacht, ob jemand eine andere Herkunft hat.“

Im Seniorenalter ging es für Hajdari dann nach Kleusheim und danach nach Elben. „Als ich Spieler in Elben war, habe ich das Thema Integration noch einmal intensiver wahrgenommen. Unter der Leitung von Werner Heuel waren wir ein interessanter und bunt gemischter Haufen. Da lernte ich viel über andere Menschen und deren Nationalitäten“, erinnert sich Mentor Hajdar gerne und dankbar zurück.

Ein, so Hajdari, „prägendes Erlebnis“ aus etwas jüngerer Vergangenheit sei für ihn unvergessen. „Das war kürzlich in Rüblinghausen“, erzählt Hajdari. „Da war ein junger Mitspieler, der Flüchtling war. Ich hatte ihn angepflaumt, warum er in der Halbzeit lächelnd in der Kabine sitzt, obwohl wir 0:2 zurücklagen. Er antwortete mir: Mentor, immer wenn ich Fußball spiele, vergesse ich meine Sorgen. Dann ist die Welt immer schön, egal, ob wir gewinnen oder verlieren. Da war für mich wieder präsent, wie unwichtig manchmal das Ergebnis eines Fußballspiels ist.“

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als er über die Bedeutung des Fußballs bzw. des Sports für sich und die Allgemeinheit spricht. „Ich habe dem Fußball viel zu verdanken. Fußball ist ja nicht nur Sport. Fußball ist Begegnung, Fußball schafft Verständnis und Toleranz füreinander. Deshalb würde ich immer befürworten, eine Mannschaftssportart zu betreiben. Ich habe halt ein Fußballherz. Im Mannschaftssport spielt es keine Rolle, welche Religion, welche Nationalität, welches Bildungsniveau oder welchen gesellschaftlichen Status du hast. Da stehen lediglich der Sport und das Miteinander im Fokus. Das habe ich immer sehr geliebt und geschätzt. Wo haben wir das sonst noch in unserem gesellschaftlichen Leben?“, fragt Mentor Hajdari.

Er habe viele unterschiedliche Trainer gehabt, unter denen das Training nicht immer ein Zuckerschlecken war. „Darunter waren Werner Schumacher oder Udo Zimmermann. Ich war nicht immer mit allem einverstanden, was die so mit uns machten. Aber durch sie habe ich unsere heimischen Wälder besser kennengelernt“. lacht Hajdari.

Außerdem habe dieser „harte Schliff“ auch sein Berufsleben geprägt. „Wenn heutzutage bei der Personalauswahl Leistungssportler dabei sind, dann weiß ich: Die sind meistens schon sehr zäh. Die wissen, dass man für gute Leistungen hart arbeiten muss. Das haben die aus dem Sport ein stückweit übernommen. Wenn du Landesliga spielen willst, musst du eben mehr tun, als wenn du „nur“ Kreisliga spielst. Dinge wie Einsatz und Ehrgeiz brauchst du nicht nur beim Kicken, sondern eben auch im Berufsleben“, so Mentor Hajdari.

Durch Fußball viele Freunde gewonnen

Der 42-jährige, bald zweifache Vater blickt dankbar zurück: „Fußball hat mich sehr geprägt, weil ich viele, großartige Menschen kennenlernen durfte. Das hat außerhalb der aktiven Fußballzeit bis in die Berufswelt angehalten. Man begegnet sich immer wieder. Selbst wenn man nicht mehr spielt, ist es schön, mit anderen über Fußball zu reden. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich vielen Menschen, die ich durch den Fußball kennengelernt habe, immer wieder in meinem Berufsleben begegne und viele von ihnen sogar zu meinen Freunden zählen darf.“

Er habe in Deutschland nie negative Erfahrungen in Sachen Integration gemacht. Hajdari: „Für mich ist Deutschland ein großartiges Land. Das, was Deutschland für andere Länder und Nationen leistet, ist für mich einfach großartig. Die Menschen, die hier leben, können sehr stolz auf ihr Land sein.“

Man könne sicher über vieles diskutieren. Aber wie gut wir hier leben, habe auch die Corona-Krise gezeigt. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern seien wir bisher ganz gut durch die Krise gekommen. „Das hat viel mit Zusammenhalt, gegenseitiger Verantwortung, Verständnis und Toleranz zu tun. Ein gutes Fundament für unser Zusammenleben und das müssen wir uns unbedingt bewahren. Grundsätze, die im Sport immer präsent sind und gut funktionieren. Sicherlich geht es auch im Sport schon mal emotional hoch her und es fallen Worte, die nicht immer dahin gehören. Aber nachher reicht man sich die Hand, genießt gemeinsam ein Kaltgetränk und die Welt ist wieder in Ordnung“, sagt Mentor Hajdari.