Kreis Olpe. Ein Fußballer, der 5,5 Millionen Liter Milch im Monat transportiert, ein Fleisch-Sommelier, ein Heizungsbauer, der Pflegekraft im Hospiz wurde.
Sehr vielfältig sind die Berufe, die unsere Sportlerinnen und Sportler ausüben. Wir haben die zehn Interessantesten gesammelt.
1 Michael Bender (Fußballer bei der SG Kirchveischede/Bonzel und Gleitschirm-Fluglehrer): Als wir Michael Bender am Telefon erreichten, blickte er gerade eine große Wiese herunter, und auf Kühe. Sein Arbeitsplatz ist ein Traum, er liegt oberhalb von Oberstdorf. Bender, Fußballer bei der SG Kirchveischede/Bonzel, ist seit vier Jahren Fluglehrer. „Pech mit dem Fußball“, wie er es ausdrückt, veranlasste ihn zur Suche nach einer Sportart, die man bis ins hohe Alter ausüben kann. Vor vier Jahren wurde er Fluglehrer. Zuvor, seit 2007, übte er diese Sportart Gleitschirmfliegen aus. „es hat mich gepackt, es lässt mich nicht mehr los“, sagt er.
2 Sandra Föhrdes (Fußball-Schiedsrichterin und Tierärztin): Was gibt es schöneres, als eine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sandra Föhrdes, Schiedsrichterin von Rot-Weiß Lennestadt, ist dies vollauf gelungen. Seit ihrem sechsten Lebensjahr reitet sie, seit zweieinhalb Jahren ist sie Tierärztin. Und ihr Arbeitsplatz ist eine der größten Pferdekliniken Europas.
Die hat ihren Sitz in Leichlingen, Sandra Föhrdes wohnt im nahen Leverkusen, 50 Meter Luftlinie von der BayArena entfernt. Dort ist Platz für 100 stationär zu behandelnde Pferde. Sandra Föhrdes geht in ihrem Beruf auf, sie behandelt sowohl das Shetlandpony von Privatleuten, als auch Sportpferde. Ihre Patienten sind 600 bis 1000 kg schwer. Als Schiedsrichterin, was sie seit 16 Jahren ist, hat sie ebenfalls großen Erfolg. So ist sie Assistentin in der ersten Bundesliga, was für sie Fahrten nach München, Potsdam oder Bremen bedeutet. Auch bei einem internationalen Turnier in Dänemark ist sie aktiv gewesen.
3 Adrian Schulte (Fußballer bei den SF Dünschede und examinierter Altenpfleger): Adrian Schulte ist als gebürtiger Heldener „über Umwege“ beim Nachbarverein SF Dünschede gelandet. Dort spielt der inzwischen 30-Jährige seit 2008: zu Bezirksligazeiten als Libero, inzwischen ist er in der Offensive gelandet. Auch beruflich verlief sein Weg mit einigen Wendungen. Der gelernte Heizungsbauer war in seinem Job nicht glücklich und machte eine Ausbildung als examinierter Altenpfleger. Nach einem Praktikum im Hospiz in Altenhundem arbeitet er dort seit fast einem Jahr, als einer von nur drei männlichen Pflegekräften. Die Begegnung mit dem Tod gehört zum Alltag. „Das ist schon eine psychologische Belastung“, sagt Adrian Schulte. Umso wichtiger ist der Ausgleich Fußball für den Stürmer. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben den 30-Jährigen doppelt getroffen: im Hospiz und auf dem Fußballplatz. „Das ist kein Beruf, den man 20 bis 25 Jahre machen kann“, weiß Schulte. Aber er will sich weiterbilden und im Gesundheitswesen bleiben..
4 Marco Jung (Geschäftsführer und Fußballer beim SV Brachthausen/Wirme und Geschäftsführer der Firma Jung Lebensmitteltransporte): Wenn Marco Jung nachmittags den Sportplatz des SV Brachthausen/Wirme betritt, dann hat er vorher schon oft im wahrsten Sinne des Wortes „die Milch gegeben“. Besser gesagt: die Milch abgegeben.
Denn der Geschäftsführer des B-Kreisligisten führt diese Tätigkeit nicht nur bei seinem Fußballverein aus, sondern seit dem 1. Januar 2017 auch in der Firma „Jung Lebensmitteltransporte“ in Wirme, die 1958 von Marco Jungs Großvater Günter Jung gegründet wurde. Am 1. April 1991 übernahm Heinz-Jürgen Jung die Firma von seinem Vater. Am 1. Juli 2010 stieg Herr Marco Jung, der gelernter KFZ-Mechatroniker ist, in das Unternehmen ein und wurde sieben Jahre später an der Seite seines Vaters Heinz-Jürgen Geschäftsführer.Die Firma „Jung Lebensmitteltransporte“ sammelt Milchprodukte in Schmallenberg, Winterberg, Medebach, Sundern, Neuenrade, Soest, Wickede, Fröndenberg, Iserlohn, Eslohe und Meschede ein und bringt sie zu einer Molkerei nach Köln. Insgesamt transportiert die Firma Jung 5,5 Millionen Liter Milch im Monat.
Dafür stehen fünf große LKW mit Anhänger zur Verfügung. Und sehr oft sitzt Marco Jung selbst am Steuer. „Wir fahren meistens zwischen fünf und sechs Uhr morgens los. Und das 365 Tage im Jahr. Also auch samstags und sonntags und an Feiertagen“, erzählt Marco Jung. Und warum beschränkt er sich nicht auf seinen Job im Büro? „Ich bin ein offener Typ“, sagt Marco Jung. „Ich bin gerne an der Basis bei den Landwirten. Dann hat man das Gesicht des Gesprächspartners vor Augen und weiß, mit wem man es zu tun hat, wenn man mit ihm etwas Wichtiges bespricht. Das ist beim Telefongespräch nicht der Fall.“
Und nach getaner Arbeit im Büro geht es zum Fußball. Marco Jung ist Spieler und Geschäftsführer beim SV Brachthausen/Wirme. Darüber hinaus ist der 30-Jährige seit Februar im Vorstand des Kirchhundemer Gemeindesportverbandes tätig. „Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich habe sonntags vor einem Fußballspiel auch schon Milch gefahren“, lacht Marco Jung. „Aber Fußball und der SV Brachthausen/Wirme sind meine großen Hobbys. Und dafür setze ich mir gerne ein.“ “.
5 Tim Arne Sidenstein (Läufer bei der SG Wenden und Produktentwickler bei Griesson-deBeukelaer): Ob Tim Arne Sidenstein gelaufen ist, um dem potenziellen Kalorienproblem seines angestrebten Berufes zu begegnen, sei dahingestellt. Fakt ist, dass der „Bachelor of science im Bereich Lebensmitteltechnologie und -Management mit dem Schwerpunkt gesunde Ernährung“ in etwa fünf Jahren mehrere deutsche Meistertitel nach Wenden entführte. Nach seiner Ausbildung zum Konditor absolvierte er 2011 den betriebswirtschaftlichen und pädagogischen Teil der Meisterprüfung in Olpe an der Bäckerfachschule. Seit 2015 ist Sidenstein Produktentwickler bei Griesson-deBeukelaer in Polch. Zuerst als klassischer Entwickler, heute als Teamleiter. Er gewann 2017 den Förderpreis der Stiftung „Goldener Zuckerhut“.
6 Lukas Rademacher (Westfalenliga-Fußballer beim FSV Gerlingen und selbstständiger Dachdecker): Nicht nur auf dem Fußballplatz rinnt so manche Schweißperl über die Stirn von Lukas Rademacher. Denn seit Vier Jahren ist der Stürmer des Fußball-Westfalenligisten FSV Gerlingen als Dachdecker in der Firma seines Vaters „Thomas Rademacher Bedachungen“ in Gerlingen tätig. Geplant war das eigentlich nicht. Den wollte Lukas Rademacher wollte nach dem Abitur 2015 am Franziskus-Gymnasium Olpe auf Lehramt studieren. „Aber dann bin ich nach einem Sabbath-Jahr 2016 doch in der Firma meines Vaters gelandet, obwohl der gesagt hatte, man könne das Geld auch leichter verdienen“, lacht Lukas Rademacher. „Ich habe dann die Gesellenprüfung gemacht. In den nächsten Jahren möchte ich auch den Meister machen und irgendwann mal die Firma von meinem Vater übernehmen.“
Interesse an dem Dachdecker-Job hatte Lukas Rademacher schon früh. „Mein Vater hat mich in den Ferien immer mitgenommen. Das hat mir immer viel Spaß gemacht“, erzählt Lukas Rademacher. Und das macht es ihm sichtbar immer noch. „Sicher ist es manchmal anstrengend. Vor allem, wenn es so extrem heiß ist oder auch im Winter. Aber ich kann jedem, der handwerklich begabt und interessiert ist, den Dachdecker-Job nur empfehlen. Es ist ein sehr vielseitiger Beruf“, so Lukas Rademacher.Und natürlich kommt der Fußball nicht zu kurz. Denn Lukas Rademachers Vater Thomas und sein Onkel Ralf, der auch in der Firma tätig ist, haben viele Jahre für den FSV Gerlingen gespielt. Lukas Rademacher hofft, dass er schnell richtig fit wird. Lukas Rademacher: „Leider habe ich mir im Herbst 2019 eine Schambeinentzündung zugezogen und konnte bis Februar nicht spielen. Dann kam Corona. Ich hoffe, dass es nach der langen Pause bald wieder aufwärts geht.“.
7 Thorsten Arens (Handballer in Lennestadt und Leiter der Firma „Star, technische Kunststoffe“): Thorsten Arens’ Firma hat ihren Sitz in Kirchhundem. Sie produziert unter anderem Kunststoffteile für Maschinen, für Medizintechnik und ist auch spezialisiert auf Stanztechnik für Leder, Filz und Schaumstoffe. Corona habe seine Firma „nicht so erwischt“, sagt er, „zum Glück sind wir vielfältig aufgestellt und innovativ“. Sechzig, siebzig Stunden die Woche kommen da zusammen. Man tritt dem 48-Jährigen nicht zu nahe, wenn man ihn Handball-Urgestein nennt, noch heute spielt er bei der HSG Lennestadt/Würdinghausen. Klaus Kraß hat ihn noch nicht „aussortiert“. Arens muss lachen: „Ich bin noch dabei“.
8 Daniel Denkert (Fußballer des FC Altenhof und Kämmerer): Er bewegt im Jahr um die 40 bis 45 Millionen Euro. Und das macht er nicht bei seinem Fußballverein, dem FC Altenhof, sondern in der Gemeinde Wilnsdorf. Daniel Denkert, in Fellinghausen zu Hause, ist dort Kämmerer. Er verantwortet die gesamten Finanzen der Kommune. „Wenn das der Kassierer des FC Altenhof stemmen müsste, könnte er wahrscheinlich nicht mehr gut schlafen“, lacht er. Denkert ist erst 39 Jahre. „Es sind doch eher Menschen im gesetzteren Alter, die diesen Beruf ausüben“, weiß er. Er war beim Einstieg 34, „außergewöhnlich und wohl auch der Grund, warum nicht so viele aktive Fußballer Kämmerer sind“. Denkert wurde 2015 Nachfolger von – Uli Berghof, heute Bürgermeister von Drolshagen. Fußball spielt er, seit er 12 Jahre ist, aktuell in der Zweiten, unter Thorsten Holterhof und Oliver Kruse. Dort ist er Vizekapitän. „Da sind beide Trainer jünger als ich“. Einmal durfte er mal in der Bezirksliga-Elf unter Oliver Mack ran. „Bei einem Freundschaftsspiel…“
9 Tim Weber (Fußballer beim FSV Gerlingen und Metzgermeister): Der Torjäger des FSV Gerlingen absolvierte eine Lehre als Metzger mit anschließendem Meister, sowie eine Ausbildung als Koch. Ein weiteres Qualitätsmerkmal war seine Ausbildung zum Fleischsommelier. „Es gehört zu meinem Berufsverständnis, das man sich als Genussbotschafter sich über gesunde Ernährung mit Fleisch auskennt. Zum Beispiel über Ursprung, Rasse Schlachtung bei der Herstellung und Zubereitung“, sagte Tim Weber.
10 Tobias Stevens (Spielertrainer von GW Elben, Gesundheitspfleger): Die Zahl 10 ist für Tobias Stevens im sportlichen und beruflichen Leben von Bedeutung. Nach einer Dekade bei seinem Heimatverein FC Altenhof suchte er eine neue sportliche Herausforderung. Als Spielertrainer schaffte er auf Anhieb mit Grün-Weiß Elben den Aufstieg in die Kreisliga A. Vertrauen erarbeiten, nach Lösungen suchen. Nach 10 Jahren als Gesundheits- und Krankenpfleger auf der neuphilologischen (Nieren-) Abteilung des Kreisklinikums Siegen suchte Stevens nach neuen beruflichen Feldern. Beim medizinischen Dienst der Krankenkassen gab es die Chance. Für diesen begutachtet er Patienten und empfiehlt den Pflegegrad der Hilfsbedürftigkeit.